Immer besser scheitern, bewusster mich erleben, klarer benennen was geht und was nicht, vor allem mir eingestehen was ich spüre an Zuständen, Bedürfnissen, Grenzen, Wollen und Abwehren. Noch vor dem Erlauben braucht es das Wahrnehmen und mir Zugestehen so bin ich gerade wirklich.
Gefühle sind soziale Kräfte und haben Botschaften, die einen Resonanzraum brauchen, um auftauchen zu können. Heilsam ist eine gefühlsoffene emotionale Begegnung mit gegenseitigem Interesse. Im Schmerz bezeugt werden statt mit Reperaturversuchen belangt. Alles und alle die mich ermutigen und begleiten darin den Körper zu spüren und entschieden zu lassen.
Damit (m)ein verletzter Mensch heilen kann, muss der Mensch im Mittelpunkt stehen! Im Kern hilft (mir) den Raum gehalten bekommen fürs Spüren und Fühlen. Also ein emotional offener Mensch der mitfühlt und ein Gespürtwerden erfahrbar macht. Ein Mensch der mich auch in meinen Verletzungen und Abwehrmechanismen nicht ablehnt, sondern mir erlaubt von Mensch zu Mensch ganz da sein zu können.
Zentral ist die emotionale Offenheit für mich, weil die in mir am meisten verschlossen, abgelehnt, unterdrückt und beschämt ist. Einer der vor meiner Mauer campiert und bleibt wenn ich den Abgrund hinuntergespült werde. Loslassen ist ein Arschloch bis es genau das sein darf, ein notangespanntes Arschloch. Und spürbar okay ist, dass ich zu unsicher fürs Einlassen bin. Der Zwang immer zu schützen und abzuwehren scheint nicht zusammenbrechen zu können. Jemand der okay damit ist, sich dazu hockt und mit mir zusammen die beschissene Aussicht bewundert, bis vielleicht irgendwann wieder genug Sicherheit da ist, um was einzulassen. Das sind so viele Verletzungen, so viel Unsicherheit, so viel Aufruhr die sich nur danach sehnt, dass da jemand einfach still daneben sitzt und eine Schulter anbietet. Wirklich da sein und okay damit wie es ist, ohne eine Vorstellung davor zu stellen. Das ist heilsam, auch wenn es mir unangenehm ist. Ich will mich emotional verbunden fühlen und brauche einen Menschen der meinen krassen Raum halten kann und will! Ich kann jeden Raum für Andere halten, aber ich kann mir kaum Raum geben und halten.
Der Körper gewinnt immer. Ich kann das Ganze nicht kontrollieren. Schmerzen, Dysfunktionen sind die Sprache des Körpers, um auf mich aufmerksam zu machen. Ruhig sein bedeutet nicht entspannt zu sein. In mir ist die Körperhülle oftmals ganz reglose Festigkeit und innen drinnen zittert alles in Daueralarm. Da braucht es zuallererst Annahme und mehr Verbindung (zu mir und einem sicheren Anderen). Sprich Sicherheit im eigenen Körper und in der Umgebung, statt Druck, Anweisungen und „weg haben wollen“. Ich brauche dann weniger im Nervensystem statt mehr, jedes rausholen wollen macht es nur noch schlimmer. Ein offener Mensch der da ist ohne was zu wollen und an den ich mich wenden kann reicht aus. Ich brauche da nichts besonderes, nur ein Gegenüber, das da ist und mich in der Wahrnehmung ernst nimmt und begleitet.
Co-Regulation wird viel zu wenig thematisiert. Wenn jemand ruhig und mitfühlend neben mir sitzt, macht das oft viel mehr innen als “das Thema besprechen”. Beim Reden ist kaum Raum fürs Fühlen. Spürst du dein Gesagtes ist die beste Frage die mir jemand stellen kann, vor allem wenn dann auch noch Raum gegeben wird das gemeinsam zu entdecken. Wenn mal jemand “mitschwingt” meinen Wahrnehmungen und Raum dafür hält, kann ich mich immer öfter und besser zulassen.
Schmerz ist kein Heilmittel per se. Er kann notwendig sein, um die alten Erfahrungen neu zu betrachten und zu integrieren. Dies geschieht allerdings nicht durch das Erinnern und Erzählen, sondern durch den tiefen Kontakt mit mir selbst und dem Gehaltensein durch Mitmenschen. Gehaltensein meint hier nicht zwangsläufig ein körperliches Gehaltenwerden, obwohl dies sehr heilsam sein kann. Es meint ein Gehaltenwerden im Sinne von: Jemand hält meinen Schmerz mit mir aus, sieht mich, bezeugt meine Wahrheit und kann fühlen, was der Schmerz in meinem Leben bedeutet. Jemand ermöglicht neue heilsame Erfahrungen des Nicht-mehr-Alleineseins. Dieses Coregulieren ermöglicht mir einen Erfahrungsraum der nicht zwischen Rigidität und Chaos pendelt, sondern so sicher ist, dass ich in meiner Unsicherheit mit allem da sein kann.
