Warum will ich leiden?

Es war länger still und kein Impuls zum Schreiben. Viel im äußeren Leben (Umzug, Schulanfang, erste Schattenkindworkshops leiten, Yoga unterrichten) mit jede Menge Unruhe, Überforderungsphasen und be- bis geschäftigem Getrieben sein. Die Stille weit in den Hintergrund gedrängt am Leben lernen. Ergebnis und erkenntnisreich …

Ich glaube ich versuche mich eher zu Tode zu arbeiten in der Weltverbesserung und Selbstfindung, als mich so zu nehmen und zu lieben wie ich bin. Ich mache mir viel mehr Druck als nötig wäre und verstecke das schwarze Loch der Selbstablehnung, Negativität, Unehrlichkeit und Lebensabwehr. Die Spannung zwischen äußerem Bild und inneren Entwicklungen ist groß. Nichts von mir passt mehr in das alte jahrelang aufgebaute System. Die Landkarten zur Orientierung sind nutzlos. In der Welt und in mir gibt es einen Schmerz, der so weh tut, dass er stumm ist und nicht nach Hilfe fragen kann. Ich kann und ich will nicht mehr. Das „ich kann nicht“ ist fundamental und das „ich kann nicht mehr“ erlaube ich mir noch nicht zur Gänze. Ich will es nicht akzeptieren. Das Gefühl „es nicht mehr zu schaffen“ fühlen und weiter Tun und vor mir Flüchten wirft die Frage auf „warum will ich leiden?“. Es ist eindeutig das ich Schmerzen fühle und damit einverstanden sein kann, aber warum in Gottes Namen erschaffe ich mir das Leiden? Jedes Wesen will Leid vermeiden bis auf mich, ich suche und erschaffe es wozu???

Ich will die Wahrheit finden. Wer bin ich und wie kann ich glücklich sein? Das „ich kann nicht mehr“ eingestehen beendet die Lüge. Da ist tiefe Traurigkeit, ein Urschmerz durchzieht das Herz wann immer ich mich nicht von ihm ablenke. Hingeben immer wieder zurückkommen zu mir, dem Herzen zuhören, da sein, die Sehnsucht lebt hinter den Mauern der Angst. Ich will immer noch Lieben! Die Suche, das Leben, die Menschen, Gott. Und weiß nicht weiter. Mir das „ich kann so wie bisher nicht mehr“ eingestehen und die Lüge des trotzdem weiter Machens wie bisher aufdecken. Wenn ich keine Zukunft und keine Erwartung habe bin ich leer und offen für den Moment. Ich bin bereit alles für die Wahrheit hinzunehmen. Nichtwissen und Nichtstun, aufgeben, völliges Loslassen, Hingabe an das große Geheimnis des Lebens. Mich dem Leben hingeben auch wenn ich so oft missbraucht wurde, als ich mich in der Vergangenheit für das größere Ganze hingegeben habe. Wie ist das Leben jetzt wenn ich mich hingebe? Wem oder was soll ich mich hingeben? Wie ist die Unendlichkeit, wenn ich mich hingebe? Wie kann ich aufhören für mich was zu wollen? Und was soll mir das geben?

Die Fragen im Hintergrund schwebend das Jetzt erleben, den Schmerz der da ist. Der Schmerz, der jetzt da ist, darf da sein. Wie viel der Schmerz tatsächlich weh tut kann ich nicht wissen, nur so gut ich es vermag fühlen und immer wieder das Anspannen dagegen loslassen. Meist quält das Doppelpack Schmerzen plus Widerstand – meinem Nein gegen das was ist – und das erzeugt das Leid, also loslassen, einlassen, hingeben und wirklich erfahren was jetzt ist. Wahrnehmung kämpft nicht, Wahrnehmung bemerkt, Wahrnehmung gibt frei. Ereignisse plus die innere Haltung dazu entscheiden über Glück oder Unglück. Buddha sagt alles Leid ist selbst gemacht durch Gedanken und Geschichten und die Hauptursache des Leides sind Ichgedanken. Erlösung geschieht wenn wir annehmen was unausweichlich ist. Der Schmerz der nicht angenommen wird erzeugt das Leid. Aufpassen und sich sperren erzeugt das Leid. Die Verkrampfung dagegen ist unerträglich, der Schmerz an sich tragbar. Also bin ich da für das eigene zerbrechende, zerreißende Herz. Den Schmerz mir helfen lassen im Erfahren wie nehme ich ihn an und wie trage ich ihn.

War ich in der Lage mich wirklich zu öffnen für das was in mir geschieht?

