Winterretreat – das Wunder des Lebens – ein Rückblick

Wochen voll Trauer, Verzweiflung, Wahrhaftigkeit und Klarheit habe ich mit mir nach Berlin gebracht. Endlich viel Zeit für alles was in mir ist und bewusst ohne Ablenkungen von der Welt der on- und offline Dinge. Aufatmen ich darf sein so wie ich bin, kein müssen, kein sollen, kein brauchen, ein dürfen, öffnen, entdecken und erfahren. Achten auf den Augenblick und alles fühlen. Ankommen im Feld der Liebe. Dasein berühren. Mit leerem Innenraum still sein.

Was fühle ich jetzt? Grundlose Traurigkeit über die eigene Bedeutungs- und Hilflosigkeit. Hinein sinken in die innere Tiefe. Verloren sein. Ausblick ins Nichts. Loslassen und hineingleiten. Mich von nagender Unruhe erfassen lassen, standhalten, quälende Angst fühlen, mich von ihr einnehmen lassen. Die Leere des Augenblicks aushalten und tiefer sinken in die Unendlichkeit.

Immer wieder Wellen des Schmerzes über die eigene Trennung von der Liebe, die innere Weltabgewandtheit, die Wortlosigkeit der inneren Qualen, das verlassen sein und jede einzelne  ausfühlen. Darunter die Angst vor der ewigen Qual, dabei ist es nur eine Vorstellung, ein Gedanke der in die Zukunft geht. Im Augenblick gibt es nur diesen Moment jetzt wirklich. Das Scheitern und die Einsamkeit akzeptieren.

Unter dem Schmerz ist die Erfahrung „ich bin“ und das fragt nicht danach was ich bin und schon gar nicht was ich wert bin. Wert ist nur ein Gedanke, den kann man nicht erfahren. Es geht um die Rückkehr zur unmittelbaren Erfahrung. Es ist die eigene unmittelbare Erfahrung die bleibt! Wahrhaftige Gefühle sind anders als die von Geschichten/Gedanken/Bildern ausgelösten wiedergekauten, sicheren Gefühle. In der Situation des Lebens mit dem eigenen Inneren im Moment fühlen ist unvorhersehbar, unsicher und offen für alles.

Wenn man den Schmerz tief genug fühlt findet man den Weg raus. Deshalb ist Schmerz heilsam und ein guter Lehrer. Schmerz ist die eigene innere Antwort auf den Wahnsinn des menschlichen Lebens und offenbart mir das eigene wahre Selbst. Dass das Leid erzeugt wird, war die Erkenntnis des Buddha und Jesus Leidensgeschichte zeigt: Wenn du das Kreuz annimmst, bist du erlöst; wenn du es ablehnst bist du in der Hölle (nicht kommst du in die Hölle!).

Ich bin offen und bereit dafür, dass die Geschichte zu Ende gehen kann. Ein wiederkehrender Traum in schlafarmen Nächten: Ein Vogel sitzt vor dem geöffneten Käfig und blickt hinunter dorthin wo das Leben stattfindet. So lange ist er im Käfig gefangen gewesen, seit kurzem ist er freigelassen und unschlüssig ob er es wagen soll zu springen. Er lässt sich fallen und sinkt. Hilfloses Fallen mit unterschiedlichen Ausgängen entweder fallen ohne Ende oder aufschlagen und das war das Ende.

Und als ich nichts mehr erwartet habe, bekam ich alles ersehnte geschenkt. Es braucht nichts als das aufgeben der Geschichten, Erwartungen und Phantasien. Dann ist da Raum für alles was jetzt lebendig erfahrbar ist. Unendliche Liebe und unendliche Tiefe ziehen mich, mein Herz löst sich auf im Herzen des Universums. Alles ist still. Alles findet in mir statt, ich bin der Raum.

Am 1.1.2018 haben mich die Götter beschenkt mit einem Tod und einer Neugeburt. Immer noch tief berührt von den unglaublichen Erfahrungen hat der Versuch sie in Wort zu fassen Formen angenommen:

 

Meine Neugeburt, ein neuer Tag, Neujahr.

Die Sonne zaubert flirrend Wahrnehmungsveränderungen.

Der Innenraum entspannt sich, Gott atmet mich.

Das Universum durchfließt jede Faser des Seins.

Inmitten der unmittelbaren Erfahrung bleiben. Das Leben lebt mich!

Die Ich-Strukturen schmelzen in der Wut und Trauer über mein verharren im Leid.

Fallen lassen, alles jede Verbindung, Geschichte, Erwartung, all das Abgespeicherte dem Nichtwissen opfern.

In Hingabe alles aushalten, fühlen und still sein.

Ja zum Jetzt, zu Unsicherheit, zur Leere.

Ich darf mich vom Leben vereinnahmen lassen.

Es durchdringt mich voll prickelnder Lebendigkeit.

Das bedürftige Ich ist nur eine Geschichte!

Ein längst vergangener Wahn.

Pure Freude tief im Herzen.

Mein Wesen ist Freude in allen Farben.

Im Nichts ist Raum für alles, alles was jetzt lebendig erfahrbar ist.

Weiter fallend ins Sterben einwilligen.

Eine gewaltige Kraft zieht mich.

Gezogen Werden aus der dunklen Tiefe.

Eine Ahnung von Heimkommen, ankommen in regloser kompletter Stille.

Ganz tief unten im Feld des grenzenlosen Nichts bin ich endlich angekommen verbunden mit der Essenz von allen/m.

Freude, Frieden und eine ganz neue Art von Liebe hält Einzug.

Dankbarkeit und Grund.

Freudentränen mit Blick in den Vollmond,

ein neues Leben, ein riesiges Geschenk in dieser Tiefe aufzuwachen.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert