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Gottes Wartezimmer

Einblicke ins Innenwelterleben rund um die Außenweltamtsarzterlebnisse

Kurzfassung: Es geht um mein menschliches Herz

Langfassung 🙂

Die Hölle ist alles andere als ein Teufelswerk. Die Brutalität ihrer Machart übersteigt die Vorstellungskraft des Teufels. Dem Teufel wird lediglich angelastet, wozu der Mensch nicht nur theoretisch in der Lage ist. Die Hölle entspringt der Vorstellungswelt des Menschen. Die Hölle können nur Menschen auf Erden bereiten.

Gefängnisartige Gänge des Ministeriums hallen. Wer hinhört oder wie ich nicht weghören kann, kann das Klagen vernehmen, die stillen und stummen, der mit Gewalt zum schweigen Gebrachten. Das nicht enden wollende Wehklagen der Staatsgewaltopfer schallt durch Innenraum und Zeit, transzendiert sein eigene Geschichte und wird im Griff zur Plastikklinke in jedem Augenblick gegenwärtig. Es ist konserviert und die Zeit bleibt kurz stehen. „Sie haben die Türschnalle angegriffen, desinfizieren sie sich und alle ihre Berührungspunkte.“ brüllt es mir Anweisungen entgegen die ich unbeholfen, langsam befolge.

Sobald Gott und Menschenwelt es zulassen, geht der Teufel systematisch vor. Der Teufel geht nicht über Leichen, er überlässt das Töten den menschlichen Handlangern. Sobald er System hat, geht er über Leichenberge und darin im Kreis spazieren. Ein Seiltanz zwischen zwischen dem Tod der andern und dem drohenden eigenen. ES gibt kein Entkommen. Der Ton des Inhumanen liegt in der Luft der Systeme. Das Massengrab ist ein Menschengrab.

Es sind nicht die Köpfe, um die gerungen werden muss, es sind die Herzen der Menschen. Es geht um mein Herz, ums beherzte Sein. Sobald sich die Hölle in ein Menschenherz einnistet (das ist meine Erfahrung), wird es kalt, eiskalt und gefriert. Ein kaltes Herz ist schwer zu erweichen, ein gefrorenes Herz ist unbarmherzig. Das Wimmern und Wehklagen findet keinen Resonanzraum im Brustkorb (der Täter an sich selbst). Das Selbst wird verdinglicht. Das (eigene) Opfer geht unter, es verschwindet in einer Zahl und stürzt in den Schlund der Nummern. Das sind die Verbrechen an der Menschlichkeit. Die Zahlen zeigen kein Gesicht, die Nummern fühlen nicht, sie bekennen sich nicht. Der Schlund, der die Form einer Null annimmt, hat Platz für die ganze Menschheit.

Nummern, Regeln, Vorschriften, Ordnung, Strukturen, Gesetze, Hierachien… ich bin für Kontrollverlust und fühle in meinem angespannten, jedes Leben zurückhaltenden Körper die Selbstverachtung der Betroffenheit. Mein traumaüberlebend Festgefahrenes ist dauerhaft ins Rollen gekommen. Unaufhaltbar, unnormierbar. Ich höre mich atmen. Sichtbare und unsichtbare Grenzen, denen sicht- und unsichtbare Gewalt zugrunde liegt, zerschlagen sich. Ich höre das zynische Gelächter meines Verstandes wie es das meines Gegenübers verstärkt. Der Körper zittert unter dem Gelächter, mein klarer Blick verschwimmt im Fühlen der Lust am (eignen) Leid und zeigt die Fratze des Bösen. Gehorsam den Ansagen folgen. Willkür ausgeliefert sein. Kontrollverlustige Tränen rollen. Der Mitmensch (?) reagiert nicht, es ist ja nur mein Kontrollverlust. Dem mechanisch Handelnden ist die Gewalt der Autorität eingeschrieben. Der verbringt sein (Arbeits)Leben darin. Ich empfinde Mitgefühl mit dem „Systemmonster“.

Es gibt kein entkommen aus der äußeren Unmenschlichkeit. Mir selbst den Schweiß von der Stirn wischen und das untersucht werden wie Schlachtvieh erleben mit dem Blick auf das Wesentliche: Ich bin es die atmet und das geht vorbei. Für mich im Inneren, ist das menschliche Leben jenseits festgefahrener Routinen möglich. „Es ist vollbracht.“ der Triggersatz reißt mich auf und niemand merkt es, ich höre nur kurz auf zu atmen und folge dann der Einladung „Sie können jetzt gehen.“

Ja ich kann wieder gehen, welch ein Glück. Mein Weg ist hingegeben. Radle ziellos weg und kommen an meinem Lieblingsplatz für Nackerbatzerl an der Donau an. Ich sitze im Wartezimmer Gottes. DA ist Frieden. Nur die latente Suizidalität des Verstandes nervt. Er redet mit mir als wäre er ein anderer. Jetzt lache ich und tauche ihn gemeinsam mit dem ganzen Körper ins Donauwasser. Schwimme im und gegen den frischen Strom unter der glitzerndes Spätsommersonne bis pure Lebendigkeit in jeder Zelle britzelt. Da ist Glühen in mir in diesem Moment, vollständig bewohnte Hüften und tiefes Fühlen im Herzen. Glückseligkeit ohne Grund. Ich werde sanft in die Gewässer auf dem Grund meiner Existenz zurückgeführt. Meine Füße sinken in den Schlamm. Meine Seele vollpräsent lässt den Verstand über den Körper wissen, dass sie in dieser Inkarnation ein natürliches, sanftes Ende will. Angekommen im Wartezimmer Gottes bin ich dem Leben anvertraut. Wenn ich einen Wunsch frei habe, dann bitte in und mit warmen Herzen an einem sicheren Ort, wo es okay ist zusammenzubrechen und jede Kontrolle loszulassen, um nur noch zu sein.

Wochen des Begegnens meiner existentiellen Einsamkeit – eine Trilogie zu posttraumatisch isolierten Sklaventums und bewusster illusionsentleerter Bindungslosigkeit

Intro – Elfchen:

 

Verbindung

endlos suchen

nie halten können

mich alleine annehmen lernen

Rückverbindung

 

 

Ganz allein

Sehnsucht unermesslich große (Bindungs-)Sehnsucht nach Halt – Gehaltensein,

Berührung, Zartheit, davon von Liebe getragen frei von Sehnsucht zu sein.

Ich weine wieder einmal alleine.

Der Raum hat Mitgefühl und weint mit.

 

Existentielle Einsamkeit lädt mich ein seit ich inkarniert bin.

Sie ist mein persönlicher Urknall.

Ein schwarzes Loch in mir das alle Verbindungen auslöscht.

Dunkle Unruhe im Berühren und entsetzt wieder und wieder fliehen.

 

Als Gott mich vergessen hat ist das erste und letzte Gefühl von dem ich weiß.

Jetzt ist die Einladung zur existentiellen Leere klar da und endlich angenommen.

Unausweichlichkeit darf sein. Existentielles Nichts sein.

 

Hingabe ohne Hindernis,

volle Ohnmacht verwirklich Liebe,

die Sehnsucht ruht unerfüllt in mir,

ich bin von mir einsam akzeptiert.

 

Erstmals ist niemand wichtig,

impulslos warten auf nichts mehr,

unscheinbar friedlich abgleiten,

aufgegeben schweben im ganz alleine sein.

 

Nichts verändert sich,

außerirdische Empfindungen,

keiner kommt mehr,

regloses leeres Bleiben.

 

 

In mir ohne Jemand

Ich bin, mehr ist nicht.

Das „ich bin“ kann nicht gemacht werden.

Alles weglassen und ich bin.

Jetzt hier.

 

Seit die existenzielle Einsamkeit in mir angenommen ist, geschehen Wunder. Neue Welten der Wahrnehmung sind im Erleben, die tief berührend wirken in vielen stillen Stunden des Erfahrens. Es reicht nur da zu sein, um ab und zu einfach so Verbindung wahrzunehmen. Die Lebensüberzeugung die sich nun zerbröselt war „Ich muss etwas dafür tun, um (Ver)Bindung zu haben.“. Die Erlebenswahrheit ist ich muss nichts haben, tun, machen, brauchen, zurückhalten, aus meinem Seinsspektrum entfernen oder dazufügen. Ich darf schlicht impulsarm, traurig wie fröhlich, dahockend sein und mal ist Kontakt und dann ist wieder nichts wahrnehmbar.

Nun zeigt sich wie tief verunsichert ich auf Bindungsebene bin und permanent Scheinsicherheiten über zuhören, helfen, machen, zurücknehmen, anpassen, dazugeben, nützlich sein, verstecken und so vieles mehr herstell(t)e. Nahezu alle Beziehungsräume in meinem Leben waren gekappert von Überlebensprogrammen des Helfens, Machens, Brauchens, Fragens, Zurückhaltens, um möglicherweise in Verbindung zu kommen und in Bindung bleiben zu dürfen. Das funktioniert so nicht, das macht nur Druck. Ich kann mich weg nehmen von den Programmierungen, die nicht funktionieren.

Ich muss nichts haben, brauche keine Symptome, und auch nichts tun, also aktiv werden, für den Kontakt wie er jetzt ist. Dann ist da oft mal nichts und das ist schlicht unbekannt. Ich bin auch das Unbekannte. Aufgegeben jede Idee von Einflussnahme in Beziehungen. Das Spiel ist vorbei. Ich hab aufgehört und da ist ein Raum voller schlichter Ungewissheit des Lebens. Und die Gewissheit des Momentes: Die Essenz ist das Leben in mir.

Im für oder gegen Kontakt und Zugehörigkeit kämpfen bis bitten bin ich bereits verloren. Das einzige (Schlacht)Feld auf dem es sich lohnt zu bleiben befindet sich in mir selbst. Da wo die Ablehnung und Disharmonien gegenüber dem Natürlichen meiner selbst ruhen und auf mich warten. Das ist der Beginn von einem neuen Ende. Es kehrt zu mir zurück, was ich einst verschenkte. Ich werd besiegt von alle was ich einst bekämpfte: Mein eigenes Sein. Leben sei Dank.

Ich bin in Räumen (m)eines Herzens wo ich noch nie war. Die Leere lehrt mich bedingungslos lieben. Liebe, die nicht bedingungslos ist, ist keine Liebe.

 

 

Selbstzärtlichkeit hält Bindungssehnsucht

 

Ich liebe (dich) mehr den je.

 

Mich summend einsam selbst schaukeln.

In der Brust trage ich die zehrende Leere, die einzig die Wärme (d)eines Körpers an dem meinen auszufüllen vermag.

Selbstumarmt in die Erde sinken und von ihr getragen weinen.

Im Weinen beruhigt sich mein Herz mit der Phantasie der Anwesenheit von dir.

 

Ich möchte nicht überleben müssen ohne dich.

Ich möchte aufwachen und in deine Augen schauen.

Eine Hand wandert hoch und hält meinen Hinterkopf, die andere legt sich auf die Stirn, beide Erinnern deine Berührung.

Der Atem fließt mit meiner Einsamkeit und ankert mich in der Realität.