Ja und es hat mir Einsichten zu meinem Leiden wollen ermöglicht:

  • Lieben bedeutet offen sein für alles, also auch offen für den Schmerz der ganzen (Innen-)Welt. Ich kann die Liebe gar nicht empfangen die so zahlreich zu mir kommt, weil ich mich nicht sichtbar mache mit meinen Bedürfnissen. Ich bin wie eine leere Leinwand bei der nichts ankommt, die Werbung für die Leere macht. Vielleicht will ich leiden, weil es bisher das Einzige war was mein verschlossenes Herz aufbricht und mich aus dem Versteck, das ich mein Leben nenne, raus lockt. Nirgends sonst fühle ich mein Herz so intensiv, es ist unendlich weit offen, bricht auf und überwindet dabei ungeahnte Hindernisse und Schluchten. Mal ist es ein Herzöffnungsschmerz und dann wieder kippe ich hinein in eine Geschichte. Tiere haben Ereignisse, Menschen haben Geschichten mit den Ereignissen als Krümmel darin. Ja danke lieber Schmerz für die Öffnung! Und wenn es dann offen ist brauch ich eigentlich das Leid nicht mehr, dann fließt ja alles. Dann bin ich.

 

  • Ein Teil meines Selbst will Leid beenden außen und innen, dafür muss es wahrnehmbar sein! Mein Leid will gesehen werden! Es will da sein und Ausdruck finden! Es ist dran den eigenen Schmerz zu fühlen und zu halten solange er da sein möchte. Auf das Weglaufen, Verstecken, Ablenken und Betäuben verzichten. Das macht Angst, wenn ich mit meinem ganzen Schmerz sichtbar bin, wer will dann mit mir sein und will ich darin mit mir sein? Bin ich dann im Außen so allein wie ich mich im Inneren fühle? Kann ich bei mir bleiben?

 

  • Lieber fühle ich Schmerz als gar nichts. Da steckt die Angst dahinter einfach nur nichts, völlige Leere, womöglich endlose Stille zu sein. Bin ich dann gar nicht mehr lebendig? Fühlen und weich bleiben hineinfallen, aufgeben und den Kampf beenden in der Einsicht, dass er nicht zu gewinnen ist, und in der Stille landen. Auf das Nichts einlassen, es erfahren, darin bleiben und dann kommt die Angst davor für immer nicht(s) zu sein. Die Ängstlichkeit empfangen und fühlend damit sein. Und erfahren wie ich als Stille in allem bin. Tiefer Frieden und Glückseligkeit in diesem Sosein. Ich kann gar nicht verloren gehen oder untergehen im Nichts, die Stille ist ja in allem! Wie Luft in jede freie Pore dringt, Wasser in jede kleine Ritze den Fels und ganze Gebirge durchzieht. Die Stille ist der Ozean der auch noch existiert, wenn die letzte Welle versiegt.

 

  • Es geht nicht um leiden wollen oder nicht, sondern um das was wirklich ist! Selbstliebe bedeutet sich ernst nehmen und Raum geben. Es geht darum wonach ich mich sehne und was ich wirklich will: Lieben, frei sein, loslassen, öffnen, lebendig sein, Neues erfahren, Halt und Schutz, Verbundenheit, zurücktreten aus dem Hamsterrad und Freiräume schaffen, ein unmittelbares Leben führen. Das was zutiefst berührt und (mich) motiviert ist der Kontakt zur Seele, dem Licht in uns, der Energie, die uns speist, dem Lebensimpuls aus dem heraus die Seele uns hat und bewegt.

 

Was hilft mir in mir mehr Raum zu schaffen? Was kann ich jetzt noch alles sein/tun?

  • Mich selbst als wandelnde Frage annehmen.
  • Mir selbst mit Freundlichkeit und Ehrlichkeit begegnen.
  • Gegenwärtig und präsent sein.
  • Hilfe annehmen (alle Antworte sind da und um/in uns) und einen Teil von mir verschenken.
  • Das Positive sehen und mich dem Schatten zuwenden.
  • Die Traumata annehmen, umarmen und mich entwickeln.
  • Bewusster werden und integrieren.
  • Heilsame Umgebungen schaffen und die Anderen verlassen.
  • Spannung in Kreativität (statt in Destruktivität) umwandeln.
  • Eine neue Zukunft schaffen und antworten auf die Vergangenheit, zu den Menschen und Gegebenheiten der Gegenwart, sowie in die Zukunft zu/in Gott (oder welches Symbol du für das höhere Bewusstsein hast).

Welche Fragen bewegen dich, wie bist du mit deinem Schmerz und Leid, was trägt, lehrt, nährt dich? Lass es mich wissen und fühl dich umarmt! Deine Barbara