Die Basis sind Dunkelheit, Licht und Liebe.
Mein Heimweh war immer nur ein Sternweh.
In der Selbstbegegnung gibt es keine Wahl, sie ist alternativlos.
In allen (Selbst)Kontakten mein Menschsein da sein lassen mit allen Gefühlen, Prozessen, Geschichten dem Leben anvertraut sein, schiebt das was ist in die Empfindungen. Und genau so wie sie sind lässt es mich ein ins Erleben. Darin ist keine Wahl, hilft keine getroffene Entscheidung, gibt es nur ein gewissen Spielraum darin wie ich dem Erleben begegne.
Mein Weg wird erst gehbar, wenn ich aufhöre zu wählen und mich annehme. Etwas in mir kann nicht aufgeben und aufhören mich zu kontrollieren. Drückt Intensitäten an Verzweiflung, Angst, Trauer, Schwäche vor Anderen runter und richtet mich unaufhörlich auf mit der pushenden Idee „sei stark“ und der alten Bedrohung „wenn du dich auf andere verlässt, bist du verlassen“. Misstrauen in mein Leben, Not in der Selbstbestimmung, Angst in der Fremdbestimmung. Letztes Vertrauen nur in den Kosmos, Gott als die Zuflucht außerhalb des Köpers, weil er darin abwesend zu sein scheint.
Gleichzeitig ist die Trennung vom Menschsein unerträglich weiter lebbar. Ich brauche emotionale Unterstützung, um mich in den Todesängsten, einsamen Kämpfen, verzweifelten Flüchten, versteinerten Tränen selbst fühlen lassen zu können. Erst wenn ich mich sicher fühle, geht der Raum für mich auf. Erst wenn ich nichts mehr spiele, vorgebe, weglasse, kann sich das Nervensystem entspannen. Erst wenn das was ist immer wieder komplett innen und außen angenommen ist, kann Heilung geschehen. Heilung bedeutet, das was nicht wahr ist fällt weg. Dafür brauche ich keine Ziele, weil „ich bin“ dann hier. Das Leben möchte, dass ich zu mir komme ins jetzt. Meine Fähigkeit im Herz zu sein kann nur jetzt stattfinden. Es will immer wieder mit Aufmerksamkeit gestreichelt werden. Liebe ist mein Grundnahrungsmittel und ich brauche es auch körperlich. Spürbar über die Haut, so dass mein vernachlässigter Säugling Dasein spürt, mein verlassenes Kind Zuwendung empfindet und die Erwachsene Entspannung erlebt.
Ich möchte ohne Schutz und Strategien ganz und gar da und nah sein können. Ich will dir begegnen in einer Reinheit, in der Nichts zwischen uns steht. Ich will mich und dich pur, rein ohne Fassade und Methoden. Ich will unser Herz, die Bauchempfindungen, die Gefühle, Schmerzen, Schmachten, Leiden, Liebe, Feuer, Leere, Begeisterung, Frustration, Trauer… unverfälscht, authentisch. Alles gehört in die Liebe. Wahres Sein, reine Berührung. Das ist es was ich will, eine Verbindung der Seeln als ein Herz, welches beide Körper berührt und ewiglich währt.
Gleichzeitig ist kaum etwas härter als die eigenen, tief verborgenen und versteckten Schmerzen zu fühlen, die Scham, die da mit kommt. Sie sind da, meine Verletzungen, meine Bindungstraumata, meine Wunden. Tief verborgen unter meiner Haut unberührt wartend. Nur dann wenn all die Schmerz und die Scham, da sein dürfen, kann ich ganz authentisch als Mensch auf Erden wandeln. Ich sehne mich nach kaum etwas mehr als mich ganz zu zeigen und zu landen in berührender Beziehung. Nichts ist wunderschöner als im Menschsein wirklich zu schmelzen und ineinander zu sinken. Tiefer, inniger Kontakt ist die Königsdisziplin. Und jede Beziehung beginnt bei und endet in mir.