Da ist niemand. Es gilt das Leben mit allem Leid bis zum Ende zu ertragen.

 

Wem gehört mein Leben?

Wem gehört mein Sterben?

Gott, Staat, mir, dir, niemand?

 

Antwortlos vibriert mein Körper,

Präsenz berührt Präsenz

im Seelenraum meiner Verbindungen

bewegt sich nur mehr ein Herz.

 

Qutro aus dem Berührtsein von der existentiellen Leere:

Die als Antrieb maskierte Dauerangst ohne Bezahlung, Funktion (maskierte Bezahlung durch das Sozialsystem), Service und Sex (auch eine Art von Service) als Vor- und Gegenleistung für sicherbare Verbindung ist kollabiert, schlicht weil die Abwehrkraft der Bewusstwerdung nicht mehr aufbringbar war. Mich im Muster zu Verfügung zu stellen, also nützlich und benützbar machen, hat sich erschöpft. Mich erschöpft leer alleine erleben ist nun auch eine Daseinsform, die unangenehm, aber nicht vernichtend im Seinsspekturm ist. Ich bin mehr oder weniger „wirklich entleert“ nicht da.

Wenn sie wirkliche, komplette Leere ist, dann ist da schlicht nichts und niemand.

So es eine Scheinleere ist, die erst im darin verweilen ihre Schleier lüftet und die drunter liegende Trauer darüber hochkommt, dass ich am Ende meiner Kräfte und Möglichkeiten bin Verbindung herzustellen und dennoch keiner zu mir kommt, wird sie zum Trauerraum.

Falls sie eine Scheinleere ist, die meine Hinbewegung aus leidenschaftlichem, unausdrückbarem Lieben betäubt, dient sie mir Übergriffigkeit zu verhindern und anderen mit meiner Not Druck zu machen. Gleichzeitig macht das innerlich auf Dauer unerträglichen psychischen Druck, der dann somatisierend seine Vernichtungswege in meinem Körper bahnt.

Bei letzterem bin ich angehalten meine Wünsche mit dem Lieben zu landen und erwidert zu werden leben zu lassen. Sie in mir wahrzunehmen mit der ganzen Wucht, auch wenn sie unerfüllbar sind. Da bin ich derzeit viel.

Freiheit erlebt sich im Freisein von der Idee, eine bestimmte Erfahrung vermeiden oder erleben zu müssen. Das Feld der wahren Freiheit öffnet sich, sobald frau nicht mehr in „gut = verbunden“ und „schlecht = verlassen / allein gelassen“ trennt und sich jeder Bewegung des Lebens hingibt. Für mich meint Freiheit frei gelassen zu sein mich hinzugeben ohne die Innenwelt regulieren und die Umwelt kontrollieren zu müssen.

One step closer

One step closer into me

I grave you
in the most innocent form.
I grave you
in ways where I just want
to be next to you
nothing more or less.

I just want you
I still love you
with all my heart.
I still think about you
every single day
I’m still dream about you
every single night.

You are within me
I feel you in my heartbeat
I see you in my eyes closed
I sense you in the touch of my hands
I can’t lose you
even though you left me.

What ended was just the visible
the touchable part
the energetic flow is still moving
I’m here and open for the full force
I allow everything in my sensitive heart.

All woundings flow through
only love can hurt like this
love is torture burning hot through my veins
fallen in the name of love
getting under in my cells.

Dealing with loneliness
letting through grief
my body a prision of inescapable pain
life sadness is washing my nervouse system
shaking up all my suicidal thoughts.

I love(d) to much and dive(d) to deep
Life is full of mistakes
I cry for everyone I lost and left
love’s an honest mistake to make
and mother earth´s heart is holding me.

I give you my forever
you’re gonna live forever in me
I guarantee it’s just meant to be.
Parts of me were made by you
and planets keep their distance too
even the moon’s got a grip on the sea.

Die Worte Gottes sind Gefühle und meine durchwandern den Schmerz der Trennung

Das ist zu Beginn ein Notwüten in Worten. Ich stürze mit meinem Sosein hier rein in meinen Blograum, weil kein Bock habe auf höfliche Anfangsfloskeln. Sorry denkt sich das erzogene Erwachsenenich und verlogen fühlt das die auf Natürlichkeit bedachte Jugendliche. Alle sind im Widerstand und wollen die Schmerzen, Einsamkeit, Trauer, Sehnsucht nicht mehr fühlen. Mir gefällt meine Wahrheit so was von gar nicht.

Ich, die das ganze Leben auf Autonomie aufgebaut hat, bin da mit unerfüllbaren und unaushaltbaren Nähebedürfnissen. Seit drei Wochen allein daheim halte ich mich irgendwie aus, versuche jeden Tag einen menschlichen Kontakt zu realisieren, was meist wirklich gelingt und lebe für die wenigen Momente eines Gegenübers, das ein wenig mit mir da ist. Soweit ich meine Emotionen in Kontakt bringen kann ist es meist unvollständig, weil das Eigentlich was mich quält da nicht spürbar ist.

Ich will wahrgenommen werden und kann meine Wahrnehmung nicht teilen. Wenn wer da ist, dann ist die Not nicht so arg da, wie wenn keiner da ist. Die Not ist unteilbar. Im körperlich alleine sein, kann ich mich nicht verbunden fühlen. Oft ist es nach dem Verabschieden im Wechsel von Zusammensein zu Alleinsein am schlimmsten. Mein Leben kann nicht bestehen, wenn keine Verbindung da ist, die ich körperlich fühlen kann.

Ich halte die fehlende Nähe nicht mehr aus. Früher war sie nicht spürbar, weil ja Nähe, Fürsorge, Zuwendung auch nicht erlebt wurde. Jetzt wo sie kurz da war und wieder weg ist, leide ich wie Sau. Ich bin total viel traurig, weil ich die Nähe, die ich brauche, trotz aller Anstrengungen weder zu mir noch zu anderen herstellen kann. Benehme mich wie eine Bettlerin um Nähe und denke ich nerve alle, weil nichts davon erwachsen angemessen ist. Solange ich sie nicht kannte, die Geborgenheit bei einem Menschen, habe ich sie nicht vermisst, aber seitdem ich sie kenne, ist mein Bedürfnis riesig und gleichzeitig voller Scham da, weil ich es haben möchte. Wenn ich die Möglichkeit habe, traue ich mich oft nicht, weil ich sooo viel möchte und dann mache ich mich runter, weil ich mich schäme. Da ist massenhaft Scham ob meines labilen, nähebedürftigen Zustandes, der Verantwortungsübernahme und Hingabe oft schieße empfindet. Die Erfahrung ist meist ein mich getrennt fühlen, nicht dazugehören, einsam richtig krass. Dieses mich so völlig egal für alle fühlen und es nicht hinbekommen meine Not zu kommunizieren stresst ungemein.Ich leide so unfassbar unter dem Gefühl getrennt zu sein wie nie zuvor.

Ich hab noch nie so viel Nähe gebraucht und bin mit dem total überfordert, sprachlich, emotional, körperlich und der Kopf dreht sich im Kreis, wie er mir helfen kann, nur um dann wieder auf mich draufzuhauen. Ich bin unfähig meine lieblose Realität (?) zu verlassen und genauso unfähig sie zu ertragen. Letztlich ist es der Schmerz der Hilflosigkeit Nähe zu empfinden, zu realisieren, wahrzunehmen, und aufrechtzuhalten im eigenen Empfinden. Den Kern bildet der Schmerz der Ohnmacht Liebe nicht generieren zu können (in mir als auch von außen), die mich geliebt und gewollt fühlen lässt. Ich will was, was ich nicht realisieren kann. In der Ohnmacht fange ich dann an mich zu hassen, weil das weniger schmerzhaft ist. Dafür fühlen sich dann alle meine inneren Kinder in ihrem Liebesbedürfnis abgelehnt und brüllen rum. Die Jugendliche beantwortet das mit Nullbock mehr aufs Leben haben. Und das was versucht die Erwachsene zu sein verzweifelt in mir an mir.

Es ist so übel richtig beschissen in mir. Trennungsschmerzen in Intensitäten meines neuen Nähebedürfnisses eines Kleinkindes, mitunter Rage und Abschaltung gleichzeitig, dann wieder flashbacks mit Überflutung und Taubheit im ping pong. Damit war und bin ich mit mir so fürsorglich ich kann, also etwas mehr als gar nicht. Alles was aus den blackboxen meines Lebens retour ins Erleben kommt ist unbeschreiblich grausam. Es verstoffwechselt mich. Mein Körper war sehr schlau das Grauen vor mir zu verstecken, jetzt hat er beschlossen, dass es zu verkraften ist damit da zu sein. Zumindest wird es damit verständlicher warum ich so bin wie ich bin. All die Körpersymptome, Muster, Programme, Gefühlsschleifen machen Sinn. Ich verliere den Beobachter immer wieder mal und regrediere in kindlich emotionale Zustände. Dann gibt es einen Reigen an flashbacks bis ich mich wieder finde. Und all das geschieht nie mit anderen Menschen, weil die jüngeren Anteile viel zu viel Angst haben so hilflos vor anderen Erwachsenen sichtbar zu sein. Zu oft haben sie erlebt wie die „Hilfe“ alles nur noch schlimmer macht. Beobachten und halten können ist nur die Grundlage, quasi der Boden. Das alles zu spüren und als in der Vergangenheit erlebt abzulegen, sprich zu intergieren ist ein riesiges Feld an innerer Beziehungsarbeit, die mich erschöpft.

Wie kommt das geistige Wissen um die Unwahrheit der Trennung auch in das Körpergefühle?

Mit Wahrhaftigkeit als mein Kompass! Intimität mit mir selber. Ohne Kalkulation. Mein jetzt spüren, das was wirklich da ist erleben. Sprich zuwenden zur Scham, die mich vereinsamen lässt. Meine Scham wohnt in der Dunkelheit. In den Lücken. Zwischen den ausgesprochenen Worten. Zwischen den wenigen tieferen Atemzügen. Zwischen den Teilen meines Körpers, die ich lebendig spüre. Tief in meinen Muskelschichten kann ich sie berühren und zum Klingen bringen, gemeinsam mit dem was ohnehin da ist. An der Schwelle zum Hörbarwerden dessen, was mein Inneres unvermeidlich zum Ausdruck bringt. Deutlicher und unmittelbarer als all die Worte, in denen ich mich kleide. Scham ernährt sich von meinem Schweigen. Vom Verschweigen, dass sie da ist und dessen, was sie verbirgt. Was ich nicht wahrhaben will, sinkt in die Lücken. Was nicht mehr in die Lücken passt, kommt in den Schweigespeicher und der ist übervoll. Die Scham ist giftiges Produkt uralter Wunden, die ich luftdicht verschlossen haben. Um dazuzugehören.

