Vom Loslassen, Suchtdruck und Wegsein … aus dem Raum der Nichtlösung (mich) wahrnehmen… und Wahrnehmung bleiben.

Loslassen und Zulassen sind meine Lebensthemen. Loslassen meint nicht, das dann etwas oder jemand „weg“ ist! Ich beobachte in mir wie das Wegmachen etwas Aktives eine wegschiebende, abwendende Energie(blockade) ist und loslassen etwas Passives, ein sein lassen wie es ist, auch wenn es mir gar nicht gefällt und eine (sehr) unangenehme Energetik mit sich bringt.

Um meine Lage zu kontrollieren, wird aus dem Lassen manchmal ein Wegmachen. Oder ein im Kopf gebastelter (innerer) Abschied, weil die Gefühle, die auftauchen, wenn etwas oder jemand einfach in Ruhe gelassen wird oder es dem Leben / Universum / Gott überlassen wird, was als nächstes geschieht Kontrollverlust bedeutet und der darf nicht (vollständig) auftauchen. Nicht die Ohnmacht, nicht der Schmerz, nicht die Trauer, Hilflosigkeit oder Wut. Nicht die vollständige Auslieferung an das was (nicht) ist. Es darf nicht sein, dass niemand da ist und mich begleitet. Und Mitsein eben geht und kommt wie es will und nicht mein kleiner Wille zu meinen braucht. Diese Kontrolle ist das Gegenteil von Loslassen. Die Kontrolle gehört zum Notkreislauf, in dem ich eher zum Täter, statt zur Selbstbestimmten werde, um nicht zu spüren wie unterlegen, überfordert und ohnmächtig es sich anfühlt als Opfer des Geschehens (das ich vielleicht auf höherer Ebene gewählt habe).

Loslassen konfrontiert mich mit dem inneren Kind das fragt „Wann ist es denn jetzt endlich so weit? Wann sind wir denn da und in liebevoller Verbindung? Wann komm denn endlich wer zu mir? Wie erreiche ich wen der bleibt?“. Zusammengefasst „Wann ist es denn endlich so, wie ich will?“. Es konfrontiert mit meinem Festhalten an der Vorstellung, da sollte wer mit mir sein und beistehen. Und diese inneren Kinder leben in mir unter dem Motto „ich werde nie wieder jemanden loslassen, die/der mich ein klein winziges bisschen lieb gehabt hat.“. Das wehr all die Überforderung Verlassenheit ab, um das nicht zu fühlen. Und womöglich von diesem überwältigenden Schmerz, alleine da zu sein, fortgespült zu werden.

Daran ist überhaupt nichts verkehrt, dass es ein „ich will“ gibt. „Ich will“ ist der Beginn einer bewussten Schöpfung von „ich bin“. Und selbstverständlich hat „ich will“ eben das Gegenteil von „ich will nicht“. Und das ist sehr wesentlich, um in einer Welt getrennter Biosysteme und begrenzten Ressourcen Grenzen zu ziehen. Sobald das „ich will nicht verlassen sein“ aber zu einem Widerstand wird gegen das, was gerade ist und geschieht, ist der Ursprung jeden Leids aufrecht. Und damit auch der Beginn jeder offenen oder verdeckten Gewalt, die dazu ausgelegt ist, anderen den eigenen Willen überzustülpen. Das ist Krieg und keine Liebe. Kontrolle und keine Freiheit. Notkreislauf und keine echte Sicherheit.

Loslassen ist „ich lasse dich in Ruhe mit deinem“ und fokussiere mich auf meins. Da gibt es immer genug zu spüren, fühlen, sehen und erfahren. Es ist für mich mehr ein liebevolles Raumgeben, als ein „Es ist mir gleichgültig“. Das ist es aber fast nie, denn selbstverständlich sind auch hier Wünsche und Bedürfnisse. Dennoch gibt es immer Raum, so viel eben gebraucht wird und wenn der bis zum Rest des Lebens andauert, dann wächst daraus ein Abschied. Es bedeutet, dass ich einverstanden bin, all das zu empfinden, zu erleben und anzusehen, was dadurch in mir auftaucht. Dann bin ich die passive zulassende Schöpferin des Lebens. Eingelassen vertrauend losgelassen dafür jeden Zustand zu erleben.

