Es ist auch okay, nicht okay zu sein! – gewaltige Worte fürs Dunkle

Heilung braucht Wahrheit. Meine Wahrheit zeigt sich in Erschöpfung (innerer Druck der nur mehr schlafen, aufgeben, liegen bleiben will) und viel Gegendruck gepaart mit Todesgefühlen. Ich trage Krieg und Liebe in mir. Bekämpfe die Bedürftigkeit, die Erschöpfung, die Verzweiflung und versuche mich gleichzeitig annehmend zu umarmen. Das ist ein Fegefeuerleben. Der Krieg hat jahrzehnte lang funktioniert, um den Schmerz des Daseins auszuhalten. Die Liebe pulst fortwährend und durchfließt alles Harte, Verkrampfte, Festhaltende, Disziplinierte, Schützende, und erzeugt zerreißende Heilungsschmerzen. Alle meine aufgestellten Grenzen und das ganze (falsche) Fundament zerbröseln. Die Liebe ist meine Sterbeamme, die ich so gerne in Menschenform an meiner Seite hätte. Verbindung und Liebe kennen keine Grenze. Sie erkennen meine Grenzen nicht an. Ich kann nur fühlen was ich fühle. Kindlicher Terror niemals aufzugeben, weil eben sicher nichts und niemand außer mir trägt. Erwachsenes verstehend, lösungslos mit der Angst sein.

Emotionale Probleme sind nicht mit logischen Argumenten zu lösen. Der Verstand muss verzweifeln in meinen emotionalen Wellen der existentiellen Trauer. Mein trauender Mensch will nicht repariert werden, sondern Zuwendung und sein dürfen wie ich bin. Bei Trauer geht es immer auch um Liebe. Trauern ist die Lösung und nicht das Problem. Fühlen von Massen an Trauer. Ich weine immer wenn ich ohne jemand oder nicht beschäftigt bin. Es weint und ich bin davon so erschöpft, dennoch lebt die Trauer immer weiter. Ich kann nicht mehr fühlen als ich fühle. Ich habe Angst, das hört nie mehr auf mit dem Siechen in der Trauer beziehungsweise mich mit Gewalt zu was anderem zwingen.

Trauern macht so müde, schwer, jede Hoffnung versiegt und nichts macht mehr Sinn. Im Moment bin ich im „ich kann nicht mehr“ und der Moment zieht sich. Der Erschöpfung, dem nicht mehr können, kann ich mich nicht anvertrauen; da ist so eine riesige Angst, dann vegetiere ich in den Tod, dann kommt keiner. Wenn ich nicht schreibe, frage, bitte, rausgehe, mich bewege, versuche ohne Ende Coregulation zu erbetteln, meldet sich niemand bei mir. Ich muss mich anstrengen beim Aufstehen, beim rausgehen und mich bewegen, beim für mich kochen, bei Körperpflege, bei den Atemübungen, bei jeder Therapie, beim Versuch einen skill anzuwenden und den alltäglichen Dissoziationsstopps, bei allem außer schlafen. Überleben ist schon die Selbstwirksamkeit.

Ich bin im Ende, so müde vom Fühlen mit all den Widerständen gegen das Untergehen in der Trauer und falle immer tiefer in die körperliche Erschöpfung. Ich lasse sie für begrenzte Zeiten zu bis die Angst aus dem Strudel der Ohnmacht reißt. Was ist, wenn ich mich fallen lasse, aufhöre zu kämpfen, um den eigenen Lebenserhalt und liegen bleibe. Kommt dann wer? Nein, wer soll sich bitte um mich kümmern und nach dir sehen, von sich aus dir die Hand reichen. Das ist eine absurde Utopie. Also weiter mich selbst mit den Restkräften halten. Ich kann mich (noch) halten, bin ich doch mein Leben lang schon mein einziger Halt, der übrig bleibt.