Meine tiefe Wunde im Brauchen, diese unfassbaren Bedürftigkeit gekoppelt damit missbraucht und mit Gewalt bestraft zu werden ist klaffend offen. So viel fremde und eigene Gewalt. Ich hab sehr viel Missbrauch erlebt und die wenigen Male, wo ich mich wehrte, kam immer noch mehr Gewalt, Kritik an meiner Fehlerhaftigkeit mein Misstrauen bezeugend ins Leben. Dann hab ich mich bemüht doch zu vertrauen und genau das war der vernichtende Fehler. Hinausreichen in Bedürftigkeit hat meine innere Lage auf ein Höchstmaß weiter verschlechtert. Und dieses hinzukommende Verlassenheitsgefühl verschärft die Situation noch mehr. Ich fühlte mich noch einsamer, weil nichts passierte, was meiner Seele zuträglich war.
Ich habe eine ganze Schar an bedürftigen Kindern in mir, die Schutz und Geborgenheit brauchen in meinem jetzigen Erleben. Wenn meine Seele schon so perforiert in Bedürftigkeiten schwimmend ist, ich keinen Boden mehr unter den Füßen habe und in höchster Not bin, habe ich aufgehört, ins Außen damit zu gehen. Ich bin für mich da, so gut ich das noch kann. Und eins ist klar: Das wird wieder aufhören. Es ist temporär und es darf sein. Kein Wunder, bei all dem Erlebtem. Kein Wunder, dass ich auch die Absicht der Bedürfnislosigkeit und das Streben nach Selbstlosigkeit missbrauche. Missbrauch ist meine Grundprägung. Ich kann alles auch missbräuchlich verwenden und habe es (mich) drauf anlegt. Ich habe mich verloren im Kampf gegen mich und nur durch ihn überebt.
Hätte ich bei mir bleiben können, hätte ich eine andere Wahl gehabt, (vielleicht auch damals). Ich konnte nicht bei meiner Bedürftigkeit bleiben, habe mein Brauchen verraten, die Ablehnung hat so weh getan, dass ich sie übernommen habe. Ich durfte keine Mutter brauchen, um weiterleben zu können. Nie mehr „eine Mama brauchen“ und generalisierend überhaupt möglichst wenig (von anderen) brauchen, weil darin wird alles noch so viel schlimmer. Das Bauchen leben lassen wäre mein Tod gewesen. Mama brauchen war Todesgefahr. Bis heute macht es Todesangst, erstickende Qualen. Also Selbstvernichtung, um mein Leben zu schützen. Realisieren wie ich heute beschützt bin. Es ist vorbei, es war schutzlos und ich bin jetzt beschützt. Es ist kein Monster, das bin ich gewesen im es mit allen Mitteln bekämpfen und mich eiskalt disziplinieren für meine Bedürftigkeit. Selbstbemutterung ist die Unbekannte, also mit Strenge kenne ich es nur halt nicht in Form von liebevoller Präsenz.
Nichts festhalten und nichts loslassen, sondern präsent sein in allem was ist. Mein Monster seinlassen und alle Mechanismen, die es in Schach halten mit allen Mitteln, innere Scharfschützen, beinhartes Nein zur Bedürftigkeit, quälende Selbstbestrafung, diverse Gehörsamverweigerungsverbote mitkriegen. Unerfüllbare Bedürftigkeit, unerfüllte Massen an Brauchen. Kein Wunder, dass ein Monster des Brauchens in der Tiefe voll viel Gewalt von mir abbekommen hat. Gewalt ohne Ende gegen meine Bedürftigkeit, um mein Ende zu vermeiden. So ist es, so steht es da, so weh habe ich mir getan, so einsam bin ich, so misstrauisch, so bedürftig, so selbstunterdrückt. Dennoch in Wahrheit so sehr Mutterliebe brauchen und sie in mir nicht erreichen diese warme Zuwendung die meine Bedürfnisse nach Nähe anerkennt.
Ich bin traurig, total verletzlich in der alten Wunde des Brauchens, voller Angst ohne den Kriege in mir gegen die Bedürftigkeit nicht existieren zu können. Wieder (von mir) in einer Beziehung instrumentalisiert zu werden. Es war so schlimm abhängig zu sein, bedürftig im Leben bedroht zu sein. Es ist so schlimm mir die Liebe zu entziehen und keine Wärme geben zu können, wenn ich brauchend da bin. Ich hätte jemand gebraucht der mit mir ist, jemand der mir die Hand hält. Und um ehrlich zu sein den brauche ich immer noch.
