Ich bin es selbst die sich sichtbar macht – UND – Ich bin mein eigener blinder Fleck.
Ich bin am Ende und bereit, dass die Welt in mir zusammenbricht, wenn es sein soll. Vollkommene Akzeptanz auch wenn ich alles verliere. Ich will nicht mehr weiter machen wie bisher, mich zum Weiterleben motivieren, in meinem Wahnsinn schwimmen, kranksein oder arbeiten für Geld, kämpfen gegen oder für mich, angestrengt Begegnungen kontrollieren und mühsam meine Bedürfnisse befriedigen. Untergehen dürfen, loslassen, aufgeben erlauben mich frei leben lassen und als Konsequenz alles annehmen was ich bin.
Ich habe selbst immer über mich geurteilt, dass ich noch nicht tief genug bin, dass ich versagt habe, dass ich noch dieses oder jenes lösen und anschauen muss. Das macht viel Druck. Ich will dann sosehr etwas anders oder weg haben. Ein täglicher Kampf mit dem Leben wie es ist. Oft beobachte ich wie es schon im Kleinsten beginnt. Manchmal erwache ich am Morgen mit einem „nein“ wenn „ich“ wieder wahrgenommen wird. Letztlich ist es die Angst vor dem Verlust des Ichs. Jegliche Identifikation loszulassen ist ängstigend, befreiend und leer zugleich. Mich an nichts mehr festzuklammern, sondern den völligen Kontrollverlust zuzulassen.
An den Stellen wo ich am schwersten verwundet bin, kann ich am wenigsten vertrauen. Im Kern dehnt mich die Angst. Die Angst vor wahrhaftiger Berührung gemeinsam mit der Sehnsucht nach Gehalten werden. Ebenso wie die Angst vor ohnmächtiger Überwältigung und der Sehnsucht nach gelöster hingebungsvoller Liebe. Kann ich mich immer wieder ganz auf mich einlassen? Bin ich in der Lage vollständig wahrzunehmen?
Im wirklichen Leben kann ich Vertrauen und Anvertrauen lernen. Dennoch fällt es mir schwer mich immer wieder für Vertrauen zu entscheiden und das Risiko einzugehen wieder verletzt zu werden inklusive der Aktivierung alter Verletzungen. Was fang ich mit dem zersplitterten Spiegel meiner Selbst an? Mein halbgefrorenes halbbrennendes Sein. Noch kann ich mich nicht ganz auf mich in jeder Situation einlassen und mich in Gemeinschaft gleich frei leben lassen wie wenn ich allein bin.
Es kommt immer wieder die Verlockung gar nicht wahrzunehmen und mich wie automatisiert zu schützen. Die Angst die in mir wirkt mitbekommen. Angst fühlen ist anders als Angst denken. Die Angst fühlen und fühlen, auch weil das Nichtspüren schmerzhafter ist. Die Angst nicht fühlen macht eng und hart. Mich erinnern an die Freiwilligkeit des Erfahrens und Zustimmens. Das frustrierend Schmerzhafte kommt, wenn ich nicht dem Drama „ich kann nicht mehr und ich will nicht mehr“ folge. Also am Fühlen bleiben auch wenn es den Tod bedeutet. Ganz eintauchen und mich von der Angst zerreißen lassen.
Unter der Angst eröffnet sich in meinem Herzen oft ein Kern von tiefem Schmerz. Darüber sind Schichten an Mustern, Verhalten und Ablenkungen, um diesen Schmerz zu vermeiden. Und die Vermeidung dieses emotionalen Schmerzes ist ein Leben im Schmerz! Die Schmerzvermeidung bestimmt mein Leben. Diese Schmerzvermeidung hat viele Schichten der Empfindlichkeit erzeugt. Mir ist es nicht möglich in der Welt zu leben ohne Schmerz zu empfinden, also muss ich lernen damit in Frieden zu sein. Angesichts des Schmerzes präsent bleiben. Der Schmerz fließt aus und durch mich hindurch, bahnt sich Wege durch den Widerstand. Die Welt weckt nur den in mir gespeicherten Schmerz. Der Schmerz ist der Preis der Freiheit. Hinter dem Schmerz ist ein Ozean an Liebe.
Leere ist auch eine Möglichkeit von ganz vielem zu dissoziert zu sein. Leere als Insel wo ich Frieden habe kann. Die ich zum Ausruhen als Angebot nehmen, mich hinflüchten und dort bleiben kann. Leere als ein Mittel, um dem Leben zu entkommen enthält die Unlebendigkeit. Ein verführerischer Dämon der die echte Stille als Leere kopiert. Ich bitte darum die Leere wieder verlassen zu können voller Angst, um in den Wassern, Wirbeln, Strudeln des Lebens zu sein und zu wachsen. Ich kann das nicht alleine. Ich kann noch nicht alleine ganz ohne das Dissozieren und ohne den Rückzug in die Leere leben. Mich nicht mehr rausnehmen und alles in der Welt erfahren und sein, erfüllt mich mit Ängsten. Ich fühlte mich bisher wie die Billardkugel am Tisch des Lebens und die Leere hat mir Auszeiten und Anhalten ermöglicht. Ohne die gehe ich unter, verliere die Kontrolle. Ich bitte um einen Zustand wo ich aus Sicherheit und Freude loslassen kann – mich selbst in die Welt. Bitte verbinde mich mit der geheilten Welt der Liebe am Leben.