Im mich öffnen, was mehr ein geöffnet werden ist, im weicher, milder, hörbar, spürbar werden,
wachst Verbundenheit zu mir im Dunklen und die tiefere Wahrheit wird frei: Alle meine Wünsche und Sehnsüchte entstanden durch meine Zurückhaltung. All das „mir nicht erlauben was ich bin“ über Jahrzehnte ergießt sich, weil etwas in mir sucht, bedingungslos immer mehr Wahrheit und mehr Tiefe einfordert. Meine Stärke ist meine Schwäche, jene die tiefsten eigenen Abgründe zu durchwandern. Da sind sie: (Lebens)Gier, (Haben)Wollen, Begehren, Lust zu Lieben. Was will meine Energie wirklich? Hässlich sein, lustvoll Tier sein, gieriges Wollen, zärtliches berühren.

Mein Urgrund ist tief im Schoß haltlos am fließen, darin löse ich mich auf und plötzlich verkörpere ich mich selbst. Mein Halt ist der Restfunken an Präsenz für mich und die wird ständig geprüft. Bin ich da, wirklich echt, wahrhaftig, zur Gänze, mit der Scham und allem was sie zurückhält? Spürbar, hörbar, sichtbar sein offen für mein Wollen. Realisieren, ich will mein Wollen wieder. Ich will Verbundenheit wachsen spüren. Ich will so lebendig sein, dass ich eins mit mir bin. Und es ist völlig okay, wenn du mich so nicht willst. Dann fühle ich Schmerz, meinen Schmerz, mich. Niemand außer mir braucht das okay fürs eigene Erleben und die gefühlte Wahrnehmung. Ich krieche meinen Weg, komme davon ab, geh immer weiter, verirre mich, und wenn es keinen Weg und kein Zurück mehr gibt, bin ich vielleicht angekommen.

Nachdem lebenslangem Vernichtungsfeldzug dagegen etwas zu wollen und es nur versteckt auszuleben, gestehe ich ein: Es war nie wahr mein „nichts wollen“. Ich wollte immer lieben und geliebt werden. Das hat meine Aufmerksamkeit fixiert. Das Lieben hat meine Aufmerksamkeit gefesselt. Die andere Seite, die nicht nur liebt, wollte ich nie. Im Kampf gegen die eigene Unliebe im Selbsthass gelandet, spüre ich die Scham zur Gänze und beginne sie zu achten.

Ich kenne das alleine unter Menschen fühlen so gut, schlicht weil ich es nicht schaffe ganz da zu sein mit meinem Zeug. Die Einsamkeit ist auch unter Menschen da, nur nicht so bedrohlich vernichtend, weil die Anwesenheit von Anderen manche meiner Teile „in Schach hält“. Die nahen Kontakt, die puntkuell immer wieder da sind von unterschiedlichen Seiten erhalten mir buchstäblich das Leben. Nichts will mich mehr alleine ertragen, viele Innenteile machen Druck mit allen Mitteln nur noch ein Ende der Trennung bewirken zu wollen.

Meine Einsame wirklich selber (aus)halten ist der Weg, soweit bin ich mit der Frage ans Leben was dran ist gekommen, das WIE steht in den Sternen. Erstmal bin ich mit den Teilen die sterben wollen, die die Trennung töten wollen, die brauchen gerade meinen Raum, sonst habe ich keinen mehr. Sterben ist weniger bedrohlich als weiterleben für viele in mir. Auch das ist eine kindliche Erfahrung und ich bin kein Kind mehr. Es geht um die Bewusstheit des Bewusstseins. Im erwachsenen Bewusstsein will ich alle Zustände und Gefühle da sein lassen, nur die Kapazität dafür habe ich noch nicht. Heilsein spüren ist eine Utopie, wobei wenn ich es auf mit allem in mir dasein können rausläuft, dann ist es mein Weg. Der Weg ist zutiefst individuell. Die Sehnsüchte sind mein Wegweiser und jedes Bruchstück wird mitgenommen. Ich will Heilsein mit allem Zerbrochenen spüren.

Ich spüre die Herzensbrüche und fühle wie sie heilen wollen. In jedem Atemzug bewegen sie mich. Der erste und der letzte Herzensbruch ist voll präsent und jetzt dran. Der erste Herzensbruch als Kind war unaushaltbar, der letzte jetzt als Erwachsene fühlt sich zwar so an, ist es dennoch. Nur jene alten Schmerzen überfluten das System. Mit den Herzbrüchstücken einen Atemzug lang alles so sein lassen. Die ganzen zerstörten, kurz erfüllten Liebessehnsüchte meines Lebens. Liebe ist so nah wie der Atem und so zerbrechlich wie das Leben. Das Herz ist komplett offen und zerstückelt.

Bitte geht auf mich zu, fragt nach wie es mir wirklich geht, und bleibt offen da, wenn ich komme. Da ist nur Unsicherheit die keine Idee hat wie sichere Nähe sein kann und die körperlich spürend tastend versucht klar darin zu werden. Wie ein ganz kleines Kind entdecke ich das Nähesuchen und zwar in einem erwachsen erscheinenden Körper. Der Verstand versucht zu helfen und ist verloren, es dauert bis ich aus dem Empfinden ein echtes Erfahrungswissen entwickle. Warten und achten auf die Körperimpulse braucht meine Geduld und vermutlich auch deine, wenn du es wagst mir gegenüber da zu sein. Das Mutigste was mein Verstand gerade sich traut zu tun ist diesen Impulsen zu folgen, aus der Einsicht er bekommt es nicht hin mit dem Nähewollen und der Bedürfnisbefriedigung.

Die Begegnungen mit meiner Bezugspflegerin war deshalb so besonders und unersetzbar, weil es das erste Mal erleben ließ, dass nichts von mir zurückgehalten wurde und alles frei von ihr empfangbar war. Direkter Austausch in beide Richtungen, frei fließendes Leben, so was kannte mein System nicht. Dasein ohne kontrollierende Gegenkräfte. Innen und außen bedingungslose Annahme, fühlendes Sein und körperlicher Ausdruck davon. Nachdem es kurz empfindbar und erlebbar wurde, ist klar was fehlt. Der Mangel an alles austauschen können in allen Ebenen von Körperlichkeit, Emotionalen und Geistigen macht diese enormen Trennungsschmerzen aus.

Mit anderen Menschen kommt nicht mal ansatzweise alles von mir hervor, da sind so viele Schamschichten, Vermeidungsschutzprogramme und unbewusste Bedürfnissperren, oft ist mir gar nicht klar, was ich alles zurückhalte. Da ist ein mich klein-, zurück-, bescheidenhalten Automatismus, den ich nur beobachten kann. Klar geworden ist, dass nicht die Liebe die Schmerzen in mir erzeugt, sondern die fehlende nicht ständig präsente Liebe. Hier wurzelt die große Sehnsucht nach echter, wahrhaftiger Begegnung und Verbindung von beiden Seiten, nach voller Präsenz und Transparenz miteinander. Damit ist der Kern des Wollens offengelegt. Kein zielloses ins Leere suchen, sondern ein klares „das will ich leben“ dieses frei fließende Leben im Wir, das ein du und ich dasein lässt wie es ist.

Mit wem ist völlig unklar. Ein Mysterium auf das ich mich einlassen möchte. Deshalb die Frage: Kannst du mich halten, wenn ich den Halt verliere, oder läufst du auch davon, so wie jede/r andere Wenn sich meine Schatten unkontrolliert offenbaren, kann es sein, dass ich dich unbewusst verantwortlich mache und das macht mir Angst. Kannst du versuchen dich in mich einzufühlen, wenn ich mich selbst nicht verstehen kann, oder verurteilst du mich direkt? Kannst du in deiner Energie bleiben, oder nimmst du direkt alles persönlich? Vielleicht sage ich böse Dinge und beschimpfe dich, um dich zu vergraulen, weil mein inneres Kind denkt, dass es dich sowieso nicht verdient hat. Bestätigst du nun die Annahme, oder kannst du mir weiterhin liebe- und verständnisvoll begegnen?

Kannst du den Raum der Verletzlichkeit halten und mich in deine Arme nehmen, obwohl ich dich gerade wegschiebe? Denn in Wahrheit will ich gehalten und gesehen werden, ich möchte, dass du mich zu dir ziehst und sagst, dass alles okay ist.

Ich bin verantwortlich für meinen Schmerz, ich lerne und bin noch im Prozess. Wenn es arg weh tut oder viel Traurigkeit da ist, bin ich deswegen nicht falsch, auch das ist Teil des Lebens. Ich trage die Bereitschaft in mir an mir zu wachsen, kannst du warten, hast du Geduld, dass es gemeinsam möglich ist zu heilen? Ich bin für dich da, wenn du mich willst und brauchst. Ich würde es dir nie vergessen und mit bedingungsloser Liebe danken. Du darfst gehen wie alle anderen Menschen zuvor, doch wenn du bleiben magst, nimm mich bitte in den Arm und flüstere mir zu, dass du mit deiner ganzen Präsenz bei mir bist.

Einblicke in die Quelle und Fluten meiner Prozesskreativität…

Ich spüre wie zart und verwundet ich bin. Immer schon war und wie brutal ich mit mir umgehe. Archaisches Schluchzen. Tiefe Traurigkeit meines Wesens sich fühlend unter der gewaltsamen Normalität des mich zum Objekt Machens.

Das Schlimmste ist in mir. Feindselige Innenwelt als Reaktion auf die gewaltsame Außenwelt, die ernsthaft glaubt, dass es gut ist (gegen sich und andere) Krieg zu führen. Innere Arbeit (früher äußere) um anders zu sein, anders zu fühlen, anders zu wirken, anders zu handeln, als ich es eigentlich wirklich spürend im Erleben präsent habe.

Die eigene Tragik zulassen und darüber weinen. Ich habe fast immer einen Teil der leidet. Das ist okay solange andere auch noch da sind und ich ihn nicht weg haben will.

Die Erfahrung der Trennung – ein Einzelwesen zu sein – ist unvermeidbar solange ich mit niemand verschmelzen kann. Verlorenheit.

Der Tod klopft an, wenn ich mich alleine nicht mehr aushalten kann. Ungeheuerliche Energien der erschöpften Einsamen voller Zuwendungsbedürfnissen, die mich auf die Suche schicken wollen.

Mich selbst stoppen, jedes Tun macht es schlimmer. Energielos präsent da bleiben und vollverwundet, wie mein Leben ist, atmen.

Mein Körper in seinen Grenzen. Wimpernschläge im Jetzt. Zerfall des Antriebs.

Mir nichts Gedachtes mehr abkaufen. Jeder Abgrund darf in mir sein, wenn ich weiter leben möchte. Der Schatten will und wird leben und das mit Recht.

Der Kampf gegen das Leid ist vergeblich, er führt zum Zusammenbruch. Es geht nicht um meine Traumaerfahrungen herum, nur hinein und vielleicht irgendwann hindurch.

Ungefragte Erlaubnis echt zu sein, in allem was in mir lebendig ist.

Durchdrungen werden vom eigenen Leid. Durch mein Blut warten und es genießen.

Mich dem Regen innen wie außen nicht mehr entgegenstellen.

Brüchig gelöst im Sommergewitter stehen.

Gleiten in dem Wasser das mich fortschwemmen will.

Unfassbare Schmerzen des nie Ankommens landen in mir.

