Bis 28.10.2022 habe ich keinen roten Faden in meinem Leben wahrnehmen können. Ich kämpfte mich bemüht von Krise zu Krise und egal welche Technik/Methode/Übung/Praktik ich nutzte, an den Knotenpunkt kam ich nicht. Da offenbarte sich der Motor für mein Leben: ALLES was ich innerlich wie äußerlich getan wie unterlassen habe, diente nur dazu nie wieder zur Gänze körperlich gefühlt Hilflosigkeit zu erleben. Wirklich alles jede Übung, jede Ausbildung, jede Anstrengung, jede Motivation, jede Arbeit, jeder Beitrag, jede Suche, jedes Bemühen, alles Gelernte, Gesportelte, Gelesene, Gefragte, Vermiedene, Verschwiegene, Verdrängte… . Und so kam der erschöpfte, erniedrigte Impuls aus der mich realisierenden Seelentiefe auch Hilflosigkeit im Körper sein lassen zu wollen. Den Druck gegen die Ohnmacht rausnehmen und die zeitlebens bestandene Hilflosigkeit bis zum größten Ausmaß in der frühsten Kindheit wieder erlauben. Den Kampf gegen die Hilflosigkeit beenden. Was damit losgetreten wurde beinhaltet dieser Beitrag. Und er wird ein Gemisch aus Deutsch und Englisch, Außen- und Innensicht, Lyrik und Analytik rund um den Kern, meine Ohnmacht.
Seither lebe ich MIT statt gegen meine Hilflosigkeit. Auch die Hilflosigkeit Worte zu finden die verstehbar sind, die Mitgefühl eröffnen statt Ablehnung hervorrufen. Mein Körper hat gelernt, wenn ich rede wird alles noch viel schlimmer, schmerzhafter, einsamer… schweigend werde ich geduldet (wenn ich leiste). Mir wurde bewusst, dass ich die Überzeugung in mir trage „Erst wenn ich große Not habe, darf ich was wollen (bitten bis fragen).“ das ist so krass weil ich dadurch bis heute Not erschaffe, nur um mir etwas Wollen erlauben (und es nicht angestrengt unterdrücken bis wegmachen zu müssen) zu dürfen.
pure truth touching every cell
supporting to feeling my helplessness to belong to somebody
I was running away from this feeling all my life
now holding me
close
in helpless lonelyness
breathing
with the heart beat as guidance
dark, and dense
wet as earth
pain all over
grievance
stabs of shame
feeling every decision I made against
every day I spent with the demon
in my brain giving chase to helplessness
hold it now
stop craving for someone
just holding my own
So rollten sie ein bis über mich die Ohnmachtserlebnisse. Tief in meiner Hilflosigkeit erhob sich die Machtlosigkeit selbst zu meinem Lehrer und Führerin. Schreiben und Mitteilen immer wieder Kontakt machen, um meinem Kopf nicht durchgehen zu lassen, mich mit du musst es (alleine) schaffen zu terrorisieren.
Wenige Tage später am 3.11.22 kam es zu einer Terminfixierung mit einen Fernsehsender, der meine Blog studierte und von einer Mitbetroffenen aus der Selbsthilfegruppe die Möglichkeit eröffnete, ein Interview (anonymisiert und wertschätzend) zum erlebten Kindesmissbrauch zu geben. Mein Körper hörte das, bekam die Bedrohung des Sprechverbotes mit, die Zellen reagierten und schoben wellenartig immer wieder Übelkeit, Schwindel, megastarke (Regel-)Blutung raus. Ich schob das ab auf mein generelles Kranksein und probierte weiter „Alltag“ zu leben, bis es mich am Samstag Abend drauf endgültig zusammenbrechen ließ. Einfach allein daheim ein zweites Mal (zuvor schon einmal beim Mathe helfen total betäubt für mich) umgekippt und nicht mehr aufkommen.
Am nächsten Morgen hab ich es geschafft die Rettung zu rufen. Die Männer kamen bald, hievten mich auf die Liege und waren nett mit meinen Ängsten und der Scham. Im Spital viel warten und reichlich am Spüren immer so halb nur im außen wach dicht innen lauschen, bis da die Täterstimmen wieder klar hämisch lachend da waren: „Wenn du sprichst gibt es einen Unfall und den überlebst du nicht.“. Da war klar: Scheiße ich hab das unbewusst selber verursacht und nun bin ich da alleine in einer Einzimmerwohnung mit Stufen, einem Hochbett, wackelig mit Krücken mich immer wieder fallend erlebend.
Der Liegegips hält das Bein mit den mehrfachen Mittelfußbrüchen und ich habe keine Ahnung wie ich die nächsten Wochen klar kommen kann. Kopferl sagte alle Termine ab und rennt mit Fehlermeldungen „tu was“ an die Wand, Herz fühlt sich so unendlich traurig, Körper will weg, zu jemand hin und da ist keiner. Ich habe noch nie so viel Einsamkeit, genauer hilflos Alleinsein und darin eingewoben Traurigkeit erlebt. Es ist dran, es gehört gefühlt und dennoch möchte ein Teil nicht nur mit mir im nichts tun können sein.