Ich habe Angst, dass mir die Kraft und Disziplin, die mich von Kleinkind an im Leben gehalten hat ausgeht. Ich will nicht mehr und erlaube mir das Aufgeben nicht so lange noch irgendeine Art von Können da ist. Der Kampf gegen die Kapitulation und dem Liegenbleiben ist ein Endkampf. Es denkt ich sterbe alleine, wenn ich es nicht mehr selber schaffe mein Leben aufrechtzuhalten. Es erinnert mich wie oft niemand kam, als ich am krepieren war. Vielleicht stimmt das ja auch heute noch. Ich habe Angst und bin tief traurig. Hat was von Notenge, Erkenntnisstau und Vollohnmacht. Auch wenn ich es nicht sollte, fühlt sich in mir Ohnmacht beschissen an, und wenn überhaupt nur im Paket mit „wann hört das auf“ Widerstand. Hingabe ist dran, es klingt so toll, nur wie, ich fühle mich darin nur hilflos und ausgeliefert im fühlenden Erleben. In mir ist kein Unterschied zwischen Hingabe und Ohnmacht. Es hat die Qualität von „ich lege alles in deine Hände“ und da sind aber keine.

Früher konnte ich mein Tagebuch offen liegen lasse, hat ohnehin niemanden interessiert. Das ist heute immer noch so. Ich weine schon wieder trotz schreiben. Ich habe schon so oft um Hilfe gebeten, vielleicht nicht deutlich genug. Ich krieg meine Not nicht verstehbar in Kontakt kommuniziert bzw. interessiert das niemanden beziehungsweise kann (will) mir keiner helfen. Ich kann nicht mehr warten bis wer kommt, da kommt keiner, ich muss mich selber (aus)halten. Ja ich reinszeniere, wenn ich schwach war, wurde ich immer verlassen, war und bin immer alleine. Es ist mir bewusst, aber ich packe es nicht mich komplett fallen zu lassen und alleine ins Aufgeben reinzulassen. Mich darauf einlassen geht und dabei weiter weinen. Ich kann nicht mehr als mit dem sein was ist und bin zutiefst erschöpft. Danke fürs damit da sein dürfen. Auch wenn ich euch nicht spüren und fühlen kann, denkt mein Raum da ist wer, zumindest im geistigen Seelenreich.

Danke fürs Lesen/Sehen/Antworten, vielleicht. Mein Schreiben ist wie ein in aller Not um mich rausrufen „bitte helft“ mir und gleichzeitig bin ich stumm und hilflos in der körperlichen Realität. Es ist sehr ähnlich wie als Kind, nur sind die Worte gewandter und zahlreicher, vielleicht ist da ja auch Interesse in der fernen Menschenwelt. Schreiben hilft, auch wenn es alleine ist. Es spiegelt mich, schafft mir ein wahrgenommen Werden. Ein „Gedicht“ kam dabei zutage:

 

Schwermut

Ich warf mich so oft gegen die Wand der Angst,

bis der ganze Körper verspannt erschöpfte.

Die Schulterblätter meiner Seele sind dumpfe Schmerzquellen,

die Seile meines Herzens werden dünn.

 

Das Herz klopft zum Klang der gequälten Schreie.

Meine. Deren. Unserer.

Mein Herz hämmere gegen Schatten,

in der Hoffnung, dass meine fegefeuerartiger Erschöpfung besiegt wird.

Das Licht deines Bildes fällt ein.

 

Ich erkenne in mir das Schicksal des Menschen.

Greife nach deinem Foto und schaue dein Bild an,

blicke in das von meinen Fingern gehaltene Gesicht,

 

Ich schaue dich an und das Herz geht auf,

versuche zu verstehen was mich so rührt

und fühle die bedingungslose Liebe, die mal da war.

 

Ich fühle mich ganz

und weiß, dass ist mein und

unser aller Ausgeliefert sein

dem L(i)eben gegenüber.

 

Mein Erleben durchstehen,

fühlen und spüren,

es geschieht allen.

Ich hänge an deinem Bild

als würde ich mich selbst betrachten,

weil ich es tue.

 

Schweigend ausatmend die Fratzen

der eigenen Umarmung versteckt

nach ihrem Sehnen verlorener Rettung.

 

Ich verkrieche mich unter meinem Bett,

wie als Kind in Gegenwart meiner Mutter,

während vergessene Gebete über meine Lippen kochen.

 

Im Blutrausch ertränkt, offene Seelenqualen

im Klammergriff modriger Schatten.

Das Gefühl, dass „es nie gut wird“, herrscht in mir.

Es hallt um mich. Überall.

 

Ich kann das nicht kontrollieren.

Ich bin müde. Zu müde zum Ausruhen,

aber nicht genug, um Widerstand gegen die Angst zu leisten.

Ich trinke, was mich verbrennt.

 

In diesem dunklen Raum werde ich

von einer tintenschwarzen Ewigkeit erstickt.

Sie klebt und färbt überall ab.

