Seit zwei Wochen wirkt in mir ein sich immer mehr aufbäumender innerer Widerstand ohne jeden Grund im Äußeren. Alles gut, jede Menge unfassbar liebevolle positive Erfahrungen und gleichzeitig macht sich innerlich ein Flächenbrand des Schmerzes im Körper breit. Brennende Schmerzen im rechten Fuß kommen und gehen so das zeitweise jeder Schritt schmerzt, der Rücken ein einziges schmerzendes Etwas, der Nacken stechender Übergang zum dumpfen Kopfschmerz, gestaute Nebenhöhlen, knirschende Kiefer, rinnende Augen und immer wieder Schweißausbrüche. In mir tobt etwas und alle Versuche des Verstehens scheitern. Damit sein, mich damit zumuten (danke Claudia, danke Manuel) und allen Versuchen der Betäubung widerstehen, den ganzen Widerstand fühlen, Wellen der Übelkeit, am Boden liegend alles pochend und vibrierend, die ganze innere Kriegsführung spüren. Ich lebe im Schmerz grundlos. Das Akzeptieren fällt schwer.
Den Verstand verlieren und die Erkenntnis gewinnen: Das ist der Widerstand gegen das menschliche Sein, gegen den schmutzigen Anteil, den ganzen Mix aus Ohnmacht, Lüge, Krieg, Kampf, Lust, Missbrauch, Sex, Zerstörung, Abhängigkeit, Minderwertigkeit, Ausgrenzung, Krankheit, Leid, Tod. Es ist der Widerstand gegen die Menschwerdung. Ein Teil von mir will da nicht rein- und durchgehen. Das Hexenherz schon, mein Hexenwesen ist da viel mutiger. Es drängt mich in den Morast, es liebt die Schlammschlacht und das Dunkle der Nacht. Es brennt und lodert in mir. Ich liebe diese Lebendigkeit.
Im Alleinsein offenbart sich der Kern dieses Widerstandes: Die Angst vor meinem Leben, existentielle Angst vollständig Selbst zu sein. Meine Entwicklung macht mir Angst. Wer bin ich wirklich? Ist da etwas hinter dem Scheiß, unter dem Schmerz, geht das Bewusstsein weiter? Hexenpräsenz, zarte Wahrnehmung, keine Ahnung was als nächstes passiert, keine Kraft mehr zu widerstehen. Übelkeit im Kern des Seins, existentiell unkontrollierbares Terrain, Ekel vor dem Selbst, jede Sekunde sterben und neu auferstehen, verliere ich die Verbindung zu Seele?
Loslassen, zurücktreten, still sein und erfahren: Das Bewusstsein bringt mich auf die Welt. Ein zurückkommen mit der Seele in diesen Körper. Es tut weh und ist gleichzeitig pure Liebe, zitternde Lebendigkeit und endlose Hingabe. Ich bin das was hingegeben wurde. Was ist denn dann eigentlich da? Nichts, ein Echo der Leere und alles die Fülle der Liebe.
In die Stille hinein spüren. Eine lange Stille und dann ein Impuls aus dem Verstand „dein Beitrag ist willkommen“. Die Worte sind vor zwei Tagen ins Herz gefallen und wieder da. Mein Beitrag, welcher Beitrag? Ahnungslosigkeit aus der ein Bild aus dem Inneren mich selbst malend entstand. Mein Hexenwesen in der Lebenssuppe rührend. Vielleicht ist mein Beitrag die Stille, das wahrhaftige Sein in Fluch und Segen. Was bleibt ist Frieden im Nichtwissen. Spannend zu erfahren wie die Hingabe an den Schmerz im Fühlen den Widerstand schmilzt. Dem Schmerz erlauben da zu sein, die gestaute Energie fließen lassen auch wenn es weh tut.
Am Anfang fühlen wir nur unsere Interpretation der Wirklichkeit. Eine Art reaktives Fühlen und dann entdeckt man das authentischen Fühlen ohne Bewerten (ohne warum, wieso, weshalb). Es ist eine Art ich bin Fühlen. Mit dem Widerstand in Frieden sein egal wie lange das dauert. Vielleicht löst sich so auch der Widerstand gegenüber meinem Leben auf. Vielleicht gehört das Fühlen des Widerstandschmerzes zum langsam lieben lernen dazu. Mit dem Widerstand sein und darüber hinauswachsen. Das Grundthema bei Heilung scheint Wachstum zu sein. Ein Prozess des tiefer mit sich selber Seines und Gehens.
Ich kann jetzt stehen bleiben auch wenn der Schmerzkörper gerade sehr aktiv ist. Hingabe an den Widerstand und Hingabe an das Wachstum. Lauschen auf die Impulse des Herzens. Irgendwie fühlt es sich so an als wäre die Liebe in mir eine Art Atombombe in meinem Herzen vor der ich Angst habe sie zu zünden, weil sie auch zerstören und verletzen kann. Wie kann ich das Verwirklichen? Ein bedingungsloses Ja zu meinem Leben? Kann ich nicht einfach ein ganz normaler Mensch sein? Mich mit der Außenwelt konfrontieren? Das ausdrücken wozu ich hier bin? Es zeigt sich eine große Gemeinsamkeit zwischen dem eigenen Herzen und Gott beides ist unendlich, unergründlich und für den Verstand nicht erfassbar. Der Verstand wird kleiner und das Herz größer. Mein Herz leben befriedet mein Leben. Wie kann der innere Frieden stabil bleiben? Am Schluss darf das ganze Bild stimmen, nicht nur die Ecke die ich gerade im Leben erfahre und gezeichnet habe.
In Liebe Barbara