Im Schmerz bezeugt werden ist ein Segen und viel besser als jeder Versuch mich zu reparieren. Alles bricht auseinander, keine Referenzpunkte mehr und damit bin ich nicht alleine. Da ist jemand mit dabei ohne mir zu erzählen wie ich mich optimieren könnte. Sprich Menschen die in der Lage sind sich selber zu regulieren und dafür bereit mit mir mitzuschwingen. Co-Regulation ist das Einzige, was mich phasenweise in ein reguliertes Nervensystem bringt. Ein zweites Nervensystem zum Andocken ist großartig! Da kann ich mir dann Sicherheit ausborgen und wieder in mir durchatmen.
Mein Menschlein, das am Abgrund steht und die Kapitulation erlebt, braucht niemanden, der mich von der schwärzester Dunkelheit zurück ins Licht zieht, sondern einen, der an meiner Seite verweilt und die Dunkelheit aushält. Einen, der da ist. Nach Bedürfnissen fragt. zuhört oder in Stille den Raum hält. Anker ist. Mit dem ich zu nichts werden darf. Eine Gebärmutter des Nichts. Okay mit dem da kommt nichts.
Wenn mein Innerstes offen daliegt und alles verletzlich ist, brauche ich jemanden, der diese Überforderung mit größter Behutsamkeit wahrnimmt und der die Fähigkeit besitzt, dem Leid mit Mitgefühl und innerer Weite zu begegnen. Jemanden, der nicht in den Wellen mit untergeht, weil er geübt darin ist mit starken Empfindungen zu sein. Da ist meine fundamentale Angst in dieser Welt nicht überleben zu können und da ist jemand der mir den Raum hält, Sicherheit borgt und wartet bis mein System realisiert, dass es sicher ist ich (mit Gefühlen, Bedürfnissen, Grenzen, Wünschen) zu sein.
Geholfen hat mehr Menschlichkeit erleben als Techniken kennen zu lernen. Die diversen Techniken im Umgang mit mir selbst (und anderen) sind eine zeitlang gut und haben alle Grenzen, an die ich auch zuverlässig gestoßen bin. So kam zum Beispiel von keiner Seite eine Warnung, dass die Tresorübung problematisch werden kann, wenn man wirklich gut dissoziieren kann. Alles, was ich reingepackt habe, war unwiederbringlich weg. So bin ich irgendwann dazu übergegangen aufzuschreiben, was genauso wirkt, wie der Tresor, aber nachlesbar ist.
Ein anderes Phänomen ist der für mich ominöse „innere sichere Ort“ so oft habe ich mit allen möglichen Versionen und auch Begleitungen versucht einen solchen herzustellen. Vergeblich, phantasieren von einem möglicherweise sicheren Ort ist möglich, nur spür ich davon nichts im Körper. Der reagiert nicht auf Wahnvorstellungen von Sicherheit. Die bisherige Realität ist, dass mein Körper kein sicherer Ort ist. Wenn ich in den Körper mit der Aufmerksamkeit gehe oder in im präsent bin, dann ist es unsicher bis angsteinflößend. Da ist ein vor dem Körper kapitulieren und anerkennen: Mein Körper war und ist nie sicher. Das Nervensystem kann Sicherheit nicht hervorbringen vor allem nicht in Gegenwart von Menschen. Und dennoch ist es der einzige Weg in die Verkörperung zu kommen, weil jedes Mal wenn ich aus dem Körper raus bin, überlasse ich ihn der Situation und mache mich selber ohnmächtig.
Da ist also große offene Bereitschaft für das Gefühl eines sicheren Raumes in meinem Körper. Bisher sind es noch unverkörperte Ideen des sicher Seins. Ein Phantasieren von Präsenz mit allem, jedes Gefühle bekommt Raum ohne Unterbrechung und Druckausübung, Halt für meine Natürlichkeit ohne Bemühungen, mit Rückzugs- und Kontaktmöglichkeiten. Ich darf kommen, wenn ich bereit bin. Alles darf da sein und alles gehen. Alles darf ausgedrückt werden ohne dafür ausgeschlossen zu werden. Da ist Raum dafür überall hinzusehen und hinzufühlen.
Was mir innen wie außen gefehlt hat waren echte Gefühle in Kontakt zu erleben. Ein Erleben von „ich kann wund überleben“ und es ist mir erlaubt „mit allem da zu sein“. Über Worte komme ich nicht ins Fühlen und das zu verstehen hat viele Jahre gedauert. Bis ich wirklich geschnallt hatte, dass Traumaerinnerungen den Zugang zum Sprachzentrum kappen, war schon viel Frust und Selbstanklage geschehen. Mitgefühl ist etwas, das hilft. Von Außen als Beistand, als Anerkennung, dass das, was erlebt wurde wirklich schlimm war. Auch in Form von Worten, dass das, was damals normal war, nicht normal ist. Jetzt das Mitgefühl zu erfahren was früher fehlte ist heilsam.