Darin geschieht ein Fallen ins Ungewisse. In die reine direkte Wahrnehmung dessen was da ist in mir. Wieder und wieder und wieder und wieder und oft so alleine in mir ohne jemanden entsteht eine inneres Zittern ohne äußeren Ausdruck, klebrig anspürend wie der Schleim einer Nacktschnecke. Ein rauchiger mit strengem Geruch überdeckter Geruch in der Nase (obwohl ich nie geraucht habe, aber meine Oma heimlich als ich blöderweise drauf kam gab es eine Tracht Prügel und das erzwungene Versprechen niemand davon zu erzählen), die Schleimhäute austrocknend nichts schmeckende zusammenziehende Energetik.

Das ist eine besondere Energie, die nach außen will und diese Energie lässt mich nicht bei mir sein. Sie sagt „du musst, darfst nicht, du sollst, nur nicht brauchen“. Die fühlt sich immer gleich an und erzählt nur neue Geschichten. Die sagt immer nur „du bist falsch, du machst falsch; das kann nicht sein, dass wir nichts „tun“ als laufen lassen was ist“. Eben dieses Sein- wie Loslassen und nur den (fehlenden) Impulsen folgen verbietet sie streng. Ja kein lösungsloser Raum, such wen auf, mach was, versuch was auch immer, streng dich an anders zu sein. Die bringt mich aus dem Fluss des Lebens und aus dem (Selbst)Kontakt.

Ich kenne diese Energetik, das ist eine Sucht und die ist zu entwöhnen. Das Wesen einer Sucht ist ein Suchtdruck (ich muss das jetzt was auch immer umsetzen damit dieser Druck nicht mehr gefühlt wird) der im dem Folgen den Druck kurz entlässt und gleichzeitig bekomme ich dadurch wieder Suchtdruck. Das heißt dem Suchtdruck folgen erhält den Suchtdruck aufrecht. Der Energie nachgeben sorgt dafür, dass die Energie wieder kommt. Das treibt einen (mein ich) ständig an. Sie begleitet mich seit ich denken kann in Suchtverhalten. Sport-, Alkohol-, Mager-, Arbeits-, Helfer-, Kaffee-, Gurusucht hab ich scheinbar „überwunden“ und doch nur, wie jetzt klar retourblickend spürbar da ist, jeweils ins nächste Substanz/Verhaltenssuchtmittel, mit dem meine Leere vermieden werden sollte, verschoben in das was jetzt da ist so eine Art „Liebessucht“. Das ist keine Liebe oder zumindest keine reine Liebe, es ist ein klebriges Gemisch aus „lieben“ unter der Bedingung „zurück geliebt zu werden“ sprich Aufmerksamkeit, Nähe und Zuwendung zu bekommen. Die ist krass unangenehm und macht so sehr hilflos, weil da ja nun ein unaustauschbares freies Gegenüber teil des Geschehens ist.

Diese Energie zieht mich immer ins außen. Auch wenn sie mit „ich darf auf keinen Fall was auch immer machen (an … denken jetzt gerade im schreiben). Anhalten nur wahrnehmen wie ich weg von mir wandere und an sie denken. Dann das denken „ich darfst nicht an sie denken“. Ich musst es richtig machen. Gedankenpoltern mit „du hast es schon wieder falsch gemacht“, und „das hättest du nicht tun dürfen“. All das sehe ich. Dieses verletzte Selbst das so sehr festhält und das Festhalten verurteilt. Im Wahrnehmen bleiben ist da Trennung. Und Druck die aufheben zu wollen. Zunehmende Anspannung. Noch mehr Trennung von mir, die meint „es muss anderes werden“. „Ich brauche diese Verbindung“ Gedanken. Druck es muss anders sein. Der Druck erzeugt noch mehr Trennung, die mich von mir wie ich gerade bin wegdrückt. Weinendes mich getrennt fühlen holt mich zurück. Traurig und hilflos daliegen. Darin wieder Druck „ich muss was machen“, um kein getrenntes autonomes Wesen mehr zu sein. „Ich muss mich überwinden“ Gedanken. Ein fragendes Herz was da bitte überwunden werden kann, wenns duch wund ist. All das beobachten und diszipliniert bleiben im mich wahrnehmen.