Damit bleiben geht, bleiben mit dem erwachsenen Kind voller „Mamaliebe brauchen“, bleiben mit den Abwehrgeschoßen der überlebenswilligen Kinder die klar haben „das geht gar nicht“, der Angst vor diesen bedürftigen Wesen voller Wollen/Brauchen/Gier in mir, dem meine Bedürftigkeit aus Überforderung nicht wollen, dem erschöpften das Nichtwollen nicht mehr aufrechterhalten können, der ganzen inneren Bedrohungen und Kriegszuständen. Alle haben Angst und durch unterdrückende Härte überlebt. Die Härte hat es gebraucht, um jedes Bedürfnis niederzudrücken und heimliche Umwege zu finden, um ein wenig davon zu substituieren. So ein Kraftaufwand aus dem Agressor gegen meine Existenz leben. Die Strategie war erfolgreich, ich habe überlebt. Da ist Anerkennung dafür, dass ich lebe. Ein Gesehenwerden in dem mein Leben abwehrendes Überleben und die Wahrheit meines Brauchens wahrnehmen. Sie ist erkannt die endlos heimlich einsame Schattenexistenz meiner Bedürfnisse.
Ich mag überhaupt nicht so autoagressiv sein wie ich bin. Ich verfluche mich dafür, dass ich mich verfluche, den ganzen Entfaltungsweg der Selbstehrlichkeit, die eigene Häßlichkeit im eigenen Licht. Das jetzt ganzkörperlich realisieren wie ich immer noch „eine Mama brauche“. Bedürftige Schattenexistenz total erschöpft davon jedes Brauchen niederzudrücken. Kraftlos, endlos heimlich mein Brauchen nicht mehr verschweigen.
Da gibt es ein Menschenwesen, das ich auch bin und in mir im Dunklen lebte, das die Erlaubnis einfordert, bedürftig wahr- und ernst genommen zu werden. Ich höre es und fürchte mich vor der Gier, den Bedürfnissen, der Überwältigung, dem Verlassensein, wenn es da ist. Da sind welche richtig böse, übelst klein, total verzweifelt, und etwas will gerettet werden, das könnte auch ich sein. Das Brauchen braucht mich bewusst. Ich bin für Atemzüge rettungslos, lösungslos in Bedürftigkeit erlaubt. Damals war niemand da, jetzt bin ich da, kein Loslassen und kein Ankommen. Jetzt bin ich sicher genug, um schwach sein zu können.
Ehrliche Worte streicheln flüsternd meine Seele und danken für die Offenlegung. Ein Hauch von Anerkennung berührt. Ich bin ausweglos bedürftig. Spüre meine Not. Fühle die Selbstverlassenheit die sich verbindet. Raum für mich. Mein Schmerz wird wahrgenommen. Da ist Akzeptanz und Angst vor der (fehlenden) Resonanz. Ich bin erlaubt und fühle erstmals erwünscht zu sein. Alles öffnet sich von innen nach außen. Auch das wahllose Selbstsein im Annahmeprozess meiner Schwäche, weil ich jetzt sicher Verbindungen habe und eine Zuwendung aus Liebe ohne Erwartungen geschieht. Endlich ist es möglich und erlaubt für (statt unterdrückend, pushend, wegmachend, mehrmachend gegen) mich zu sein.
Fühlen führt mich ins Leben! Ohne die Trauer zu leben, wäre ich nicht beziehungsfähig, weil es egal wäre ob der andere nah ist oder nicht. Meine Trauer ist der Schmerz, wenn Beziehung getrennt ist (zu mir und zu Geliebten). Meine Gefühle sind da und wollen gefühlt werden. Bei den Gefühlen reicht die Wahrnehmung ohne wegbeten und mit Aktivitäten verändern. Sie konfrontieren mich mit meiner Wahrheit wie dem Nähebedürfnis und der Bedürftigkeit im manchmal unüberwindbaren Getrenntfühlen. Da ist ein Grundbedürfnis das ungestillt ist und die Seele weint. Im besten Fall kann mein Mensch das auch und erlaubt das Reinsinken ins Meer der Tränen in dem ich (aus)gehalten bin. Da ist eine Sehnsucht nach einem personalen Gegenüber, die war schon immer da und wurde kompensiert durch Tun, abgelenkt ins Denken, zuflüchtig ersatzweise in Gott/Kosmos (rumträumen in religiösen/spirituellen Systemen) gesucht. Alles Scheinwelten, nur um mich nicht so schmerzhaft bedürftig zu fühlen wie es jetzt ist. Diese meine bedürftige Wahrheit macht frei das „ich bin“ zu erleben.
