Die Wunde des Verlassenseins ist wachsam aktiv. Sie liegt bei mir unter verschiedenen Coping-Strategien (beweg dich, befüll dich, such einen Menschen/Zustand der nicht jetzt da ist). Eine wesentliche davon ist ein unstillbarer Hunger, der nicht physisch ist. Er ist emotional, eine Art Mutterhunger nach Zuwendung und Wärme. Wenn ich unbewusst prozessiere, kann sich das in emotionalen Essen, Ablenkbewegung und erschöpfender nervlicher Unruhe äußern. Wenn ich das spüre, weiß ich inzwischen, was das bedeutet. Dann lasse ich bewusst alles sein und widme mich mir, weil ich mich dann unbedingt brauche. Ich muss den Fokus präsent halten, den Finger auf der Wunde lassen. Da, wo es weh tut und mich mit dem Schmerz verbünden. Ihm erlauben, seinen Sinn zu erfüllen und mir zu zeigen, was gesehen, gerochen, gehört, gefühlt und geschmeckt werden muss, weil es dazu gehört. Ich kann mich nur ganz mitnehmen oder gar nicht.
Zuerst begegne ich einer unglaublichen Härte. Ich soll weg, darf nicht empfindsam und gefühlsduselig mimosenhaft sein. Die Härte lässt mich nach innen und außen hart werden. So habe ich gelernt, meine Zartheit und meine echten Impulse zu unterdrücken. Ich darf nicht zart sein. Kein Bedürfnis haben. Oder wenn, es nicht zeigen. Bedürfnisse sind Tabu. Ich habe kein Recht auf einen anderen Menschen. Es muss reichen, wenn du allein da bist. Das war früher.
Ich sehe meine inneren Kinder. Sie sind auf allen erdenklichen Ebenen verlassen, physisch und emotional. Da ist große ausdruckslose Not. Ich erlaube vorsichtig die Gefühle des Verlassenseins. Die ersten Schluchzer bis in ganze langgezogene Klagelaute der Verzweiflung. Fühle das kindliche Verständnis der Lage und wie sehr es glaubt, dass etwas an ihm falsch sein muss, weil es so zurückgelassen wird. Man lässt nichts zurück, das man lieb hat! Spüre, wie etwas bricht über diesen Schmerz aus dem Körper geht und diese Abspaltungen über dem Kopf außerhalb des Körpers bleiben. Dort tut es nicht mehr weh. In allen Gesichtern, Körpern und Feldern werde ich die Frequenz des tiefen Verlassenseins wiedererkennen ab nun. Sie ist mir nicht mehr als etwas anderes zu verkaufen.
Dieser mein Mensch war ein geplagtes Wesen, das zerrieben wurde in seinem eigenen Gefängnis. Das sich weder spürte, noch gehörte. Es hatte seine Besitzurkunde mit einer ungeheuren, irgendwie ersatzsexuellen Lust an der eigenen Versklavung, nebst der dazugehörigen Retter-Phantasie eigenhändig angepasst und abgegeben, weil es der Überzeugung war, so gehört das, so geht Leben. Und es wollte unbedingt einen Sinn darin haben für andere, damit sie einen Sinn sehen in seiner Anwesenheit und es nicht zurücklassen. Sein eigener Raum war Tabuzone und einen Horrorerfahrung, wenn es sich doch darin einfand.
Dann steige ich bewusst aus allen Geschichten aus. Nehme nur noch meinen Körper wahr. Seine Anspannung. Ich beginne, tief in den steinharten Anus zu atmen und lasse dem Schmerz ungebremst zu. Er tobt Sekunden durch meinen Bauch quält sich durchs Zwerchfell bis ins Herz. Dann spüre ich, wie dieser hungrige Teil andockt an der großen Mutter. Am Archetyp, der auch das Leben selber ist. Mein Körper entspannt sich in den energetischen Armen von Mutter Maria, Maria Magdalena gleich gehalten in Geborgenheit. Ich speichere die Frequenz in meiner Datenbank. Von nun an werde ich sie überall wiedererkennen, aus dem Kontrast zu der kindlichen Hölle.
Dieses sich selbst geißelnde Wesen existiert nicht mehr. Es starb. In einem Prozess des nach und nach Absterbens, der weiter geht. Das wurde initiiert durch ein aufbrechendes, offenes, gebrochenes Herz, das aufbrach und einbrach und wieder zerbrach und erstmals ganz offen gebrochen in einen Ausleitungsprozess einging. Jetzt ist da eine Liebe, die groß genug ist, mich einzuschließen. Was es hier jetzt will, ist „unmöglich“ schlicht und lässt alles in mir bis auf die Knochen still werden: Mich. Es will mich. Unvergleichbar mich.
Wirkliche gelebte liebevolle zugewandte Aufmerksamkeit, die mich berühren und erschüttern darf, bei der ich vollkommen anwesend und verbunden bin mit meinen inneren Vorgängen in diesem Körper. Weil es mir wichtig ist und in diesem Moment wichtiger sein darf, als alles andere. Gott sei dank komme ich nicht vorbei an der Liebe für dieses verletzbare tiefe wundervolle Wesen, das ich bin.