Nagende Ungeduld in dieser suchthaften Energie, die was anderes will als ist. Ja diese Energie will mich wegziehen von dem Wahrgenommenen. Die verführt in ein beliebiges Handeln, Interpretieren, Kontrollieren, dringendes Suchen von was bis zum Apell: „Hör auf geh nach außen“. Die Energie will wen fassen. Da ist etwas, das meint ich bin dem Außen und der Anderen ausgeliefert. Der Welt, dem Gegenüber was liefern zu müssen, um Kontakt zu haben. Das macht Druck im Brustkorb und zusammenziehen im Bauch. Es spürt sich an wie im Zwerchfell zerissen werden. Und dann der Gedanke „ich kann nicht“ ohne zu wissen was ich eigentlich nicht kann.

Dann Leere und nur Atembewegungen wahrnehmen. Das System schaltet ins Nichts. Für unbestimmte Momente bin ich weg. Dann Trauer, es ist traurig dass es da leer ist. Tränen steigen auf, entspannen. „Tränen sind besser als Nichts“ denken. Dann eine subtile kleine Angst, wenn ich zu erschöpft bin und nicht mehr weinen kann, könnte mich die Nichtexistenz für immer überwältigen. Die wird größer und ich bin raus, brauche ausagieren, schütteln, orientieren und reflektieren meines Entwöhnungsprozesses des „nach außen Gehens“.

Das Handeln und die Geschichten hat ganz viele Facetten, aber die Energie ist immer die gleiche! Ihr Ursprung ist das „ich bin nicht liebbar so wie ich bin“ und ein „du wirst nicht überleben damit deinen Impulsen zu folgen“. Eine „so wie du bist, funktioniert das Leben nicht“ Grundüberzeugung. Dazu gehört auch die zurüchaltende Energie „das darf ich nicht“ alles unterdrückt mich nur. Die verbietende ist genau die gleiche Energie wie die „das muss genau so sein“ Energie. Sie sagt immer „so wie es jetzt ist, darf es nicht sein“. Je mehr ich die wahrnehmen kann und sie sein lassen kann ohne ihr zu folgen, umso weniger drückt sie mich weg von mir.

Diese antreibende oder zurückhaltende oder ein- wie wegfordernde Energie ist auszuhungern. Sie macht etwas was eigentlich nicht dran ist. Ich werde immer feiner im Wahrnehmen wo innen die Impulse „so nicht“ in mir auftauchen zu dem wie ich und es ist. Auf die ist immer draufgehaut worden mit „das Leben hat hart zu sein und bedeutet Schmerz zu erleben“. Das direkte Wahrnehmen davon wie mir das weh tut, schafft Raum den gespeicherten Automatismus zu enttarnen und mit Mitgefühl ins Herz zu rutschen, um diesen Kreislauf aus der Kraft des Geistes diszipliniert auszuhebeln. Das gelingt nur wenn mein Erwachsenes wach da ist und die Kleinen, die so sehr „wenn zum lieb haben“ und „in der Not erreichen können“ brauchen. Bin ich nicht da leben die mich. Dann ist da keine wahrnehmende Präsenz, kein Halt, nur mehr Leere, die dann tatsächlich „wahrgenommen werden“ um jeden Preis (jede Abwertung ist besser als nichts) braucht, um weiter zu existieren. Dieser riesige alte Mangel an Zuwendung meines ungesehenen, ungeliebten, unbefriedigten einsam schreienden Kindes traut mir das Halten mitunter nicht zu. Ich bin denen zu wenig. Verständlich vor allem im überforderten harten Notmodus der letztlich nur „ältere“ innere Kindanteile darstellt. Wenn die Identifikation mit denen groß ist, entgleitet mir das Leben.