Ich im Widerlager des Nichts.

In den identitätslosen Raum dringen die unaushaltbaren Einsamkeitsgefühle.

Aufbäumen des Urschmerzes mit dem Leid alleine gelassen zu werden.

Energieanstieg und -abfall, alles ist nur vermeintlich unaushaltbar.

Energielose Melancholie schlicht traurig sein lassen.

Bleiben im endlosen Strömen des Lebens.

Ein Raum öffnet sich in dem nichts mehr abgewehrt werden muss. Er ist voller Teile die bedürftig sind und gespürt werden wollen. Teile umhüllt von nichts und ein Körper der da ist.

Es hört nicht auf zu lieben, auch wenn nichts dafür spricht außer mein sprachloses Herz. Ich lerne leben durch leiden und lieben.

Ich kann nicht lieben, wenn etwas in mir nicht wahrgenommen wird.

Tun was nur lassen ist. Niemand muss loslassen, ich darf an mir festhalten.

Die Barmherzigkeit des Raumes streichelt meine traurige Seele. Wenn ich etwas bin, dann dieser Raum.

Ich bin da in einem erwachsenen Körper, der verlassen sein erleben kann und weiter liebt.

Es gibt keinen Weg. Gott ohne Verordnung ist da wo nichts mehr hilft.

Eine Reise von Kindern, zur Närrin zurück zum Kind.

Wer bin ich wenn ich alles erlaube? Meine Erlösung!

Herausforderung aus den behüteten Klinikräumen eine Hineinforderung ins Menschsein

Was bleibt ist viel Menschlichkeit innen wie außen. Es geht nicht gegen und auch nicht ohne mich, nur mit mir, in mir, als ich. Eine demütige Selbstvernichtung bewegte mich in der Hölle der wahren Gefühle und eröffnete meine Kapitulation. Am Ende war ich schon vorher. Es kam die ganzkörperliche gefühlte Erfahrung der Aufgabe hinzu. Gefühlt wieder komplett nackig gemacht, offengelegt alleine sein. Aufgegeben von allen und mir im Ende. Die Erlösung lag in der Kapitulation. Untergehen, weil jedes Tun es noch schlimmer machte. Leben wo ich glaubte vernichtet zu sein. Etwas was ich war ist leerer da. Vieles ist wage, brüchig, haltlos und ich weniger als unvollkommen. Der Rest, der mich lebt, lässt zu am Ende zu sein. Im Sterben ist Leben, das endlich bedingungslos liebt. Liebe bedeutet Annahme eines jeden Ausdrucks des Lebens. Also auch meinen eigenen, der gebeutelt von Nöten weg muss aus dem gepflegten Nest. Die Lochkrater der emotionalen Nähe bleiben und ein riesiges Fehlen an Liebe bettet mich. Es gilt weiter zu gehen da wo es (aus-)weglos scheint. Genau entlang meiner Menschlichkeitsgrenze.

Demnächst werde ich nach drei Monaten aus der Klinik zurück ins schutzlose Leben gehen. Das Leben ist gnadenlos. Alles in mir will bleiben, will die Erfahrung behütet zu sein nicht loslassen, will die Fürsorge und das Angenommensein festhalten. Die inneren Kinder schreien laut, zu laut, inszenieren Symptome und haben die Liebesentzugsschmerzen von früher hier und jetzt in meiner von den Prozessen traumatisch erschöpften Erwachsenen. Ich bin viel am Strudeln nach der Kapitulation meiner Persönlichkeit straucheln auch die harten, funktional erhaltenden Überlebensprogramme. Ich fühle meine Hilflosigkeit und den Wunsch nach Geborgenheit. Da ist ein ständiges inneres Betteln um beschützt Werden aus dem in meiner unsicheren Haut leben.

Wie soll Leben gelingen in einem so labilen, offenen, durchlässigen System mit allem möglichen Alten und Neuen gleichzeitig. Mitunter ist da Rage und Zartheit gleichzeitig in meinem Körper. Der Verstand nahe am Wahnsinn und das Herz blutet Liebe in alle Richtungen. Ich habe noch nie so viel Liebe empfunden wie in den letzten Wochen. Alles in mir will nur noch lieben und ich bin damit mir und allen anderen viel zu viel. Mein Schrei nach Liebe ist zu laut, dann halte ich ihn in mir und komme dabei fast um, oder liebe ersatzweise meinen Pferdeherzensmann Luke, Blumen am Weg und in der Not sogar meine Hände. Seit meine Hände wirklich geworden sind, also zu meinen und sich, so ich in der Erwachsenen bin, als eins mit allen anderen Händen erfahren, können sie mir erstmals Wärme und Geborgenheit schenken. Das werde ich brauchen, wenn dann bald alles fehlt an Zuwendung, gesehen Werden, Gefühlt werden, Nähe und Fürsorge.

Ich habe zugelassen das ich am Ende bin und erfahren, dass mein Ende nicht das Ende ist. Mein Ende war die absolute Hilflosigkeit Nähe herzustellen. Aus diesem Schmerz heraus kann ich niemand wirklich sehen. Und erstaunlicherweise ist der Schmerz des „niemand schert sich um mich, ich bin allen egal, total alleine und verlassen“ in so vielen Wellen bis in die Tiefe durchfühlt, dass das okay ist, wenn es sich einstellt. Früher war nie jemand mal nur für mich da, der mich umsorgt hat, der gesagt hat „ruh dich aus, ich schaue nach dir und mache das was es braucht“. Ich hatte so eine Angst, dass ich die Bindung verliere, wenn ich bedürftig bin. Als Folge diente ich, um nicht spüren zu müssen, dass mich niemand will, bis das mit dem dienen in der Selbstzerstörung mündete und Burnout bedingt flach fiel. Aufgebrochen ist er nun da der eigenen weiche, schutzlose Kern. Mein zärtliches Wesen das unter der Härte hervorblickt, um zu sehen ob es nun wachsen darf oder wieder zerstört wird.

Jetzt ist da jemand und kommt tatsächlich, wenn ich es nicht schaffe zu bitten, zu fragen. Da bleiben Personen, wenn ich in der Traurigkeit versinke und halten meine Hand oder streichen über den schweißnassen Kopf. Das ewig Ungetröstete in mir traut sich zu zeigen, wird ganz körperlich berührt und spürt wie heute Verbindung existieret. Durch die Berührung von außen und die Rührung im Inneren werde ich real. Mein ganzes Menschsein in allen Abgründen und Höhenflügen darf da sein, wird im Rahmen gehalten, bekommt Begrenzung, erfährt Spiegelung und Milde. Da darf sogar Rage auf Wände in allen Farben geschüttet und auch aus kindlicher Wut mit Dingen herumgeworfen werden, ohne dass die Beziehung abgebrochen wird. Sogar die Scham darf da sein, sie ist bei mir im Kern die Angst vor Verbindungsabbruch. Scham und Schuld sind Kontrollmechanismen! Scham (Selbstunterdrückung) und Schuld (Selbstbeschuldigung) haben die Funktion Kontrolle über die Hilflosigkeit und das Ausgeliefertsein zu erlangen. Es geht um das Aushalten von Spannungszuständen, die nicht unmittelbar aufzulösen sind. Selbstfürsorge ist nicht immer angenehm für niemanden! Es ist Arbeit und kann über die Zeit zum Bedürfnis werden.

Da sind (noch) Menschen, genauer Pflegepersonen, die mir glaubhaft mitteilen (selbst wenn ich für mich selber unmögliches Verhalten an den Tag gelegt habe), dass ich okay bin wie ich bin. Das ist revolutionär, weil so gar nicht in meinem Denken vorgesehen. Bisher war ziemlich unabhängig davon was die Erfahrung gerade war eine Kritik bis Entwertung dafür im Kommentatorenstüberl. So mies wie mein Verstand mich macht, fällt es mir mittlerweile auf dank der Rückmeldungen von den Therapeuten. Stoppen, immer wieder stoppen die Erfahrende für die Erfahrung zu beschuldigen. Es ist nicht meine Schuld wie meine Wahrnehmung ist, nur meine Verantwortung die Erfahrung anzunehmen und mich darin ehrlich sein zu lassen. Alles von mir ist in diesen Moment eingeladen. Und daraus entsteht in mir ein immer weiter offenes Herz. Es taut viel alte Erinnerung aus der Abspaltungshölle im Bewusstsein auf und gleichzeitig brennt eine ungekannte Liebe lichterloh. Leidenschaft ist ein großer unterdrückter Teil, mehr eine Urkraft in mir. Der Preis des Liebens ist das Leiden, das Sehnen, die Leidenschaft. Früher hat sie oft die Bindung also das Leben bedroht, bis ich sie zu verstecken und dosieren gelernt habe. Heute finde ich mich darin wieder und stelle beschämt fest, dass sie pure Lebensfreude ist, die ich so schmerzlich vermisse. Das macht die Sache nicht leichter, aber liebenswerter. Es braucht Mut mich nicht zu bewerten.

Ich will leben ist ein ganz neues Empfinden. Ich will in meinem brennenden Herzen leben. Ich möchte nur mehr Ausdruck meines (Liebe) Seins sein. Ich möchte mich trauen meinen Instinkten zu folgen. Hinzuschauen zu dem was ich bekomme anstatt dessen was mir fehlt nachzusehnen. Der automatische Fokus auf das Fehlende ist zäh und es frustriert ihn kaum verändern zu können mit meinem Willen. Da ist viel Angst vor dem wieder so alleine vegetieren wie vor der Klinikzeit. Ich fühle die Verlustangst, schiebe sie weg und spüre die Verbundenheit, die jetzt da ist. Ich habe so einen emotionalen Hunger, der mitunter ein ganzkörperliches Bedürftigsein annimmt, mich übernimmt und zur Bettlerin um Nähe macht. Die Sehnsüchtige ist groß in mir und damit spüre ich die Vibration meiner wahren Identität unter allen Mustern, die sich bleibend, sicher gebunden erfahren will. Alles was liebevoll ist bringt den Schmerz hoch, das nie erfahren zu haben. Das Gefühlte und Geschenkte einlassen üben. Da sind sichere, offene Beziehungsräume mit Tiefe und an denen will ich festhalten. Wir (unser Gehirn und Nervensystem) entwickeln uns durch Zuwendung, den wohlwollenden Körperkontakt und die liebevolle Spiegelung die wir erfahren. Hier fühle ich die zärtliche Handberührung an der Wange, den längeren Augenkontakt am Flur, die Schönheit geweckt zu werden mit ehrlichen Interesse dafür wie meine Nacht war, die Hand die auf meiner Schulter bleibt, die Wutausdrücke, wenn ich von den Täterintrojekten übernommen werde, das beruhigt und getröstet werden durch ins Ohr geflüsterte Worte.