Mein erwachsenes Ich möchte nicht mehr schweigen, ich will reden dürfen, meine Wahrheit sprechen. Als Strafe hat es mir das genommen was mich immer überleben ließ, meine gesunden Beine, die Möglichkeit zu jemanden zu gehen, meine Versorgung sicher stellen und von etwas weggehen was mich quält und ängstigt (vormals meine Mutter). Mein Bewegungszwang ist zur Ruhe gezwungen. Ich spüre den Bein- und fühle den Herzensbruch, und bin machtlos.
Ich spüre mich, bin mit mir, atme ein und aus, langsam und tief, lehne mich an. Es ist ein Jahr der Konfrontation mit meiner eigenen Dunkelheit, mit Einsamkeit, großer Hilflosigkeit und Leere (vor mir und in mir). Bitte bis flehe schluchzend mich spüren zu lassen, dass ich nicht allein bin. Verbinde mich. Erzähle von mir. Teile mich mit. Lege alles nackt offen wie es ist. Empfange den Satz „Es gibt kein Gegenteil von Glück. Denn Glück schließt Unglück mit ein.“ und will nichts (kluges) mehr hören. Ich brauche „nur“ jemanden, der sich neben mich setzt und mit mir atmet. Mir den Raum fürs Fühlen hält und mich sieht wie ich bin.
Am Montag Morgen kam die beinamputierte Nachbarin im Rollstuhl (!) als erste auf mich zu mit der Frage, ob sie mir was vom Einkaufen mitnehmen kann. Mit Rollstuhl ist man mobiler als mit Krücken. Unfassbar, so viele Menschen mit gesunden Beinen und ausgerechnet jene, die keines mehr hat, kommt aktiv einfach so auf mich zu. Sie eröffnet neue Erfahrungen von Hilflosigkeit. Vielleicht denkt mein Kopferl, wenn ich mich traue, frage, bitte und meine Bedürftigkeit zumute, hilflos meine Tür öffne, werden weitere kommen. Es denkt weiter in Fragen:
Wann wo mit wem
DARF ICH AUFGEBEN
mich anzustrengen,
angestrengt zu überleben?
DARF ICH (ÜBER)LEBEN AUFGEBEN?
Darf ich mich aufgeben?
Es folgen Höllenqualen, kalter Bewegungsentzug, die Ohnmacht totenwollende Wallungen, flashbacks in den ruhelosen Nächten, Verstopfung und Tagebuchzeilen. Eine Auswahl:
evil darkness… diminish god and the devil… god is unknowable
I´m not gona hold my tongue anymore. I´m not following the advice to never speak up to anybody.
I´m writing in english because in this language I´m more of an adult. In german I easier collapse into child modes. The unheard is making troubles. Body memory waves as I can´t move anymore.
I suffer a lot now, because I have to feel what has been repressed. I´m full of little dead parts coming alive in flashbacks. Leaving me in pure weekness without any power over anything. The weeker I get the more comes up and back: the rapes and the confusing rituals, the promises after this moment of pain it will end, it never did, the rules always changed, enchaned begging to be killed, no merci.
Children are the weak spots. Parts of me gave up, many little deaths inside. It´s a lie that I survived. Only broken peaces without a core or a save island. Only body collapse and emotional outbreaks.
This is a culture of abuse. Toxic power structures all over. Power is based on lies.
All over substitutes for true love – only to repress the fear of being without love empty within self.
Violence releases fear. Every killing is a mercy killing.
I´m a great killer of myself. Generating pure darkness.
Maybe all the lies I´ve been told are true and I´m evil.
There is no good divine force. No reflection of light.
Innocence was never seen in me. There is no reference of true love within me.
As long as you are a victime you can hold on to some kind of innocence.
I´ve never been a go(o)d girl. Guilty by birth, guilty out of existing at all.
I love(d) the evil. The abusers were giving me what I needed: Touch, being wanted…
Rapists look for love. They bring their most vulnerable part of self, the parts where there is no love at all, in contact. As a child that has been raped by „holy men“ I know that they did. They showed their unloved sexual wantings and forced me to love it. I attached to the perpetrators and put them inside fearing myself.
I don´t find a single therapist who wants to know my truth.
Only some rare humans can keep themselves emotionaly open in my presence.
Who is open to what I´m dealing with?
I´m not in the need of any theory. Nobody needs to rationaly be with me. It doesn´t help.
As I feel the feelings I know whats real. Than the experience is mine.
Once I´m touched, my body is real in this moment.
A hug is a privilege. Especially for the devil.
