Die zwei größten Lügen …

… die mir mein Verstand erzählt seit ich denken kann:

„so wie ich bin, bin ich nicht gut genug bzw. richtig“

„so wie es jetzt ist, ist es nicht in Ordnung“

Beides bedeutet im Widerstand zu sein mit dem wie es ist. Aber so ist es jetzt und wenn ich es nicht will kämpfe ich mit dem Leben. Byron Katie sagte treffend „wenn du mit der Wirklichkeit kämpfst, verlierst du“. Dann bin ich Teil des Krieges und nicht des Friedens. Wenn ich es sein lasse bin ich im jetzt und im sein. Dann lebe ich im Fluss mit dem Leben und alles was lebendig ist, ist meine Medizin. Und dann bin ich im Frieden mit allen was jetzt so ist wie es ist.

Wenn ich das streben und das ich bin nicht gut genug loslassen kann, dann komme ich raus aus der Erschöpfung. Alles aufgeben jede Idee, Gedanken, Konzept … weil das hat mich fertig gemacht dieses andauernde Streben, Wissen was sich gehört und gleichzeitig meinen inneren Terror des „ich bin nie gut genug“ verbergen.

Haben meine Sorgen je etwas in dieser Welt verändert?

Hat mein Leid je irgendetwas in dieser Welt verändert?

Heilige Scheiße nein!

Bin ich süchtig nach Gedanken? Was bringen Sorgen und Leid?

Kann ich in die Sorgen und das Leid hinein entspannen? Ja ich lerne es und das hat meine Grundhaltung dem Leben gegenüber fundamental verändert. Wissen ist Macht, aber nur dann wenn man macht was man weiß. Macht muss nicht ausgespielt werden, sie kann auch einfach sein. Die Sonne ist auch mächtig und strahlt einfach.

Der Verstand kann sich nur aufrechterhalten im Widerstand hin und her springend zwischen Vergangenheit und Zukunft. Damit hält er einen im Griff. Die Frage ist kann ich den Verstand loslassen. Der Verstand ist ein gutes Werkzeug und damit mein Diener. Und ich bin ein Werkzeug des Lebens. Kann ich diese neue Wahlmöglichkeit annehmen? Immer öfter den Fokus auf das Loslassen legen. Im Jetzt leben und den Fokus auf die Gefühle legen.

Es geht um die Öffnung immer mehr möglich zu machen und für möglich zu halten. Mehr zulassen als bisher darum geht es im Kern!

Den Verstand neu ausrichten auf die Möglichkeiten und ihn mit guten Fragen beschäftigen: Wessen bin ich mir jetzt bewusst? Was ist jetzt, was fühle ich, wo bin ich gerade, wie geht es mir, was will ich, was will das Leben von mir? Bin ich authentisch, wirklich ehrlich zu mir selbst? Welche Bedürfnisse sind im Raum? Was betrifft mich? Welche Gefühle wollen da sein? Was passiert, wenn ich sie lasse, wie sie sind? Wie bin ich in diesem Moment? Wie gehe ich damit um was mir geschieht?

Körperlich sind die Traumen relativ schnell verheilt und nur die Erinnerung im Verstand reaktiviert den Schmerz immer wieder. Der Körper ist ein Transformationsorgan, der hält nichts fest, wenn man ihn nicht dazu zwingt. Nur wenn ich mich erinnere kann es eine Relevanz für diesen einen Moment jetzt und hier haben. Über die Gefühle kommt das Trauma wieder in meinen Leben, dann fühle ich die Gefühle und darüber kann ich es integrieren und damit heilen. Jeden Moment schickt mir das Leben das was ist, um heilen zu können. Manchmal ist Leben halt sterben üben.

Man kann im Herz nicht verletzt werden, sondern nur im Verstand und im Körper. Das Glauben können und daraus leben braucht Zeit. Es braucht Mut sich nichts mehr vorzumachen.

Selbstvergeben meint, ich vergebe mir alles, was mein Verstand meint, das Falsch gelaufen ist. Vielleicht ist Akzeptanz die Annahme der Rollen die ich eingenommen habe.