Dieses „Michwollen“ ist in dieser Intensität etwas unerhört Neues. Und das gibt es nur, wenn ich dableibe. Bei mir. Wenn ich nicht wegschaue zu wem auch immer hin. Auch nicht, wenn es weh tut und ich hässlich werde, wenn es mir Angst macht oder ich lustvoll werde. Da habe ich mitunter einen ziemlichen Rummel hier bei mir. Mit Achterbahn leben im dableiben als Zentrum für alles und nichts. Jeden Moment präsent inhaliere, ohne künstlich etwas zu initiieren oder zu verändern, öffnet eine unglaubliche innere Welt. Mit allem, was ich früher gern weg oder anders gehabt hätte. Und eigentlich gibt es an diesem Punkt gar nichts zu wollen oder zu sagen. Und gleichzeitig alles zu wollen und darüber zu schreiben.
Im laufenden Prozess die Einsamkeit zu meistern bin ich im Herz des Übergangs. Werde bis ans Mark herausgefordert und ausgezogen, genauer hereingezogen in mich selbst. Mitnehmen kann ich dabei nichts. Es ist wie der Gang durch die Feuerwand die alles verbrennt was ich nicht bin, nicht wahrhaftig ist. Alle Vorstellungen, Glaubenssystemen und Überlebensmuster, die das Leben bestimmen, erkennen sich als vieles Falsches am Kontrast des Eigentlichen. In der Feuerwand des Erschaffens der eigenen Dualität wurde die Seele in Myriaden von Stücken zerschmettert. Seither hat sie viele Aspekte ihrer selbst erschaffen, um auf vielfältige Weise das Leben zu erfahren und um dieses Leben zu bewältigen. Alle diese Teile kommen zurück und fallen in mein Hara. Ich erlebe gleichzeitig das Zerschmettern meiner Selbst und den Beginn von etwas Unbekannten. Es ist das größte Loslassen meines Lebens und die größte Integration aller Zeiten. Das ist mehr als viel und fühlt sich stellenweise wie der blanke Horror an, nur um dann wieder in Glückseligkeit zu ertrinken.
Dieses „mich“ erfüllt nichts und niemanden, außer sich selbst mit sich. Das ist eine Freiheit, die macht den ängstlichen Anteilen in mir Drehschwindel und Schnappatmung. Darin ist eine Orientierungslosigkeit, was anzufangen ist mit diesem stillen unendlichen „Beimirseinkönnen“. Wie geht Leben jetzt wirklich in einem System, das es gewohnt war zu suchen, zu versuchen, finden zu müssen, wollen zu sollen, brauchen zu besänftigen. So ungeheuerlich kollabieren alle Dinge, die unwahr sind und ich bin einfach hier in Kontakt mit mir. Breite mich aus und nehme Raum ein in meinem eigenen unbekannten Leben.
Mit dem Alleinsein begegne ich zu unterschiedlichen Zeiten dem Gefühl der Leere, der Nichtexistenz, dem lebendig ohne Gegenübersein und ohne Wahrgenommenwerden meine Wahrnehmende verlieren. Manchmal ist dann ein unmittelbares in die Scham reinfallen oder ein Impuls die Leere zu füllen. Immer wieder ist da ebenso Angst gepaart mit dem Versuch aus der Angst „nichts und niemand zu sein und ohne jemand völlig verloren zu gehen“ zu entfliehen mit innerer Arbeit oder ablenkendem äußeren Tun. Bleibe ich, kann ich bleiben, darin im eigenen leeren Raum sein, dann kommt das Gefühl ins bodenlose finstere Nichts zu fallen und eine Art Überflutung von Angst. Wenn ich darin bewusst bleiben kann, mich damit vollständig annehmen, umarmen und einlassen kann, dann geht so etwas wie ein innerer Kelch der Leere auf. Darin ist ein reines Schauen ohne nichts als niemand, pures Sehen was ist.
Ein Sehen der Sinnlosigkeit meines Strebens, der Leere meines Tuns, der Vergeblichkeit jedes Kampfes und Fliehens. Nichts ist möglich außer Hingabe. Meine Hingabe ist unbekümmert, während ich selbst oft noch bekümmert bin, jedoch setzt meine gänzliche Hingabe jedem Kummer in mir ein Ende. Diesem Weg zu folgen heißt, mich zutiefst in wahrer Demut hinzugeben und dem zu folgen, was in mir lebendig ist, wo auch immer es mich hinführt. Der wahre Weg ist furchtlos und authentisch ich selbst zu sein.
Es ist die Liebe die mich führt. Und geistig führt es mich immer wieder durch tiefen Schmerz hindurch damit wahre Heilung geschieht. Ich übernehme Verantwortung für meinen eigenen Schmerz. Und mein offenes Herz bleibt. Das Mitgefühl als das Herzstück des für mich seins ist es was den Schmerz des Menschseins durchdringt. Mit dem göttlichen im Schoß ist es ein wie Gott schauen und dabei Schicht für Schicht in die menschliche Wunden hineinsinken, um sie zu umarmen und zu transzendieren.