Jedes Gefühl und alle dahinterliegenden Bedürfnisse sind in ihrer Ganzheit meine Heilung. Gefühle wollen meine Wahrnehmung und einen Halt im Dasein. Sie haben immer eine Berechtigung und sind niemals wegmachbar, nur ablenk und bis zu einem gewissen Grad verschiebbar. Das macht allerdings langfristig krank und verbraucht andauernd massenhaft Energie.
Gefühle brauchen meine Kontrolle nicht, bei den Gedanken ist es meine Verantwortung beizeiten zu stoppen, aus der puren Einsicht ihnen nicht vertrauen zu können, weil sie konditioniert und oft altbekannt sind. Ja ich fühle die Trauer des Getrenntfühlens, und nein dass heißt nicht, dass mich keiner liebt und niemand für mich da ist. Da wirken alte Bindungstraumata die mir die Trennungsgeschichte reproduzieren und das Bewusstsein verengen. Teile von mir sind noch in der Todesangst der Kindheit und dem Verlassensein (bis vor knapp einem Jahr das Wunder des Gewolltwerdens und bedingungslos angenommen Seins in mein Leben kam). Die brauchen Halt und aktuelle Sinneseindrücke. Auf der Gedankeneben kann und will ich nicht alles so sein lassen. Es ist ein lebenslanger Prozess die Gedanken der Lüge mit der Wahrheit zu konfrontieren. Mich beobachten und das Denken an meiner Wahrheit ausrichten.
Ich kann nicht alle meine Bedürfnisse befreidigen, nur die Verantwortung übernehmen und sie in die Beziehung zu bringen versuchen, statt alles mit mir selber auszumachen. Meine tiefsten Bedürfnisse wird nicht Gott alleine automatisch stillen, da würde er mich übergehen. Ich bin für die eigene menschliche Reifung zuständig und meine Bedürfnisse offenzulegen mit allen Risiken, Ängsten, Gelüsten ohne Erwartungen auf Erfüllung, nur um mich wahr sein zu lassen, gehört dazu. Ich kann lernen mich jemand anderen anzuvertrauen und echte Beziehungen zu (ver)suchen (zu mir, zu dir, zum Schöpfer).
Die einzige Wahl, die ich wirklich habe, wenn ich bereit bin mich selbst zu leben, ist das WIE, nicht das WAS. Ich kann teilweise wählen, WIE ich meine Situation bewerte; entscheiden, WIE bewusst ich die Dinge wahrnehme. Alles Leiden in meiner Welt beruht auf der Annahme, dass das Individuum sein Schicksal selbst in der Hand hat. Zu glauben, ich könnte ändern und kontrollieren, wer ich bin und was oder wen ich (nicht) bekomme. Dieser Verstand glaubt tatsächlich, er könnte das physische Leben steuern und in das eigene Schicksal eingreifen. Und die „kollektive Intelligenz“ fordert Gründe für das Sein und diese Gründe entsprechen niemals meiner erlebten Wahrheit.
Die Aufgabe der Zeit ist es meine Wahrnehmungen ernst zu nehmen, auch wenn sie nicht mit den Anderen übereinstimmt. Auch dann, wenn die nicht ins System passt, nicht vorgesehen ist, keiner Rolle entspricht, total alleine dasteht. Was habe ich zu verlieren? Genaugenommen nichts weil einsamer als ich es bin, kann ich hier auch nicht werden. Ich bin bereit für „heilige Begnungen“ im Unheil. Anpassen, verstecken, betäuben, gefallen versuchen ist eh schon gescheitert, ich funktioniere nicht mehr, Gott sei Dank ist mein Körper dazu nicht mehr in der Lage und erlaubt nur mehr wahrhaftiges Eigenleben!