Menschen reagieren und Antworten kommen von innen wie außen. Ihr mich bejahen hält mich am Leben. Jetzt immer wieder nur jetzt werde ich versorgt. Grenzen verschieben sich in meiner gefühlten Grenzenlosigkeit. Ich kann nichts tun und doch geht das Leben weiter. Mich Leiden sehen damit der innere Druck aufhört ist das Täterintrojekt der Menschen, die sich regulierten und ihren Druck abließen im mir Schmerzen zufügen. Vielleicht ist Trauma die wahre Religion. Vielleicht bin ich gerade notgedrungen Totengräberin für Selbstbilder.
Ein abgrundtiefes Ja.
Die Schatten der (Innen)Welt annehmen.
Der Schatten ist das Licht.
Das Leben ist nicht für sondern gegen mich.
Wenn es aushaltbar wäre, wäre es nicht die Hölle.
Vertrauen ins Leben ist nicht angebracht.
Es tunkt mich in die in die schlimmen Trigger, Flashbacks und Glimmer.
Vielleicht bin ich heil am Ort des Traumas
und alle Reinszenierungen machen mir das erlebbar.
Das Leben ist eine kosmische Superorgie und
der Prozess führt zum Tod.
Ist der Tod die Lösung?
Vor dem Abgang will die Wahrheit gesprochen werden. Mein Erleben nach außen tragen ist mein Beitrag! Und so fand das Interview von meinem Krankenbett aus statt. Ich habe gesprochen, meine Geschichte so weit ich sie bewusst habe offengelegt UND wurde interessiert, mitfühlend, achtsam gehört. Meine Wahrnehmung wurde wirklich für wahr angenommen! Nun ist da ein es nicht nur „überlebt haben“ meine Wahrheit zu sprechen, sondern zutiefst dankbare, freudige Lebendigkeit für knapp drei Stunden Interview über die Hölle aus Missbrauch, Vernachlässigung, Traumatisierungen, Krankheiten, Gewalt, Ignoranz. Eine neues Leben in dem ich nicht mehr schweigen muss.
Schamschattenarbeit statt Selbstliebepflaster. Wenn ich mich selbst lieben würde, brauchte ich keine Selbstbilder mehr. Traumata somatisch fühlen und integrieren ist Selbstliebe. Das bewegte, bemühte, alles gebende Selbstbild war nötig, um mich zu schützen. Es gab mir eine Art von innerer Sicherheit Hilflosigkeit von mir weghalten zu können. Noch etwas tun zu können.
Jetzt erlebe ich die körperlich Hilflosigkeit in nie dagewesener Intensität. Ohnmacht und ausgeliefert sein ist die körperliche Fühlaufgabe. Ich bin wie als Baby hilflos ausgeliefert ob und wer zu mir kommt, kann nirgends hingehen. Da ist nur mehr meine hilflose Natur. Und viel Traurigkeit, ein Betrauern meines Bewegungsverlustes, darunter das Meer der Tränen der alten Bindungsverluste. Angehaftetsein an Bewegung als Überlebensstrategie, weil hilflos (nicht) in Beziehungen zu sein noch schlimmer zu erfahren ist. Jetzt löst sich das Heftpflaster Bewegung ab und die Wunde Vereinsamung liegt offen dar.
Jetzt findet dieser hilflose Moment in mir statt. Ich kann nicht mehr weglaufen, muss bis kann bei mir bleiben egal was und wer (nicht) kommt. Keine Möglichkeit der Versorgung entgegenzugehen. Kein abwehren und kein weglaufen mehr. Die Bestie in mir erträgt das Ausgeliefertsein nicht und will die reale Hilflosigkeit töten (also mich).
Gleichzeitig ist jetzt Zeit, Raum und Hilfe da. Ich bin nicht mehr allein. Es gibt Menschen die mich genauso wollen wie ich bin. Es braucht mein bitten und erlauben von ehrlichem Kontakt. Das Neue sind Bezugspersonen mit aufrichtigen Interesse. Jene wo ich meine Schmerzen und die Bedürftigkeit da sein darf. Die sich von meinem „da ist nichts (mehr) möglich“ nicht ab- bis erschrecken lassen. In ihren Herzen ist keine Kritik vorhanden sondern Wertschätzung und Mitgefühl. Diese Kontakt sind das heilsame Momentum. Allumfassender Dank an Anja Reiche, Christa Greis, Verena Bernhard, Ingeborg Lösch und Eva Lenz ((für das ganze Team von Puls4 das endlich das Thema Kindesmissbrauch, auch aus Betroffenensicht, selbst ans österreichische (!) öffentliche Licht bringt).
We all walk each other home.
Den Menschen ausgeliefert sein erwachsen erfahren.
Heute kann ich sprechen und lerne meine Bedürftigkeit mittzuteilen.
Mich hingeben ist die Fühlaufgabe im zutiefst hilflosen menschlichen Leben.