Von außen gefehlt hat auch wohlwollender Körperkontakt, ein heikles und missbräuchlich benutztes Thema. Dennoch ist klar, dass ich Körperkontakt brauche. In mir passiert viel übers Spüren am Körper sprich Berührung. Normalerweise halten sich alle Therapeuten extrem mit Körperkontakt zurück. Also bleibt nur mehr bei Freunden die Bedürftigkeit zu benennen und den Mut aufzubringen zu fragen (nach einer Hand, einer Umarmung). Mir hilft es sehr, wenn das geht. Ich brauche es, um spüren zu können, dass ich mit der Welt / anderen Menschen verbunden bin. Die Berührung gibt mir eine Präsenzerfahrung und aktualisiert die endlose Einsamkeitserfahrung. Ohne mentale Verbindung zu erzwingen geschieht sie Körper zu Körper rein aus der Tatsache das beide Erde sind. Berührung (auch von mir selbst) bewusst als Geschenk statt als Forderung (a la sei still, wein nicht, hab Lust) oder benutzend für die eigenen Absichten. Berührung die Atem lässt und meinen Gefühlen Raum gibt. Nicht absichtslos (!) sondern als Einladung für mich im Körper da zu sein.
Liebe braucht es wohl, nur von Liebe habe ich keine Ahnung. Die wenigen Male die aus mir ein „ich liebe dich“ kam meinten „du bist als Ganzes eingelassen“. Das war schmerzhaft. Vielleicht weil ich dir erlaubte mit allem da zu sein und es mir selbst verbot. Noch hilft mir Liebe wenn dann unbewusst. Sei schmerzt, überwältigt und fehlt gleichzeitig in mir. Ich bekomme Panikattacken, wenn zu viel Liebe im Raum ist.
Meine Medizin ist es unentschuldbar ich selbst zu sein und mit meinem Selbstausdruck zu berühren. Vor allem mich selbst. Zur Verfügung gestellte Mitmenschlichkeit ist die größte Unterstützung im mir begegnen. Zuletzt hilft es Ausdruck zu finden – bei mir ist das meist schreiben manchmal malen – weg von “ich möchte was erschaffen” hin zu “ich möchte Ausdruck finden, egal wie”- Dabei nicht wertend drauf schauen, sondern Wertschätzung lernen, dass ich versuche das auszudrücken, was noch keine Worte gefunden hat.
Ein Beispiel aus dem Alltag:
Mein langjähriger Osteopathenfreund zu Besuch und ich ihn ehrlich mit meiner innerlichen dauersurrenden Angst sowie der ruhigen äußeren Erscheinung meines Seins willkommen heißen (statt mit Symptomen nach dem Beinbruch, von der Augenerkrankungen usw. zu belangen). Er blieb 😉 und wir zusammen damit wie es ist. Eine sichere Begegnung und ein unsicheres aktiviertes nicht beruhigbares Inneres. Zusammen nichts tun, sitzen und spüren, Erfahren teilen. Er seine tiefe Stille und oberflächlichen Gedankenstrom, ich meine oberflächliche Stille und darunter Körpergewusel. Der Parasympatikus (Vagus) bekommt nicht Raum weil immer was alarmiert in mir rumtut. Also den Sympatikus in mir zitternd fließen lassen, einfach weil ich eh nicht anders kann.
Im Lauschen seiner tiefen Stille, die mir ab und zu mit Worten zugesprochen kam, irgendwann auch in mir wahrnehmen wie noch weiter drinnen innerhalb im Zellkern ganz winzig diese Qualität da ist. Gleichzeitig wahrnehmen von stiller Kern, ängstlich zitterndes Fleisch und ruhige Oberfläche.
Ich bekam im realisieren das Bild einer Birne, wo die Haut das angelernte ruhig Halten, das Fleisch die ängstliche Masse und ganz drinnen die Kerne eine feste Stille zusammen die ganze Frucht ergeben. Er mit seinem männliche klaren Sein, na großartig, dann kannst du ja wählen worauf du den Fokus richtest und das andere einfach auch da sein lassen. Und ja das ging, ich hab eine Richtungsentscheidung, eine Wahlmöglichkeit! Die mag ich jetzt noch öfter verkörpern in Begegnungen. Voll spannend zu erleben wie das Angepasste, Traumatisierte und was echt Stilles gleichzeitig in Kontakt wahrnehmbar ist.
Irgendwann vielleicht wird die Schale ganz natürlich verwesen, das Fleisch verdaut (die Traumaenergie integriert) und übrig bleiben die Kerne, die dann je nachdem in welche Erde (Umgebung!) sie fallen eingehen bis auflösend zerfallen wie erschaffen was angelegt ist.
Die Welt ist nicht zu verstehen, sie ist zu spüren. Ich brauche die eigene Erfahrung, meine eigene Wahrnehmung. Wenn die in Kontakt Zeit und Raum bekommt, bin ich am heilen anstatt mich wie sonst mit Heilung zu stressen. Da ist dann zwar noch immer auch der Stress aber nicht ausschließlich. Dann bin ich mehr das Fließen und nicht so sehr das was Wellen macht.