Wenn ich bereit bin wirklich nach Innen zu schauen, dann hab ich auf einmal keine Wahl mehr, weil in mir nun mal festgelegt ist, was ich bin und was ich dazu brauche. Ich spüre die Angst, die dahinter liegt (in mir). Die Angst, dass nichts mehr passiert, wenn ich mein Leben nicht mehr ändern und beeinflussen will. Die Frage, wie denn dann ein Leben werden kann, wenn ich es nicht mehr lenke. Sie wabbert sabbernd, ängstlich, sehnsüchtig, orientierungslos durch meine Bewusstseinsschichten. Ich habe so unfassbare Angst die scheinbare Kontrolle aufzugeben und gleichzeitig hat die bisherige Selbstkontrolle nur Druck gemacht und Schmerzen generiert. Die allermeisten in mir wollen endlich aufgeben. Auch die Kontrolle jeden Morgen zu meditieren und jeden Abend zu beten (weil ich nicht darauf vertraue, dass „das Passende“ von selbst zu mir kommen wird).
Wenn ich meine Limitierungen annehme, trete ich in ein „Keine Wahl – Universum“ ein. Das Leben ist bereits. Ich kann es nicht ändern nur erkennen. Ich bin was ich bin und habe keine Wahl. Und es geht mir darum keine Wahl mehr zu haben und die Begrenzung des eigenen Designs anzunehmen. Etwas hofft genau dadurch vielleicht tiefste Erfüllung zu empfinden. Es ist gleichgültig ob ich dem Leben als Führung vertraue oder nicht. Es wird es tun. So oder so. Nur wenn ich im Widerstand bin und den auch noch ablehne, dann wird die Fahrt des Lebens anstrengend bis blockiert.
Hier auf Reha bin ich physisch versorgt, werde mental mit Bekanntem gefüllt und somit bleibt alle Kraft dafür mich emotional zu halten. Dementsprechend öffnet das Unterbewusstsein die Pforten meiner (Un)Tiefen. Hauptsächlich in „zufälligen Begegnungen“ wie im therapeutischen Singen, deren Leiterin gleich rein kam mit der Info noch nie gesungen zu haben. So mag ich das Leben! Alle waren abgemeldet bis auf die Opernsängerin im burnout und mir, die keine Ahnung davon hatte von den krankenstandbedingten Vertretungen. Da sitzt dieses Vollweib neben mir und intoniert Ave Maria bis mir die Tränen liefen und gleichzeitig schaudernd die Ritualinhalte hochdrängten. Irgendetwas bewegte mich mein Mamahaltesehnen spürend zu benennen. Was wiederrum sie von ihrer harten Mutterschule reden ließ. In gebrochenen Deutsch ein Schwall an zu viel, zu schnell und dann der selig weiche Satz „aber wenn bin ich in Sterben, wenigstens kommt meine Mutter“ endgültig mein Herz aufbrach und all das zu wenig, fehlende an Mutterzuwendung mich weinte.
Meine Traumata von weiblicher Seite sind primär die Leere, die Verlassenheit, die Abwesenheit von Wärme, Güte, Zuwendung und wahrgenommen Werden (auf der männlichen Seite passt die klassische Definition von zu viel, zu früh, zu schnell). Nicht einmal als ich im Sterben lag hat sich meine Mutter mir zugewandt, sondern bewusst ignoriert was ist und wie ich bin, stattdessen Vögel versorgt (nicht ihren eigenen, sondern irgendeinen den sie mit halbgebrochenem Flügel abgelegen neben meinem kollabierten Selbst in der Wiese fand), oder sie hat die Zimmerpflanzenblätter auf Hochglanz geputzt neben meinem röchelnden Verrecken. Bis sie sich später sogar daran erfreute, wenn ich immer schwächer und schließlich kaum noch atmend am gehen war. So verhasst war ihr meine Existenz. Sie hätte mehrere Gelegenheiten gehabt mich zu bemerken, beizustehen und sei es nur damit mich mitzukriegen oder FÜR MICH Hilfe zu holen. Nichts half kein Flehen um Medikamente (die wurden meiner Kleinen extra unerreichbar hoch versteckt), kein ringendes Röcheln aufzuhören zu telefonieren über Stunden und einen Arzt zu rufen, alles vergeblich, endlos alleine verlassen in den Tod gleiten viele Male. Ich wusste es mental, jetzt brach es ins Empfinden der Todesangst und ins Fühlen der verzweifelten Trauer aus der Versteinerung heraus in mein Erleben.