Sie verblendet bis zum leeren Kern.

 

Die Seele kann nicht mehr richtig sehen.

Wie eine Fliege im Netz komme ich nicht weg.

Der Spinnenbiss lähmt. Sie frisst mich lebendig.

 

Die Welt löst sich auf, wird ein Nichts.

Unsicher greife ich zu meiner einzigen Waffe. Kontrolle!

Die innere Mutter töten.

Ich lasse dein Bild los und schlage ins Leere

in das Leere in mir.

 

Stelle das Getrenntsein fest.

Das L(i)eben ist mir aus den Händen genommen worden

und das begreift meine Trauer in der Tiefe.

Da ist immer noch das Bedürfnis gehalten zu werden,

eine mich mittragende Beziehung zu erleben.

 

Du bist nicht da und warst nie für mich da.

Jetzt erfasst mich das ganz.

Die Trauer auch noch loslassen

und ins Nichts gleiten.

 

Danke für nichts.

Impulslos warten.

Hinnahme der Unverfügbarkeit.

Warten auf jemanden mit dem die Liebe bleibt.

 

Noch l(i)eben zu können,

noch auf jemanden zuatmen,

noch die Augen erfüllt haben mit einem Menschen,

noch Worte finden, und aufschreiben,

noch die Schwingungen eines Menschen zu spüren,

hält die Welt in und um mich offen.

 

Kostbar sind die Regungen,

die mich zum L(i)eben tragen.

Ich bin noch da

schwermütig in tiefer Trauer

und eingebettet ins L(i)eben.

 

Berührt euch etwas davon, kennt jemand meinen Zustand, geht der vorbei?

Wie kann ich in dem „ich kann nicht mehr“ dableiben und die Todesgefühle aushalten?

Wie halte ich das unhaltbare, unaufhaltbare Aufgeben (nicht mehr) aus?

 

Ich bin da und habe keine Ahnung ob dort oder hier oder fern oder … aber ich bin da…irgendwo bin ich … und irgendwo ist wer. Ich wäre gern näher. Atemzug um Atemzug halten wir das Unaushaltbare aus und irgendwann verändert sich der Zustand und die Situation wird wieder erträglicher. Danke euch allen, dass ihr mir punktuell eure Wahrnehmung und Worte schenkt. Mir die eine oder andere Hand und Umarmung schenkt (ohne zu erklären, wie ich da wieder rauskomme, oder mich belehrt was an mir zu ändern wäre). Ich übe mich im akzeptieren davon, wer/was geht und lieben wer/was bleibt. Selbst wenn es nichts und niemand ist für die toten Leeremomente. Ich habe mich alleine noch nie nicht einsam gefühlt. Mit Menschen kommt es nur mehr selten vor, seit ich so ehrlich in Kontakten bin. Danke für jeden milden, weichen Blick auf mich, der mir alleine so leicht abhanden kommt!

Es ist auch okay, nicht okay zu sein. Ich brauche nicht weniger weinen und muss auch nicht weniger bedürftig sein. Weinen und Brauchen ist gerade meine Wahrheit und damit heilsam, auch wenn es mich total überfordert. Es sind meine menschlichen Grenzen, die die Liebe auflöst. Ja es darf viel Trauer und viel Bedürftigkeit sein und der Schmerz, das alles nicht (aus)halten zu können braucht einen begrenzenden Rahmen. Ich bin noch nicht bedingungslos mit mir, das ist anzuerkennen. Hingabe an mich, ans nicht mehr können und dennoch weiter leben.

Die tiefe Emotionalität und Verletzlichkeit so gut ich es vermag zulassen. Liebe kann ich nur empfangen, wenn ich mich wieder und wieder hingebe. Hingabe macht sehr verletzlich. Es schmerzt abgewiesen zu werden, es stürzt mich ins Bodenlosen, wenn Geliebte von mir weg gehen. Tiefe Liebe ist jedoch mit Hingabe verbunden. Völliger Hingabe und die macht mir enorme Angst. Ich muss das Risiko eingehen, dass nichts mehr von mir übrig bleibt, sollte die Sache schief gehen. Aber ohne Liebe gehe ich auf jeden Fall zu Grunde und damit fällt die Entscheidung leichter. Tiefe Liebe schließt Austauschbarkeit aus. Ich liebe. Was geht dich das an? Nichts und niemand kann mich davon abhalten in der Tiefe zu lieben.