In diesem Heilungsprozess, begrenzt ich nichts mehr, es vertieft sich so sehr dass sich der Schmerz gefühlt fühlt und das Ausmaß meiner Wunden sich in mir entladen. Wenn ich meinen Geist öffne, kann ich die Rufe aus den Seelenverwandten hören. Und das Ausmaß an unserem Schmerz fühlen, um alles der Heilung freizugeben. Das ist immer wieder intensiv. Doch mit jedem Versuch diesem Schmerz auszuweichen, verweigere ich mir selbst die Heilung. Dieser ganz persönliche Heilungsvorgang nimmt immer wieder universale Dimensionen an. Umso mehr Schmerz ich raus prozessiere, umso mehr Liebe fühle ich. Das ist wahre Geistheilung. Es ist nicht etwas was ich von mir aus tun kann. In diesem heilenden und erlösenden Prozess, muss ich immer wieder meine eigene völlige Hilflosigkeit annehmen.
Es ist innere weitgehend unsichtbar „Arbeit“, die ich ohne die geistige Welt, Gott in mir und meinen Seelenverbindungen nicht bewegen kann. Genauso kann es nicht ohne mich geschehen, es braucht mich im Körper fürs heil sprich ganz werden. Heilung geschieht. In Demut und Gnade geschieht es durch mein dableiben und dasein wo ich bin, sein soll, in völliger Ehrlichkeit. Und das wahre Sein aus dem es geschieht, „erlaubt“ keine Identifikation mit irgendetwas das außerhalb des Wunders dieses Augenblickes ist. Nichts hat mehr Macht als der zu sein die ich in Wahrheit bin.
Immer wieder jetzt ist des Zeit mich hinzugeben. Es ist Zeit aufzugeben, das Wollen, das Hoffen, das Verlangen, die Sehnsucht, das Brauchen. Ich gebe auf, dass du mich wahrnimmst. Ich gebe auf, dass du mich liebst. Ich gebe auf, dass du dich meldest. Ich gebe all meine Erwartungen auf. Meine Wünsche. Meine Sehnsüchte. Ich gebe auf. Und damit nehme ich mich an. Ich nehme einfach all das an, was kommt. Das Universum weiß, was es tut. Ich gebe mich allem in mir hin. Ich bin da um alles zu fühlen. Immer wieder mich selbst tief spüren. Ich fange mein Leben immer wieder neu an. Ich entscheide mich für mich. Für die Liebe in meinem Herzen. Im Hier und Jetzt. Einfach sein. Im Fluss des Lebens, wie es für mich ist, sein.
Aus dem mich immer mehr akzeptieren wie ich bin, genauso wie es ist, beginnt ein Frieden. Das neue, göttliche Selbst erblickt in mir das Licht der Welt. Mein Mensch sieht klarer, als je zuvor und entdeckt, was Wissen wirklich bedeutet: es ist einfach ein Sehen, wie etwas wirklich ist. Hier beginnen ich zu leben, wie ich nie zuvor gelebt habe. Ein schwelgen im Leben mit totalem Mitgefühl und Verstehen, ohne Karma, Drama, Regeln, Agenda oder Illusionen. Hier endet jedes Suchen und Anstreben in mir. Hier bin ich wahr für mich und wirklich für andere. Hier spüre ich, dass auch mein selbst göttlich ist, immer jetzt, und jeder andere ebenfalls.
In mir ist ein göttliches Bewusstsein und das des menschlichen Selbst, das im Wesentlichen aus dem geprägten und gewohnten Verstandsemotionasgemisch besteht. Diese beiden Wellen bewegten sich über Ewigkeiten zusammen und wieder auseinander. Manchmal kreuzen sie sich und fallen zusammen bzw. das Wahre löscht die eigene Falschheit. Das bedeutet, dass sie sich danach wieder voneinander weg bewegen, und ich mich wieder getrennt fühle. Und die Wellen kommen wieder zusammen, immer wieder. Eine vertikales mehrdimensionales Wellen in Spiralen. Die Spirale wird nach oben und unten immer enger, so dass das Menschliche und das Göttliche sich immer mehr verschränken bis sie schließlich verschmelzen. Im schon verschmolzen sein und einfach noch einmal zurück kommen, gilt es wieder etwas loszulassen, das passiert von selbst in dem es meinen Raum einnimmt. Wir tragen die Saat der Liebe in uns, jeder als fraktaler Aspekt der universellen Liebe. Es gibt dieses spiralisieren meines gesamten Bewusstseins, des gesamten Wesens der Seele in mehreren Menschenkörpern, die Seelenspirale von allem, was ich bin. Die öffnet sich nach oben und unten immer weiter, das Bewusstsein wächst und wächst und wächst. Es lernt nicht nur der Mensch von Gott, auch Gott lernt vom Menschen, unentwegt in jedem Moment.