Erste Momente in Kontakt mit dieser besonderen Frau und ab dann Tag und Nacht in Wellen immer wieder begleitet von inneren Ave Maria Klängen, flüsternder Annahme aus den Reichen der Liebe mit „is okay“ in die Atemaussetzer der Nächte wieder Bewegung bringend. Gott ist die Liebe und richtet den kollabierenden Organismus aus der Herzmitte auf während der Kopf meine Todesangst runterdrückt. Die Überlebensprogramme „streng dich an du (die Emotionen und eigenen Bedürfnisse) musst weg so schwach wie du wirklich bist“ funktionieren und spannen den erschöpften Leib an. Machen einem Wahnsinnsdruck im Oberkörper, versteinern den Zug im Nacken, halten das pure Entsetzen in der Schädelbasis, fixieren krampfhaft das Zittern im Kiefer. Angst, wenn wer da ist, und Not alleine fühlend im Wechsel erleben. Pendeln zwischen Nöten in der Selbstbestimmung des Rückzugs und Ängsten in der Fremdbestimmung beim diese in Kontakt bringen. Auf der Ebene der Emotionen muss ich mich selbst begleiten, da hilft mir selbst hier keiner (ernsthaft Einzeltherapie eine Anleitung für Selbstmitgefühl vom Zettel vorgelesen bekommen obwohl ich verstehbar kommunizierte, dass ich emotionale Unterstützung brauche).
Nach so einer besonderen Nacht dreieinhalb Stunden Ergotherapie mit der Aufgabe eine Zielcollage zu machen bevor freies Tun erlaubt sei mit der Absicht das Positive im Tun zu erleben (Sarkasmus!). Ja eh, nur ich todmüde, alles nur keine Ziele habend, da sitzen wie als Kind nach der MandelOP (da machten sie mir mit vier die weg, wo ich eigentlich Pfeifersches Drüsenfieber hatte, nur keiner vom Missbrauch wusste und es somit fehldiagnostiziert wurde) als ich es nicht schaffte eine Semmel runter zu würgen (angeblich nötig zur Narbenheilung), um etwas zum Trinken zu bekommen, stundenlag versuchen die Aufgabe zu erfüllen. Gut diesmal konnte ich mir Tee holen und aus dem Fenster schauen ohne getadelt zu werden, deshalb gab es diesmal keinen Kollaps, sondern am Ende doch so was wie eine Collage unter dem Motto „Anstiftung zum Nichtstun“ bis zum Ende der Einheit. ICH WILL MICH SPÜREN OHNE ALL DAS WAS ICH NICHT BIN und dafür Raum haben. Mein einziges Ziel ist es, mich selbst zu lieben. Nicht irgendwann sondern genau in der Situation in der ich bin.
Jesus war kein abgeklärter nondualer Lehrer, er sah das individuelle Leid und war von Mitleid bewegt. Er sagte mehrmals „meine Seele ist zu tode berübt“. Gott ist also emotional, weil er ein Beziehungswesen ist und es keine Beziehung gibt ohne Emotionen. Ich bin erschaffen von einem zutiefst emotionalen Gott, also darf ich alle Gefühle entdecken und muss sie sogar erleben, um Nähe für mich zu erfahren. Was ich mir ersehne ist ganz sein und zwar in nahem Kontakt auch mit meiner Bedürftigkeit. Es ist die Sehnsucht nach Liebe. Und Liebe ist Bedingungslosigkeit. Also die Sehnsucht nach meiner Bedingungslosigkeit. Nach bedingungslosem Angenommenwerden von mir in dem wie ich bin. Nach bedingungsloser Zuwendung und Zärtlichkeit, für die ich nicht erst ein unerreichbares Ideal verkörpern muss. Und danach, selber bedingungslos zu lieben und zu geben, denn wenn die Liebe durch mich hindurchfließt, kann alles da sein. Und da sind viele in mir die meine Bedingungslosigkeit bisher nicht erlebt haben, und in mir schreiend auf sich aufmerksam machen bis ich von mir vollständig erwünscht und geliebt bin. Es sind viele Innenweltwege zu gehen. Ich brauche Geduld, Annahme und Hingabe in diesen Zeiten. Ich bin da. Es wird sich fügen.