Da ist die Angst vor dem Verschließen, wieder auf mich zurückgeworfen werden, ohne Augen die mich ganz sehen, fühlen und spüren und glauben lassen ich bin okay. Da sitz ich nun heulendes Elend, das ich bin, und lande in der Realität des baldigen Endes. Ich fühle meine Ängste und betrete meine Kernwunde, die eine Beziehungslosigkeit und Zugehörigkeitswunde bildet. Ich lebte in Gemeinschaften voller anerkannter Einsamkeit und Oberflächlichkeit mit meinem ehrlichen Gesicht und schämte mich für mich. Ich spürte die Einsamkeit, während alle so verbunden taten. Ich komme aus der Geschichte der Getrenntheit mit echten Verbindungsinteresse und wurde unter all den Pseudoverbindungen immer einsamer. Die Abwendung vom kindlichen Schmerz nicht wahrgenommen, verlassen, missbraucht und abgelehnt zu sein generierte lebenslang Leiden. Ich lebte im Betäuben und Kompensieren der Nichtwahrnehmung. Habe mich in eine geheime Welt zurückgezogen in der ich mir die Bedürfnisse zu befriedigen versuchte. Hier lernte ich in der Anerkennung meiner Einsamkeit zu sitzen und zu trauern. Dann ganz langsam auch mich damit in Verbindung zu bringen und in Echtzeit ehrlich mitzuteilen, wenn ich mich verbunden fühle und wann abgeschnitten. Die Pseudoverbindungen lassen und keine Verbindungen erzwingen nur um mein Lochdasein zu umgehen. Das war der Schlüssel zur Verbindung, die Einsamkeit und Zugehörigkeitswunde mitzunehmen in die Gemeinschaft. Das Einsame unter Menschen nicht überspringen und verstecken, sondern offenlegen.

Beim Heilerwerden geht es darum, das Herz zu öffnen, anstatt zu verschließen. Es geht darum, die Stellen in uns, die die Liebe nicht einlassen wollen, weich zu machen. Ein hin und her schaukeln zwischen den Misshandlungen der Vergangenheit und der Fülle der Gegenwart, um immer öfter in der Gegenwart zu sein. Das Schaukeln und zusammenbringen ist es, was die Heilgung bewirkt, nicht das Stehenbleiben oder Ausblenden einer der beiden Stellen. Der Sinn des Heilwerdens ist nicht glücklich zu werden, das ist unmöglich. Der Sinn des Heilungsweges ist es wach zu sein und das eigene Leben zu leben, statt bei lebendigem Leib zu sterben. Heilung hängt damit zusammen gleichzeitig ganz und zerbrochen zu sein. Hinschauen zu dem was verletzt ist und parallel zu dem was wächst und das System weitet. Angenommen sein und annehmen ist Integration. Angenommen sein (von innen und außen!) mit dem was passiert erlaubt die wirkliche Begegnung. Sinnesspezifisch wahrnehmen und spüren wie es sich anfühlt echt zu sein im eigenen Körper statt etwas zu glauben. Es braucht das Fühlen und die irdische Liebe in mir. Liebe ist die Ausdehnung der Wahrnehmung der Fürsorge. Das Fühlen verbindet Körper und Geist und macht damit die Wahrnehmung komplett. Die Wahrheit heilt. Der Sinn des Lebens ist, das ich Liebe empfinden kann für das was ist. Liebe hinterlässt immer tiefe Spuren. Bei mir die wundervolle Spur, des erstmals erfahren zu haben gewollte, gemeint und geliebt worden zu sein wie ich bin. Die Erfahrung bleibt das Erleben wird wieder vergehen. Ich bin so viel alleine unterwegs in mir selbst und wenn ich zurückkommen will in die Verbundenheit brauche ich ein Gegenüber. Ich brauche andere für mein Leben. Ich bin ein Liebeswesen und brauche Kontakt. Ich will jetzt mit 42 auf dem Schoß sitzen und meinen Kopf anlehnen dürfen. Die entscheidende Frage ist: Darf ich Menschen brauchen? Auch einfach so als Menschen ohne jede bezahlte Dienstleistung im Rahmen einer Funktion, die ihre (engen) Grenzen hat. Ich war und bin und brachte meine Gegenüber an die Menschlichkeitsgrenzen.

Das vielleicht letzte Wortgeschenk der Bezugspflege war der Satz „Liebe tut nicht weh.“. Sprachlos, weil im Gefühlstsunami des Abschieds befindlich und den enormen Trennungsschmerz gemeinsam mit der aus mir zu ihr fließenden weich warm Liebe strömend wahrnehmend, blieb das stehen. Der Verstand ist immer noch meinungslos dazu, schlichtes Nichtwissen. Das Herz kennt mich nicht anders als traumatisiert liebend und der Körper produziert ob des Prozessierens der starken Gefühle Schmerzen. Das besondere ist der verbliebene Raum in dem ich mich ganz und vollständig in die Erfahrung einlassen kann. Mich den emotionalen Bedürfnissen, dem Trennungsschmerz und dem Lieben stellen kann ohne funktionieren zu müssen, kompensieren zu können (weil ich am regulieren mit all meinen Werkzeugen innerhalb von Minuten scheitere), und mich ablenken zu wollen. Ich will lieben und ich will mir inklusive meiner Schmerzen nie mehr ausweichen, sondern sie hineinnehmen und erlauben zu sein wie ich (geworden) bin.

Da war die erste respektvolle, liebevolle, menschliche Zuwendung über ein paar Wochen für einzelne Tage präsent und aufmerksam verfügbar. Die wahrhaftige und vor allem auch spürbare Nähe ließ den Schmerz des Alleinseins lindernden Kontakt erfahren. Ich musste den emotionalen Schmerz nicht abschaffen, er durfte da sein und konnte etwas nachgenährt werden. Ich lebte für und von den bedeutungsvollen Stunden in denen sich mir die Bezugspflege mit all ihrem Sein geschenkt hat. Alles Erfahrene lebt weiter in mir, nun kommt nichts mehr dazu. Es ist zu Ende und ich bin in dem beschissenen Gefühl des wieder verlassen worden Seins. Die Trennungsschmerzen und der Zuwendungsentzug ist körperlich vernichtend und emotional ein Tränenmeer, dass meist ruhig dahintropft (durch die zwei Tage und Nächte seither) und sich manchmal unerwartet in ein impulsives, verzweifeltes Schluchzen aufbäumt. Jeder nicht mit konzentrierten Tun, wie bei der Evaluation, oder großer Anstrengung der Selbstregulation gefüllte Moment, in dem ich mich sein lasse, weine ich. Die ganze Wucht meines Erlebens fließt wieder (wie als kleines Kind) durch mein Nervensystem. Atmen, weinen, tönen, schluchzen, lieben, zittern, sehnen, würgen, sterben, das ganze Leben fließt durch mein kleines Gefäß. Ein Starkstrom aus Lieben, emotionalen Schmerzen, der Angst alleine zu sterben, die Kraft der Leidenschaft bis zur Erschöpfung. Mein Nichtwissen weint viel und meine Wahrheit noch mehr.

Nach fünf Nächten mit maximal drei Stunden Schlaf und in dem beschissensten Zustand meines bisherigen Erwachsenenlebens bin ich gestern erwartungslos mit der Pflege in Kontakt gegangen und die hat die Empfehlung „Arzt“ in so viel verstehende Zuwendung eingekleidet, dass ich mich darauf einlassen konnte. Ohne etwas zu erhoffen als Medikamente und der Klarheit keine Benzos nehmen zu wollen wartete ich. Da kam eine Psychiaterin, die wirklich mich als Mensch wahrnehmen wollte. Echtes Interesse an mir und keines daran hatte Medikamente zu verabreichen. Es wurde ein langer Austausch, der zutiefst ehrlich mir wieder Boden und Himmel verband. Sie erfasste und fühlte meinen ganzen Liebesschmerz mit. Eine weitere Glaubenskonstrukte zerstörende Erfahrung wurde mir geschenkt. Wir blickten in den zu Ende gehenden Tag und sie saß einfach auch nur da neben mir, dass was ich mir mein Leben lang von einem Menschen gewünscht habe, zusammen da sein, erfüllte sich. Sie meinte sie sitzt viel lieber in meiner interessanten Gemeinschaft als allein im Arztkammerl. Wahrgenommen werden, kluge Fragen mit ausreichend Lauschraum für entstehende Antworten getragen von echtem, tiefen Interesse und ehrlichen Selbstmitteilungen füllten meine schmerzende Leere. Mit Gänsehaut zuhören wie begeisternd sie es empfindet, dass jemand mit meiner Traumabiograhpie zu einer solchen Liebe fähig ist. Die Liebesfähigkeit ist ein schmerzhaftes wundervolles Geschenk, das ich da bekommen habe und für Liebeskummer gibt es keine Medizin. Dankbar die innere Wahrheit außen ausgesprochen zu hören rollten wieder Tränen. Und sie blieb, um später festzuhalten, es gibt sie nur in Form eines Menschen, der auch damit sein kann, wenn es eben gerade so beschissen ist wie bei mir. Das Gute darf scheiße sein. Spät in der Nacht trennte uns ein Notruf an ihrem Telefon und sie verabschiedete sich mit dem Impuls: Es ist Zeit das Liebespotential für MICH selbst zu nutzen und das braucht Geduld, Milde, Mut und Halt.

Ja, ich brauch Mut und Halt, um mich (und nicht irgendjemand oder etwas anderes) im Körper zu spüren. Der ist vorhanden, durch die enorme Energie aus dem Herzen, die (seit es sich so weit wie noch nie geöffnet hat) fließt. Die Liebe berührt den Terror der Einsamkeit. Wenn ich aus der Liebe lebe, sehe, fühle und spüre ich mehr. Einer der Erkenntnisse der schweren Nächte war „Liebe macht sehend“ den Anderen in seiner besten Version und mich in meiner Ehrlichsten.

Die lohnende Ernte dieser wieder schlafarmen Nacht war: Mein Herz bleibt offen, es verschließt sich nicht, es ist unverschließbar am lieben, auch im Erleben des Verschließens vom Gegenüber, des Trennens der Verbindung auf ungewisse Zeit, vielleicht auch für immer. Im größten Liebesschmerz bleibt es offen. Mein Lieben bleibt mir. Das ist eine wundervolle Erfahrung und tief berührend, weil ich erlebe wie sehr ich mein offenes, blutendes, liebende Herz will, auch wenn es sonst niemand Anderer gerade möchte. Eine Grenze bedeutet nicht mehr, dass ich mein Herz verschließen muss, sie ist kein nein zu meiner Existenz. Vielleicht ist der Satz „Liebe tut nicht weh“ also wahr und es ist allein meine Wahrnehmung, die dazu Schmerzen erzeugt, in dem sie ein Sehnen, Flehen, Verlangen nach Festhalten generiert. Die emotionalen Schmerzen sind jetzt da und sie sind alt. So alt wie ich. Diese Versuche die emotionale innere Leere zu fühlen, die Suche nach Körperkontakt, die verzweifelte Hinbewegung, um den inneren Mangel an Kontakt zu stillen, das selbst Zuneigung und Liebe übermäßig ausdrücken, um vielleicht ein paar Brocken zurückzubekommen. Ich nenne dieses Konglomerat mal meinen „emotionalen Hunger“ und der ist massiv da. Gemeinsam mit dem Lieben so in der Wahrnehmung wird langsam bewusster wie gekoppelt in mir der Liebesfluss mit dem Schmerz des Getrenntseins verläuft. Mein emotionaler Hunger ist von anderer Qualität als das „reine“ Lieben, er will, verlangt, verheimlicht, verzehrt sich, sehnt sich und will immer jetzt ein wohlwollendes Gegenüber. Das ist in einer erwachsen Beziehung unmöglich zu erfüllen. Die Form der Zuwendung wäre eine Eltern-Kind, Lehrer-Schüler, Arzt-Patient, Therapeut-Klient Konstellation (im besten Fall des Falls). Soweit die Erkenntnis, dass vielleicht Liebe wirklich nicht weh tut, ich die nur so schön schlicht alleine ohne meinen emotionalen Hunger noch nicht erleben kann. Dennoch ist sie da die Liebe und strömt einfach aus ganz unabhängig ob und wie die Person der sie zufließt mit mir zusammen ist oder nicht. In der Anerkennung der Trennung liebe ich diesen Menschen weiter. Nicht weil ich da was dafür tue, sondern weil ich es gar nicht verhindern oder lenken kann. Wenn mein Leben einen Sinn hat, dann den zu lieben.