In meinem System ist eine zentrale Neigung abgespeichert und die geht Richtung Schmerz und Härte. Das erfahre ich rund um die Uhr. Mein System hat gelernt „es schmerzt zu sein“. Und nur zu sein bedeutet Schmerz. „Nur da sein tut weh“ ist mein Automatismus. Das Sein ist nicht toll in mir. Ich bin dann da seiend nicht da, aber Leiden ist da. Da ist nur Leiden ohne einem ich das was tun könnte. Da ist ein Schmerz der kommt nicht aus dem ich. Da ist mitunter gar kein ich mehr, da ist nur noch Schmerz. Nur noch unbegrenzter Schmerz, weil ja kein ich mehr da ist. Immer währendes Leid als Erfahrung. Unbegrenztes Leid, weil auch kein begrenzendes ich mehr da ist. Ich habe also die Wahl von meinem antreibenden wollenden ich erschöpft zu werden oder ohne ich unerschöpflich zu leiden. Hier vermischen sich die „noch kein ich“ habenden Kinderzustände mit dem übergeordneten „eigentlich ist da kein ich“ im Sinne von Person sondern nur Bewusstsein. Nulllinie im Herzen, Liebesquelle versiegt für mich, ohne Zuwendung von außen kein Mitgefühl für mich aufbringbar. Darin ich bin erschöpft von meiner eigenen Verzweiflung.

Diese bedingungslose Annahme macht mitunter andauernd beschissen bleibend. Ist ja keiner da der was ändern kann. Erlebte Not ohne Gedanke was zu ändern, weil „das ist“ was erfahren wird, also erfährt es sich. Die, die etwas ändern könnte als „ich Gedanke“, ist nicht mehr da. Es ist alles egal und alles andere als angenehm. Dennoch es darf ja auch das Elend erfahren werden. Alles innen sagt „ich kann eh nichts machen, schon gar nicht im außen“, „mich gibt es gar nicht für Andere“ und dann wird das so erfahren. Tod gibt es auch nicht, dann weg, warum auch nicht, alles egal. Da ist nichts was sich umbringen kann und jede Menge Schmerz. Hier kreisen dann die Suizidgedanken die Abwesenheit ein. Das ist keine Existenz. Sondern schlicht erschöpft sein in der Verzweiflung einer Nichtexistenz. Ich kann nicht und bin irgendwie dennoch da.

Somit bin ich mit der schonungslosen Selbstkonfrontation am Ende für jetzt. Klarer da mitten im kalten Entzug von der Liebessucht selbstdiszipliniert im „bleib bei und in dir“. Noch habe ich nicht alles gegeben, nicht die volle eigene Wahrheit gegriffen und mein Sein verkörpert. Noch erlebe ich mich nicht frei liebend. So ist es jetzt mitten im Entzug vom zurück geliebt werden wollen. Reinsinkend in die radikale Akzeptanz der Einsamkeit und da bleibend mit meiner (Nicht)Existenz. Ich bin da und manchmal bin ich auch nicht da. Es geht und manchmal geht auch gar nichts mehr. Es hat okay zu sein selbst im „gar nichts ist okay“. Schlicht weil es ist.

Nur da wo Leere und Halt/Rahmen ist, kann etwas durchfließen. Weiter wahrnehmen lohnt sich für was auch immer. Wahrnehmung ist. Ich bin das was wahrnimmt. Ich bin die Leere genauso wie das was in Liebe zerfließt, wenn ich mir den Halt der Wahrnehmenden möglich machen kann. Letztlich unvermeidlich losgelassen im Sein.