Ich möchte vollkommen ehrlich zu mir sein und bin bereit fühlend hinzuschauen. Alle Gefühle und Energien mögen sich in ihrer ganzen Wucht zeigen, koste es was es wolle. Ehrlich nicht heilig sein, nichts mehr weghalten und irgendwann vielleicht nicht mehr von Ängsten gesteuert leben. Warten, spüren, fühlen, lauschen und nach zeitloser Leere war er wieder da der Tod. Mein Bewusstsein öffnete und verschob sich. Ich verharrte in diesem Moment an diesem Fleck und es fühlte sich so an als zog mich etwas aus dem Leben nach oben. Ich kannte dieses Gefühl von meinem Nahtoderlebnis.
Dieser Moment war befreiend, ein unglaublicher Druck fiel von mir ab. Klar erkennend: Ich muss nicht gesund werden, auch, wenn ich mein Bestes gebe, denn ich weiß nicht, was meine Seele vor hat. Mir wurde klar und das Leben lehrte mich, mich nicht mit dem Tod zu identifizieren genauso wenig mit der Selbstheilung. Ich spüre, dass ich der Raum dazwischen bin. Zwischen Selbstheilung und Tod. Zwischen ALLEN Möglichkeiten, verbunden mit ALLEM. Nichts glauben auch nicht, dass ich sterbe oder ich mich selbst heile. Nur sein und dem Herzschlag lauschen.
Es geht darum das zu fühlen was da ist und nicht etwas Bestimmtes. Manche Gefühle fühlen sich halt scheiße an und trotzdem sind sie wahr. Mein Innenleben so wie es ist nicht haben wollen ist ein Kampf den wir verlieren. Alles ganz nehmen darum geht es im Leben, das ist auch Schattenarbeit und eine Konfrontation mit allem was ist. Hinschauen, fühlen, das wohlfühlen Wollen und die Überlebensmechanismen sein lassen, reinfallen, die Wahrheit wichtiger nehmen als alles andere, fühlen und als letzten Schritt innerlich erlauben, dass es ziehen und gehen darf.
Die Sehnsucht nach Wahrhaftigkeit lehrt mich liebevoll und langsam mit mir zu sein. Ich will mich für das sehen was ich bin, für mein Wesen, mein Selbst – die stille lebendige Leere. Mein Herz trägt den Wunsch in Einheit zu leben jenseits der Zeit mit und in der Welt. Eine große Sehnsucht nach tiefen Beziehungen, wo anvertrauen, getragen und geliebt werden geschieht ohne mich dafür anstrengen und selbst überwinden zu müssen.
Es ist bitter aber wahr, ich kontrolliere meine (Nicht-)Beziehungen, damit ich mich sicher fühle. Die Leiden und Krankheiten dienen dem üblen Zweck Distanz herzustellen, sie schützen mich vor intensivem Kontakt inklusive der Gleichzeitigkeit von Bedürfnissen und Abgrenzungsbewegungen die mich überfordern. Ich nähere mich den Bedürfnissen und fühle mehr und mehr die Gefühle, die die Krankheiten für mich unterdrücken und hoffe so etwas mehr mit mir in Kontakt zu sein. Ich weis nicht wie viel Schmerzen und Einschränkungen für das Wachtum der Seele nötig sind. In der spirituellen Szene ist es weit verbreitet, dass man, nur wenn die Ursache gelöst wurde, Heilung erfahren wird. Das vermute ich auch, doch manchmal ist es ein Weg dorthin und manchmal will eine Seele auch etwas ganz anderes erfahren.
Frei von Hoffnung zu sein ist etwas anderes als Hoffnungslosigkeit. Ich bin verantwortlich für alle meine Gefühle. Da ist etwas radikal Destruktives in mir, das das Morgen zerstört. Ich habe die Hoffnung aufgegeben, dass es jemals besser wird. Und in diesem Zustand bemerke ich, dass wenn jede Hoffnung aufhört ein ungeahntes Freiheitsgefühl entsteht. Nur jetzt wahrnehmen, nichts mehr anders wollen als es ist. Das ist die wirkliche Freiheit in der jede Hoffnung aufgehört hat, weil es kein Morgen mehr gibt.
Gott stirbt nicht, Gott wird nicht krank und Gott fürchtet nichts. Gott hat sich nie als getrennt erfahren. Die Lüge des Getrenntseins von mir und Gott hat mich tief fallen und zusammenbrechen lassen auf vielen Ebenen. Ich wurde angehalten, weil mein Nervensystem zusammenbrach und nichts mehr ging. Liegen in meiner getrennten Leere viele Stunden hat offenbart: Es gibt nichts an mir zu verbessern. Wenn ich anfange mich zu lieben wie ich bin, weil ich annehme Liebe und gewollt zu sein, geht es mir gut. Da sind meine Schatten und mein Licht bejaht und willkommen. Immerzu spüren und fühlen was jetzt dran ist und mir erlauben das zu leben. Erlauben der Wahrheit von inne und außen durch mein Bewusstsein strömen zu lassen. Es werden keine Konzepte benötigt, nur die direkte Wahrnehmung. Ich kann sowieso nicht viel tun, also entspannen!
Gott liebt mich, weil ich seine Schöpfung bin. Kann und will ich das fühlen? Ich spüre das Wollen und fange an zu glauben. Jesus ich habe Mühe und Nöte im Menschsein. Bitte bleibe bei mir und lass mich spüren, dass ich in dir sicher bin. Ich spüre die Erleichterung mir nicht zu gehören. Es ist viel leichter Sorge für meine Ausrichtung auf Gott zu tragen, als für mich selbst.