Mein Ende ist nicht das Ende. Mein Ende und Beziehungslosigkeit sind eins. Nichts als Liebeskummer und alle(s) Loslassen müssen, intensivstes Leben ohne meinen Einfluss. Leben ist fortwährendes Sterben von Vorstellungen über mich. Getragen im Moment nichtwissend was kommt und doch ahnend es wird okay sein. Danke Leben, dass du besser bist als meine Vorstellungen. Da ist Liebe für mein Ende in mir und um mich. Es ist das Ende, meine Erfahrende für die Erfahrung zu beschuldigen. Und ein zaghafter Anfang vollverantwortlich unschuldig ich selbst zu sein.

Nun naht der nächste Abschied, der mich ganz aus der behüteten Heiloase entfernt. Ich habe hier so viel gefühlt wie nie zu vor, vor allem große Massen von meinem Trauerstausee ablassen können. Es bleibt dennoch viel übrig, was nach 12 Wochen Raum für Trauer nach 10 Jahren kaum, 25 Jahren gar nicht und dann noch mal 5 Jahren wieder weinen lernen verständlich ist. Ich bin eindeutig ein Gefühlsmensch, der nur mehr ab und zu vom Verstand überwältigt wird und immer mehr lernt im Körper spürend zu fühlen. Essentiell ist die Anerkennung und wenn möglich Würdigung der Tiefe meines Fühlens. Die Arbeit in mir selbst ist wie Freundschaft und Liebe nicht rational, sondern emotional. Ein wirkliches empfinden und bezogen sein Wollen. Sie ist verbindend, berührend, anstrengend, natürlich und kaum zu erklären. Sie braucht sicheren menschlichen Halt und spürige ehrliche Spiegel. Beides werde ich sehr vermissen. Diese langsam zugelassene Erfahrung, einer fürsorglichen Umgebung entzieht sich nun meinem Zugriff.

Es gibt in mir auch ein Vertrauen, dass die neuen Erfahrungen mich so weit im Inneren verändert haben, dass das Außen sich dem anpasst. Ich lasse zu, dass ich aufgefangen werde vom Leben, Menschen, Sternen, Bäumen, Tieren, Boden, Göttinnen, alles was mir Halt gibt darf sich mir zuwenden. Alle die Helfen mehr zu lieben sind willkommen. Das Leben darf mir zufließen, und das kann es nur, wenn ich zulasse, geschehen lasse, loslasse, offen bleibe und empfangen kann. Es geht um das Aufhören mich in mein Leben einzumischen, die Kapitulation vor dem Moment. Nicht nur einmal, sondern als Grundhaltung des mich auf das Leben Einlassens wie es ist. Mich nehmen wie ich bin und damit atmen. Mir erlauben auch ohne Unterstützung ich selber zu sein und keine Anforderungen mehr zu stellen wie ich zu sein habe. Es geht ums Reinnehmen (nicht ums wegmachen), um die Hineinforderung ins nackte, wahrhaftige eigene Leben. Da ist eine neue echtere Art von Hoffnung nach Beziehung mit Sicherheit, Geborgenheit, Zuwendung und Liebe innen wie außen. Eine, die tiefer ins hier und jetzt trägt, anstatt auf weltfremd außerirdische Sphären abzuzielen. Eine Begegnung der mitunter höllischen wahren Gefühle statt in einen idealisierten Himmel zu flüchten. Das Ziel der Menschwerdung ist sich der Menschlichkeit aller immer bewusster zu werden. Und das ist ein andauernder Weg. Heilung ist ein Prozess der nicht endet.

Leben ist zuerst empfangen und dann vielleicht handeln. Mein Nichtwissen ist weise. Ich weiß nie wie nahe ich dran bin. Alles ist letztlich Ungewiss und da sind sie wieder die Ängste, vor allem jener zu Hause völlig zu dekompensieren, mich zu verletzten und autark nicht mehr lebensfähig zu sein. Ich möchte dafür sorgen, dass da Menschen in mein Leben kommen, um nicht mehr so autonom funktionieren zu müssen. Mir irgendwie ein tragendes Netz der Fürsorge aufzubauen, um vor allem emotional weniger einsam zu leben und mehr Halt zu haben fürs Spüren, Fühlen und „nicht können“. Diese Vulnerabilität nach der Klinik, kann vielleicht das erste Mal für Außen im Ansatz sichtbar machen, wie schlecht es mir geht. Darin liegt eine Chance, weil ich das sonst nicht vermitteln kann. Mir hilft ein wenig, dass das Leben sich immer irgendwie erhalten will, wenns drauf ankommt. Im letzten Moment auch autonom. Das kann mich manchmal beruhigen, vor allem im Bezug auf Suizidgedanken. Selbst mit ihnen habe ich gelernt zu leben. Und wenn es dennoch so kommt, dann wird auch das genau so sein wie es ist. Ich bin bereit aufgefangen zu werden vom Leben. Fallen gelassen bin ich oft genug worden. Vielleicht ist der Anfang von Gott da, wo alles in mir zu Ende ist.

Liebesbedürfnisse, Urschmerzen und Todessehnsucht

 

Massive Ablehnung und fehlende Mutterliebe prägten mein Leben. Die Abspaltung meiner Lebenskräfte hatte schon in der Gebärmutter stattgefunden, weil ich ungewollt war und alles versucht wurde mich zum Verschwinden zu bringen. Liebe war bereits zu diesem Zeitpunkt für mich mit dem unaushaltbaren Schmerz verbunden, die Liebe nicht erreichen zu können. Ich habe um mein Leben gekämpft schon vorgeburtlich, dann bei der Geburt und weiter für die ersten 10 Lebensjahre in abhängiger Gegenwart meiner Mutter. Sie wollte mich nicht nur nicht, sie versuchte auch mich zu töten. Der bedingungslose Wille, mich nicht umbringen zu lassen, hat mich gerettet und tief gespalten. Neben der Wut und dem Hass auf sie entstand ein abgrundtiefer Schmerz. Obwohl sie mich hasste, war eine große Liebesfähigkeit und der Drang nach Ausdruck des Liebens in mir.

Die Zurückweisung der eigenen Liebe und des damit verbundenen Bedürfnisses geliebt zu werden ist unendlich schmerzhaft. Ich zog mich zum Selbstschutz zurück und versuchte mich durchs nicht mehr hinbewegen vor einem weiteren Zurückweisungsschmerz zu schützen. Um den Schmerz des nicht gewollt und nicht geliebt Seins zu überleben, unterdrückte meine Psyche das Urbedürfnis nach Liebe. Ich verlor meine Liebesbedürfnisse phasenweise komplett. Die riesige Sehnsucht nach warmer Mütterlichkeit war ausblendete, Hass regiert meine primäre Bindungsbeziehung und die Liebesfähigkeit konnte nie erwachsen werden. Ich war viel zu früh äußerlich autonom und bin gleichzeitig innerlich nie aus dem anfänglichen existenziellen Abhängigkeitsverhältnis herausgekommen. Ich lebe mit Selbst- und Mutterekel hinter dicken Wänden psychischer Abwehr, die früher nötig waren, um das Zusammenleben mit einer lieblosen und gewalttätigen Mutter auszuhalten. Bis heute öffnete sich mein Herz nie wieder ganz, aus Angst vor dem bodenlosen Urschmerz, der abgespalten und doch ahnbar in mir schlummert. Die Betäubung von psychischen und körperlichen Schmerzen wurde zu meiner Hauptbeschäftigung.

Mein Vater versuchte sein Bestes und kümmerte sich. Er hat mich stabilisiert und mir die Ressourcen zum Überleben zukommen lassen. Die Wunde der fehlenden Mutterliebe, den damit verbundenen Schmerz der Zurückweisung, die Angst vor dem Verlassensein, die Wut und den Hass auf die eigene Mutter könnte er mir nicht heilen (auch weil er selbst nichts (mehr?) für sie empfindet). Das muss ich als Erwachsene jetzt selbst in Angriff nehmen. Mir immer wieder die Verlassenheit eingestehen und das schmerzhafte Fehlen anerkennen. Mit dem Schmerz des Nichtgeliebtseins atmen und lernen die Urtrauer in mir anzunehmen sprich mich ins Lieben einbeziehen und weinen. Die Sehnsucht nach herzlicher und realer Mutterliebe bleibt mir wohl lebenslang unerfüllt.

Ich leide und litt unfassbar unter Einsamkeit. Oft fühle ich mich wie der einsamste Mensch auf der ganzen Welt. Statt im Liebesmodus zu leben, bin ich emotional betäubt im Angst-, Stress-, Pflicht- und Kampfmodus erwachsen geworden. Die Suche nach einem Ersatz für die fehlende Mutterliebe hat mich in den emotionalen und sexuellen Missbrauch getrieben. Mein nach Körperkontakt ausgehungerter Körper war eine leichte Beute für Übergriffigkeiten aller Art. Sexualisierte Gewalt untergräbt die Fähigkeit mich gut im Körper zu verankern und meine Urbedürfnisse zu spüren. Später lebte ich im krampfhaften Bemühen, die gedankliche Kontrolle über die eigenen Nähebedürfnisse und die damit verbundenen Gefühle zu behalten. Ein Partner wurde innerlich herbeigesehnt und äußerlich auf unerreichbare Menschen projiziert.