Für mich ist Leben eine Übung von Hingabe und sich einlassen an das was ist. Ich bin lernendes Bewusstsein. Ich und du wir dürfen erkennen, dass jede/r in jedem Moment absolut gut und genug ist. Ich erlaube mir jetzt so gut zu sein wie ich bin. Alles ist gut, jetzt kannst du leben, das heißt nicht alles ist fertig! Das ist die Basis für die Weiterentwicklung, das wahr- und annehmen davon was jetzt ist. Wenn du bei und mit deinen Gefühlen bist, dann bist du lebendig. Wenn ich wie häufiger zuletzt Wut fühle ohne etwas damit zu tun, dann entwickelt sich daraus eine enorme Klarheit und Kraft. Je authentischer man seine Gefühle fühlt, umso weniger muss ich sie ausagieren.

Viele denken, wenn ich aufgewacht bin, bin ich am Ziel. Dabei fängt es damit erst an in meinem Empfinden. Vorher hab ich existiert jetzt bin ich am lebendig Werden. Jetzt fängt das Ganzwerden an! Ganz kann ich dann sein, wenn ich alles kenne. Da kann noch viel kommen …

Meisterschaft über mich selbst erlangen beinhaltet drei Prozesse: Mich kennen. Mir erlauben so zu sein wie ich bin. Mir erlauben mich weiter zu entwickeln. Und das Gute am Leben ist: Überall wo ich bin kann ich sein was ich bin oder mich bemühen das zu sein was ich bin.

Lieben

Herz ging zu Freundschaft: „Bist Du es die mich so pochen lässt?“ „Ich bin es nicht allein … es ist treuer als ich!“

Herz ging zu Leidenschaft: „Bist Du es die mich so hüpfen lässt?“ „Ich bin es nicht allein … es ist wilder als ich!“

Herz ging zu Liebe: „Bist Du es, die mich so schmelzen lässt?“ „Ich bin es nicht allein … es ist tiefer als ich!“

Da ging Herz zur Stille: „Bist Du es: treuer als Freundschaft, wilder als Leidenschaft, tiefer als Liebe?“ Stille sagte nichts. Sie war es.

 

Der Prozess des Erwachens brachte es mit sich, dass nebenbei die allerletzte Bindung und Verstrickung zu meinen Eltern mit meiner Einwilligung gelöst wurde. Das war nur ein Randphänomen beim Fallen in die Tiefe. Im Leben danach brechen dadurch alte Konflikt auf, die mich an meine tiefsten Wunden bringen. Ich habe immer wieder versucht diese Schmerzen, des Andersseins, der Trennung, meiner Unmöglichkeit mich ihnen verständlich fühlbar auszudrücken, und mich irgendwie liebenswert zu machen auszuweichen. Schweigen, Rückzug, Isolation, wachsam sein, zurückhalten, gefällig sein bis zur gänzlichen Selbstverleugnung. Das ist vorbei es geht nicht mehr. Game over!

Ich habe einen Konflikt mit meinem Vater ausgetragen und ausgefühlt. Das ist ein ganz seltener Vorfall, weil ich ihm mein Leben verdanke in jeder Hinsicht und kaum wage diesen Menschen, der so viel für mich getan hat, mich wirklich zuzumuten. Ihn aus Selbstschutz vor meinem Sosein in Ungnade zu erfahren bedeutet kaltes Schweigen, Liebesentzug, stechende kurze Sätze und beharrliche Unnahbarkeit. Versuche zur Versöhnung gehen immer nur vom Gegenüber in dem Fall mir aus und zeigen wie missverständlich und missverstanden ich bin. Rausgerutscht ist mir „du hast mich nie geliebt so wie ich tatsächlich bin, weil ich mich so ab dem Volksschulalter niemanden mehr wirklich gezeigt und zugemutet habe“. Gedeutet wurde es als er habe mich nicht geliebt, was natürlich Unsinn ist. Kein Mensch mochte mein altes Ich so wie er. Nur das ist ein Bild, das ich aufgebaut habe. Die Illusion einer sportlichen, disziplinierten, sich anstrengenden, viel arbeitenden guten Lehrerin, die er gern hatte. Jetzt so wie ich immer mehr ich selbst bin und eben auch faul, hilflos, verzweifelt, schwach, voller sichtbarer werdenden seelischen Verletzungen bin ich zu viel des Guten. Weil ich eben nicht die Gute bin, die ich so gerne wäre. Mein Kinderspitzname „Hexe“ trifft mein wahres Selbst deutlich besser.

Jemand sagte mir vor einiger Zeit: Dort wo deine größte Verwundung liegt, ist deine größte Gabe.

Liebe ist mein größter Schmerz, mein dunkelster Schmerz, mein hellster Schmerz, meine größte  Weitung. Liebe ich auch noch, wenn du so ganz anders bist als ich gehofft habe? Liebe ich mich auch noch, wenn die dunkelsten Kellerräume in mir sichtbar sind? Oder liebe ich nur eine Idee von dir/mir? Meine Idee in der ich die Kontrolle behalte, nicht über dich, sondern über mich, über meinen Schmerz der dein „so anders sein“ in mir auslöst. Erschreckend! Es meint verhalte dich so, dass ich meinen Schmerz nicht fühlen muss. Und es versteckt die Forderung mir all das zu geben, was ich in meinem Mangeldasein nicht vermag mir selbst zu geben.

Das fühlen, in diese Form der Liebe hinein sterben …

Lieben meine größte Gabe?

Lieben – vielleicht bedeutet es: Ich liebe wirklich dich/mich und zwar immer, jeden Tag. Egal wo du/ich bin, egal was passiert, egal wie du/ich bin. Dein und mein Verhalten muss mir nicht gefallen. Diese Liebe ist in mir unabhängig von dir. Sie ist für dich, für das Leben und in mir, dir, allem.

 

Die verdichtete Essenz aus der Geschichte:

LIEBE ist mein größter Schmerz, mein dunkelster Schmerz, mein hellster Schmerz, meine größte Weitung.

Liebe ich auch noch, wenn du so ganz anders bist als ich gehofft habe?

Liebe ich nur meine Idee von dir?

Meine Idee in der ich die Kontrolle behalte, nicht über dich, sondern über den Schmerz, der dein so-anders-sein in mir auslöst.

Erschreckend, es meint verhalte dich so, dass ich meinen Schmerz nicht fühlen muss.

Liebe – heißt das: Gib mir all das was ich in meinem Mangeldasein nicht vermag mir selbst zu geben?

Unmöglich das und von Liebe zu schreiben. In die Liebe hinein sterben …

 

Lieben – vielleicht bedeutet es:

Ich liebe wirklich dich,

und zwar immer,

jeden Tag,

egal wo du bist,

egal was du machst oder unterlässt zu tun,

egal mit wem du bist,

egal wie du bist,

dein Verhalten muss mir nicht gefallen.

 

Diese Liebe ist in mir

unabhängig von dir

für dich und für das Leben

in mir, dir, allen und allem.

 

Aus der Liebe herausschreibend deine Barbara

Winterretreat – das Wunder des Lebens – ein Rückblick

Wochen voll Trauer, Verzweiflung, Wahrhaftigkeit und Klarheit habe ich mit mir nach Berlin gebracht. Endlich viel Zeit für alles was in mir ist und bewusst ohne Ablenkungen von der Welt der on- und offline Dinge. Aufatmen ich darf sein so wie ich bin, kein müssen, kein sollen, kein brauchen, ein dürfen, öffnen, entdecken und erfahren. Achten auf den Augenblick und alles fühlen. Ankommen im Feld der Liebe. Dasein berühren. Mit leerem Innenraum still sein.

Was fühle ich jetzt? Grundlose Traurigkeit über die eigene Bedeutungs- und Hilflosigkeit. Hinein sinken in die innere Tiefe. Verloren sein. Ausblick ins Nichts. Loslassen und hineingleiten. Mich von nagender Unruhe erfassen lassen, standhalten, quälende Angst fühlen, mich von ihr einnehmen lassen. Die Leere des Augenblicks aushalten und tiefer sinken in die Unendlichkeit.

Immer wieder Wellen des Schmerzes über die eigene Trennung von der Liebe, die innere Weltabgewandtheit, die Wortlosigkeit der inneren Qualen, das verlassen sein und jede einzelne  ausfühlen. Darunter die Angst vor der ewigen Qual, dabei ist es nur eine Vorstellung, ein Gedanke der in die Zukunft geht. Im Augenblick gibt es nur diesen Moment jetzt wirklich. Das Scheitern und die Einsamkeit akzeptieren.