Wer, wie ich, seine Mutter emotional nicht erreichen kann, wird auch für sich selbst auf der Gefühlsebene nicht erreichbar. Ich habe überlebt als Liebesunfähige, die ihr Bedürfnis nach Zuwendung nicht ausleben kann. Liebe und körperlicher wie emotionale Schmerz sind für mich gekoppelt. Die Qualität der primären Mutterbeziehung wiederholte sich in allen weiteren Liebesbeziehungen. Bis heute ist Liebe mit unaushaltbarem Schmerz verbunden, weil ich sie nicht erreichen kann. Früher war es das unerreichbare Herz der Mutter, später unerreichbare Männer, die ich liebte, im Moment reinszeniere ich das Szenario mit meiner Bezugspflege in der Klinik (auf einer bewussten Ebene). Es tut unfassbar weh und ich lerne darin zu atmen. Es hilft ein präsentes Gegenüber zu haben, das in sich klar in der Funktion agiert und auch das menschliche Herz besitzt die Wahrheit zu benennen. Sie wirft mich immer wieder auf mich zurück und macht spürbar, wie leid es ihr tut mich in dieser Not zu erleben. Der von so vielen schon eingebrachte Hinweis zur Selbstliebe als Voraussetzung für die Zuneigung eines anderen Menschen schmerzt. Von ihr kann ich ihn annehmen und dem Schmerz des eigenen Unliebe begegnen. Schon die Berührung von meiner Hand auf meinem Körper lässt die Tränen hervorquellen, an manchen Stellen löst sie Übelkeit und an anderen Krämpfe oder Zittern aus. Ihre Erfahrung und Klarheit richtet mich aus im auch damit okay sein. Eine der vielen „Sterbenächte“ mit Schlaflosigkeit im Wechsel mit Alpträumen, die mich zwischen Leben und Tod beuteln wird mir ewig unvergessen bleiben. Sie hörte mein Wimmern und kam erst noch distanziert mit „was ist los“ ans Spitalsbett. Ich wimmerte nur sprachunfähig. Sie blieb da, präsent stehend und irgendwann brach es aus mir heraus „ich bin so alleine“. Sie setzte sich an die Bettkante und wiederholte „es ist okay“ bis es mein System erreichte und ich ein „ich war so alleine“ flüsterte. Sie kam noch näher und flüsterte in mein Ohr „es ist okay“. Dieses Flüstern ist bis heute in jedem Moment großer Not da, es kommt aus dem Raum der Körpererinnerung. Als ich meinen Liebesurschmerz nicht mehr versteckte, sondern mich darin authentisch zum Ausdruck brachte, öffnet sich ihr Herz und strahlt durch die Funktion in der schönsten menschlichen Präsenz mir die mütterliche Zuwendung in die Verlassenheitsnot. „Zuwendung beginnt in der Peripherie (bei den Füßen und Händen).“ und „Liebe sollte sehend und nicht blind machen, bleib da bewusst und absichtslos in dir.“ sind tiefe Wahrheiten in die ich gerade hineinlebe. Ich brauche ein gewisses Maß an Balance im Nervensystem, um das realisieren zu können. Und wenn ich sie nicht herstellen kann und alles fehlt dann falle ich in schwarze Löcher der übelsten suizidalen Abgründe.

Ein Gedicht ist in diesen zahlreichen Nachtstunden zeilenweise hervorgekommen aus meinen Tiefen der erschöpften Verzweiflung es nicht hinzubekommen zu lieben und retour geliebt zu werden. Wie so oft, wenn ich meine Erwachsene brauche in englischer Sprache:

 

All is dark

I don´t know anything anymore. I feel ready to die.

Every physical pain is better than the emotional pain inside.

Maybe I can emotionally bleed to death.

I´m being tortured for livetime, because nobody cares.

I´m one of the nameless living death, because no one loved me.

Not even enough to keep this inner torture from happening.

The deepest pain is not felt by one but by seperate two.

I´m so dead inside there is nothing to be done with me.

I´m done with myself. I hate myself. A dead soul leading a deadly show.

This state pervades my entire body. The beast reigns over me.

The most powerful substitute for love is killing myself.

There is no way into love. I´m now ready to die.

Still I´m dragging out the pain of endless seperation.

I´m too sensitive, too hurt, too ashamed, too intelligent.

Attracting attention is evil. I´m evil. I´m a needy evil.

A sign that someone cares is all I need.

A touch to let me know that someone is aware of my tears.

Where is the tenderness for which I have always yearned?

I want human love as well! I failure to die without.

I want to feel closeness and emotional union.

I want to be inside of you loved one for the rest of my life.

This is the endless painfull cry for love in my ruins.

Without you I don´t exist. Please don´t leave me.

Don´t drop me. Stay, please stay with me.

 

Wohin mit meiner Liebe, wenn ich sie nicht auf mich richten kann, weil das zu schmerzhaft ist? Bei und in mir! Das bedrängen und überfordern mit meinen Liebesausdruck und Sehnsüchten stoppen und den Schmerz des abgelehnten und ungeliebten Kindes in mir konfrontieren. Kein Aspekt von mir verdient Ablehnung. Vielleicht ist alles Schreckliche im tiefsten Grunde das Hilflose das von uns Hilfe will. Es geht um Beziehungsaufbau zum Einsamen in mir. Meinem furchtbarsten inneren Anteil das Dasein erlauben. Weinen, trauern und den riesigen Ozean der Traurigkeit beatmen. Ich konnte die, die ich liebte nicht erreichen. Es geht darum die annehmende, offene, urteilsfreie Fürsorgliche zu werden für alle Scheißgefühle und Körperzustände. Heilung geschieht im immer mehr im Körper spürbare Gefühle erlauben. Dazu muss ich den Schatten – mich selbst – aus dem Verstandesraum der Wertung in den unlogischen Raum des Herzens bewegen. Keiner kann mir diese Verantwortung nehmen, nur eine regenerationsförderliche und sichere Umgebung anbieten. Das alleine ist schon sehr viel und nun in der Klinik erstmals gegeben. Hier brauche ich keine harte Schale, weil ich in einer schützende Schale meine Weichheit zulassen kann. Da ist Raum und immer wieder Pause in der die Trauer zugelassen und gefühlt werden darf. Es ist unglaublich hart und mir manchmal unmöglich alleine zu trauern. Dann warte ich Nachtstunde um Nachtstunde auf ein zweites Herz im Nichtwissen ob wer kommt und mir hilft ein paar Momente nicht alleine zu sein. Manchmal übernimmt mich dann ein größeres kosmisches Herz und der Raum flüstert zu mir „ich liebe dich“. Der Körper zittert dann immer noch in der Verlassenheit und gleichzeitig erfährt die Seele Halt im universellen Raum der Liebe.

Tiefe Trauer ist schmerzlich, unerträglich wird sie erst durch die Abwertung. Es geht nicht darum die Lebensgruben kleiner zu machen, sondern sich darin okay sein zu lassen. Das Lochdasein wird akzeptiert. Es wird mir erlaubt darin Geborgenheit zu erfahren, wenn ich die Fürsorge zulassen kann. Ich darf Gefühle und Empfindungen erforschen, die immer verboten waren, und muss sie nicht mehr kontrollieren, regulieren und wegmachen. Da ist die altbekannte Traumaurerfahrung des gottverlassen, allein im Universum seins und niemand schärt sich um mich UND gleichzeitig die neue reale Erfahrung der Fürsorge, des Nachfragens und Eingeladenseins dazu, das Herz von dem zu sein was ist, was ich im Moment bin. Wie mitten in einer Serie an Körperflashbacks meine Hände am Tisch nicht mehr realisieren und über aus dem Nichts auftauchende fremde Hände wie eins werden bis die Tränen spürbare Verbindung verkörpern. Gemeinsam die Hände eincremen und lernen, dass Fürsorge okay ist. Meine Hände kein fremdes Ding, sondern ein wertvolles Lebewesen mit einem ganz individuellen Subjekt dran handlungsfähig machen. Fürsorge zu lernen ist schmerzhaft, weil die Jahrzehnte der Fremd- wie Selbstmissachtung spürbar werden. All die Jahre habe ich mich Hautkranke notgedrungen eingeschmiert und nie etwas außer Taubes empfunden und es als lästig bedacht. In Präsenz alles spüren was da jetzt berührt wird lässt mich schwindlig, unsicher, zittrig Zuneigung spüren. Die Angst vor mir, vor Güte für mich, vor dem Zerfall des negativen Selbstkonzeptes wird ganz praktisch herausgefordert. Die alles entscheidenden Fragen sind: Lasse ich mich lieben, von anderen, von mir? Bin ich meiner Liebe würdig? Und werde ich irgendwann Sehnsucht nach mir empfinden?

Was ist das für eine Liebe, die mich selbst ausschließt? Liebe ist ein Geschenk ohne jedes Recht! Leben hat ein permanentes Rückgaberecht. Liebe hingegen ist kein Deal, sie beruht nicht auf Gegenseitigkeit. Es ist schmerzhaft, aber die Realität: Keiner muss mich lieben, nur weil ich ihn liebe. Liebe ist und sie ist bedingungslos.

Liebe ist die alles verzehrende und alles schenkende völlig unkontrollierbare Kraft, die auslöscht und Verbindung herstellt. Alles Andere in ihrer Strahlkraft verblassen lässt. In einem Wimpernschlag schleudert sie mich aus dem Himmel in den Morast des Kummers. Sie höhlt mich aus, hämmert sich durchs Fleisch, lässt mich bluten bis zum Kern der Qual „unerfüllt zu sein“. Sie gibt Hoffnungsfunken ein und lässt sie verlöschen. Hievt in den Olymp der Vollendung, nur um in völliger Willkür meinen Leib in ein Moor von Sehnsucht zu tauchen. Wenn ein erwiderndes Gegenüber da ist, wird das Dunkelste in warme weiche Berührung gekleidet. Ohne die Liebe ist alles nichts. Und nur die Liebe heilt. Hier und jetzt heilt mich die Liebe in Form von menschlicher Zuwendung und ehrlicher Fürsorge. Danke für jeden kostbaren Moment des bedingungslosen Berührens und Daseins!

Als Ergänzung ein paar Bildeindrücke aus der Kunsttherapie – mein absoluter Favorit an die Wand rücksichtslos großflächig gestalten – ins Zimmer holend meine Wahrnehmung sichtbar machen:

Meine Essenz
Mein getrenntes Selbst

Einblicke aus dem stationären Klinikaufenthalt zur Traumaheilung

Die zermürbende Wartezeit hatte ein datiertes Ende mit 26. April. Genau an meinem Geburtstag war ein Platz frei geworden. Ich war bereit, die Not enorm und die Zusage alternativlos. Nach dem Anruf wenige Tage zuvor kamen in Wellen erleichternde Tränen, nun endlich vielleicht erstmals Hilfe mit meiner kPTBS und einen Schutzraum in Aussicht gestellt zu bekommen. Gleichzeitig hatten Kopf und Körper reichlich Angst. Ich somatisierte stark und fokussierte darauf ja alle in mir so bereit und wach zu halten, wie mein erwachsenes Bewusstsein. Da glimmerte ein Funkten Hoffnung vielleicht erstmals emotional nicht alleine zu sein und zu lernen meine Bedürfnisse in direkten Kontakt zu bringen. Sprich eine Hochschaubahn aus Ängsten, Freuden und neu entflammten Hoffnungen gedrosselt durch einen zur Vorsicht mahnenden Verstand.