Unter dem Schmerz ist die Erfahrung „ich bin“ und das fragt nicht danach was ich bin und schon gar nicht was ich wert bin. Wert ist nur ein Gedanke, den kann man nicht erfahren. Es geht um die Rückkehr zur unmittelbaren Erfahrung. Es ist die eigene unmittelbare Erfahrung die bleibt! Wahrhaftige Gefühle sind anders als die von Geschichten/Gedanken/Bildern ausgelösten wiedergekauten, sicheren Gefühle. In der Situation des Lebens mit dem eigenen Inneren im Moment fühlen ist unvorhersehbar, unsicher und offen für alles.

Wenn man den Schmerz tief genug fühlt findet man den Weg raus. Deshalb ist Schmerz heilsam und ein guter Lehrer. Schmerz ist die eigene innere Antwort auf den Wahnsinn des menschlichen Lebens und offenbart mir das eigene wahre Selbst. Dass das Leid erzeugt wird, war die Erkenntnis des Buddha und Jesus Leidensgeschichte zeigt: Wenn du das Kreuz annimmst, bist du erlöst; wenn du es ablehnst bist du in der Hölle (nicht kommst du in die Hölle!).

Ich bin offen und bereit dafür, dass die Geschichte zu Ende gehen kann. Ein wiederkehrender Traum in schlafarmen Nächten: Ein Vogel sitzt vor dem geöffneten Käfig und blickt hinunter dorthin wo das Leben stattfindet. So lange ist er im Käfig gefangen gewesen, seit kurzem ist er freigelassen und unschlüssig ob er es wagen soll zu springen. Er lässt sich fallen und sinkt. Hilfloses Fallen mit unterschiedlichen Ausgängen entweder fallen ohne Ende oder aufschlagen und das war das Ende.

Und als ich nichts mehr erwartet habe, bekam ich alles ersehnte geschenkt. Es braucht nichts als das aufgeben der Geschichten, Erwartungen und Phantasien. Dann ist da Raum für alles was jetzt lebendig erfahrbar ist. Unendliche Liebe und unendliche Tiefe ziehen mich, mein Herz löst sich auf im Herzen des Universums. Alles ist still. Alles findet in mir statt, ich bin der Raum.

Am 1.1.2018 haben mich die Götter beschenkt mit einem Tod und einer Neugeburt. Immer noch tief berührt von den unglaublichen Erfahrungen hat der Versuch sie in Wort zu fassen Formen angenommen:

 

Meine Neugeburt, ein neuer Tag, Neujahr.

Die Sonne zaubert flirrend Wahrnehmungsveränderungen.

Der Innenraum entspannt sich, Gott atmet mich.

Das Universum durchfließt jede Faser des Seins.

Inmitten der unmittelbaren Erfahrung bleiben. Das Leben lebt mich!

Die Ich-Strukturen schmelzen in der Wut und Trauer über mein verharren im Leid.

Fallen lassen, alles jede Verbindung, Geschichte, Erwartung, all das Abgespeicherte dem Nichtwissen opfern.

In Hingabe alles aushalten, fühlen und still sein.

Ja zum Jetzt, zu Unsicherheit, zur Leere.

Ich darf mich vom Leben vereinnahmen lassen.

Es durchdringt mich voll prickelnder Lebendigkeit.

Das bedürftige Ich ist nur eine Geschichte!

Ein längst vergangener Wahn.

Pure Freude tief im Herzen.

Mein Wesen ist Freude in allen Farben.

Im Nichts ist Raum für alles, alles was jetzt lebendig erfahrbar ist.

Weiter fallend ins Sterben einwilligen.

Eine gewaltige Kraft zieht mich.

Gezogen Werden aus der dunklen Tiefe.

Eine Ahnung von Heimkommen, ankommen in regloser kompletter Stille.

Ganz tief unten im Feld des grenzenlosen Nichts bin ich endlich angekommen verbunden mit der Essenz von allen/m.

Freude, Frieden und eine ganz neue Art von Liebe hält Einzug.

Dankbarkeit und Grund.

Freudentränen mit Blick in den Vollmond,

ein neues Leben, ein riesiges Geschenk in dieser Tiefe aufzuwachen.