Die Ängste waren meist namenlos und nur wenige konkret, wie die Angst ausgeliefert gezwungen zu werden zu medikamentösen Behandlungen. Ich habe da so krasse Erfahrungen gemacht. Als Kind selbst im Spital fixiert und in Isolationsräumen eingesperrt werden, im Sauerstoffzelt festgezurrt liegen über Wochen, viele viele Male intubiert und extubiert werden, um zu schauen ob ich schon eigenständig atmen kann. Schmerzmitteln ausgeliefert sein, auf die ich überreagiere. Mit 6 wurde ich bei Krampfanfällen unbetäubt zur Rückenmarkspunktierung gebracht und habe dort so um mich geschlagen, dass es ihnen nicht möglich war und sie überall daneben gestochen haben. Mit 8 wurde ich festgehalten von vier Männern und von meinem mit Genitalwarzen übersäter Bauch alle gleichzeitig weggeschabt.

Ich hatte starke Ängste, dass etwas sehr destruktives mit meinem Körper gemacht wird und ich es nicht verhindern kann. Vor allem mag ich keine Psychopharmaka, vor allem keine Antidepressiva. Ich hab sie in der Not nach dem kompletten Zusammenbruch probiert, mein Körper genau die Leber hat die Arbeit fast aufgegeben. Das störte mein Selbsterleben so massiv und war unaushaltbar. Dazu kommt, dass ich bei meiner Mutter, Schwester, Stiefvater, Omas sehe/sah, dass sie nicht helfen, nur abdämpfen, sprich den Schmerz unterdrücken. Mein größtes Problem ist nicht an mein Fühlen ranzukommen, und die Medikamente nivellieren die Gefühle noch mehr runter. Damit habe ich gar keine Chance zu heilen. Ich möchte nicht komplett in eine totes Aushalten rutschen in dem ich mich zur Hälfte ohnehin seit Jahren befinde. Hilfe die Hilfe könnte alles nur noch schlimmer und schmerzhafter machen, wie so oft schon erlebt. Ich denke mittlerweile, Hilfe in einem gewaltvollen System (so würde ich das unsrige durchaus einstufen) wird auch immer Aspekte von Gewalt beinhalten. Gleichzeitig ist mir bewusst, dass unser System gespickt ist mit Privilegien, die andere Menschen nicht haben. Die äußere Komponenten sind kaum kontrollierbar. Und nun geht um die freiwillige Aufgabe von Kontrolle und die Erlaubnis zur Überwältigung im Inneren. Dazu gibt es auch eine geheime Sehnsucht wehrlos und ausgeliefert zu sein und dabei nicht verletzt sondern gehalten zu werden. Ich darf lernen mich aufrecht zu halten und das Außen loszulassen; stückweise wie ich es hinbekomme. Also vorab viel Angst und viel Hoffnung.

All die Energie habe ich genutzt um vorab in mir so klar wie möglich für das Aufnahmegespräch aufzudecken was in mir ist: Ich lebe im Traumaprogramm, des mich soweit Anpassens wie es aushaltbar ist und verstecken oder rebellieren, wenn ich das nicht mehr überlebe. Ich möchte meine eigenen Wahrheit sprechen und das macht mir viel Angst. Wenn ich mich ehrlich mitteile, kommt die ganze alte Scheiße hoch, dass ich das nicht darf, still sein soll, am besten gar nicht atme und aufhöre zu existieren, weil ich sonst zur Strafe verlassen werde. Ich möchte auf Augenhöhe sprechen. Ich bin mir voll bewusst, was meine Thematik (Kontaktverletzung heilen) und was der Weg (gehaltene emotionale Überwältigung erleben) ist. Ich habe mental begriffen, dass die Begegnung wichtig ist, aber die Wächter und jüngeren Anteile lassen sie nur ein wenig nach inneren Verhandlungen zu, und auch nur um es nicht noch schlimmer zu machen. Die Bemühung führt dazu, dass kleine Entladungen stattfinden. Diese mentale Steuerung des Zulassens ist keine Akzeptanz des Schmerzes. Ich habe einprogrammiert, wenn ich mich zeige, werde ich verlassen (und krank). Ich bin in der Eigenverantwortung mit viel Traumata im Gepäck hier. Ich will die Symptome nicht weghaben sondern heilen/integrieren.

Mir geht es um eine tiefe Transformation. Dazu muss ich an die Symptome rankommen und da sind Medikamente kontraproduktiv. Die würde meine gedeckelten Emotionen noch weiter unterdrücken. Mir geht es um die Öffnung! Ich merke, was das in mir auslöst und es ist eine tiefe Unstimmigkeit, wenn sie mir Psychopharmaka und Antidepressiva geben wollen. Weil ich mir klar bin, worum es geht. Ich möchte den Zugang zu meinen Gefühlen intensiv und bewusst erhalten. Ich bin bereit mich überwältigen zu lassen, egal was hochkommt. Ich möchte das forcieren. Es ist mir wichtig, weil ich weiß was da jahrzehntelang unterdrückt und nicht gezeigt werden durfte. Da ist viel Schmerz versteckt und unterdrückt aus dem mich nicht fühlend zeigen dürfen.

Mein Lernfeld ist es Gefühle in mir und mit anderen in Kontakt zu bringen. Ich möchte jemanden finden, der sich auf mich einlässt. Ich kann nicht alleine heilen! Ich weiß was da lauert, und das braucht eine professionelle Begleitung, die mich darin hält die Überwältigung geschehen zu lassen. Mein Schmerz braucht die emotionaler Überwältigung mit Selbstkontakt und in einem Feld der (bedingungslosen) Liebe. Die Heilung besteht darin, in einem wohlwollenden menschlichen Umfeld den Emotionen Raum geben zu dürfen. So dass die Gefühle aufgefangen werden und ich dabei Begleitung erfahre. Ist das in ihrem Sinne, können sie mir diesen Schutz geben, diesen Raum bieten und mich dabei begleiten?

 

Tja und was soll ich sagen, ja ein vollumfängliches ja von allen Seiten (Psychiater, Therapeutin, Bezugspflege). Alle, wirklich alle haben mir klar gezeigt, dass ich hier auf Augenhöhe mit ihnen bin und sie mir ihr Wohlwollen entgegenbringen. Medikamente sind nur der letzte Ausweg, zum Beispiel bei Suizidgefahr. Die Hausregeln sind human und der Lebensvertrag war leicht zu unterschreiben. Alles in mir hat sich eingelassen auf die Strukturen und klarerweise hat(te) der Körper massiv Probleme (Schlaflosigkeit, Verdauungsbeschwerden, Zwischenblutungen, Alpträume, Dissoziationen). Es ist emotional wild! Die Kraft der Verzweiflung wendet sich dem Fühlen zu nachdem alles andere gescheitert ist. Ich bitte immer wieder nach reichlich innerem Ringen um Hilfe. Für die Persönlichkeit ist die Selbsteinweisung an meinem Geburtstag der tiefste Kniefall vor meiner Hilflosigkeit.

Das Herz will leben lernen und ist umgeben von meiner Angst. Rumi meinte Liebe ist die Krönung und Kreuzigung gleichzeitig, das habe ich oft da. Und ausgerechnet die Liebe hat sich in einer Intensität auf einmal eingestellt, dass ich ihr völlig ausgeliefert bin, vor allem Nachts, wo mich die Sehnsucht und Einsamkeit zerreißen und verbrennen. Ich kann fast nicht schlafen, in guten Nächten drei Stunden. Mein Unbewusstes hält mich wach aus Angst vor den Zimmerkontrolle um 23, 2 und 6 Uhr, dazu ein enges Krankenhausbett und die Tatsache dass Gefühle überschlafen hier nicht mehr funktioniert. Alles berührt mein verlassenes Vieles, das sich selbst isoliert hat und alleine nicht mehr rausfindet in die Verbundenheit.

Anfangs passierte das einfach Losweinen nur „aus versehen“, wenn ich es absolut nicht mehr unter Kontrolle hatte, und dann waren da Menschen die mit mir atmeten bis die Welle durch war. Diese neuen Erfahrungen, ermutigten mich und irgendwann entwickelte sich eine gewisse Akzeptanz und Toleranz darüber die Tränen laufen zu lassen, es vor Menschen zulassen zu dürfen voller emotionalen Schmerz zu weinen. Ich gebe mir immer häufiger die Erlaubnis dafür und schaffe es mittlerweile, wenn auch noch selten, meine Tränen rauszulassen, auch wenn ich es noch kontrollieren könnte. Und wenn es passiert und ich es nicht mehr kontrollieren kann, versuche ich nicht mehr abzuhauen und mich zu verstecken, ich versuche da zu bleiben und es auszuhalten, auch wenn es manchmal noch so schwer auszuhalten ist. Ich habe mich bewusst dazu entschieden, in den Situationen dazubleiben und mich nicht allem und jedem und jeder helfenden Hand zu entziehen. Letztlich ist da gerade die Erkenntnis, dass ich mich emotional ignorierte und damit andere oft das selbe gemacht haben. Das was ich aussende kommt mir entgegen. Wenn ich, wie so oft, unterschiedliche Signale senden, wenn ich weine, werden auch jene um mich ambivalent. Während die einen inneren Anteile bitte „nimm mich in den Arm“, proklamieren andere „bleib mir bloß vom Leib“. So wissen viele nicht wie sie mit mir umgehen sollen, in solchen Momenten der massiven Trauer, weil niemandem fühlbar da ist (ich selbst manchmal auch nicht), hilft es, wenn ich lerne, mich klar zu spüren, was ich gerade brauche. Ganz tief in mir drinnen ist die Sehnsucht mit der Traurigkeit gehalten zu werden und außen rum viel Angstabwehr. Ich habe es noch nicht geschafft in so Situationen Worte hervor zu bringen. Es ist ein Prozess und hier kann ich üben, weil per se niemand gegen meine Emotionalität ist. Das großartig Neue ist: Trauer muss nicht mehr zu Beziehungsabbrüchen führen.

Meine unglaubliche Sehnsucht in die Arme einer wahren Mutter zu fallen zerreißt und verbrennt mich. So viel Liebe in der Brust unglaublich und kein Ankommen und genau damit in mir bleiben ohne Flucht- und Ausdrucksmöglichkeit. Es bleibt nur mehr das Hingeben an Vergeblichkeit. Da kommt keiner mehr. Das Unerfüllte und die Sehnsucht bleibt. Ich höre auf kindliche Bedürfnisse und Erwartungen an eine Mutter rauszutragen. Mich (aus)halten und offen sein, ob das wer anderer auch möchte. Genauso wie bei der Flucht verhält es sich mit der Suche, es gibt kein Ankommen!

Meine emotionale Instabilität und Intensität sind geblieben und zwar alleine. Mein Grundgefühl ist: Ich bin ganz alleine mit dem was ich fühle, selbst wenn Menschen da sind. Früher wurden meine Hochs gedrosselt und beschämt, und meine Tiefs nicht verstanden. Niemand ist mit mir emotional mitgeschwungen. Ich wurde nur bewertet und gemaßregelt. Daraus entstand eine innere Unverbundenheit, die wiederum permanente Unsicherheit und ein inneres Gefühl der Unzulänglichkeit hervorriefen. Die negativen Gedanken und Selbstbilder sind das Symptom meines komplextraumatisierten Wesens (und nicht die Ursache). Der Nervensystemzustand spiegelt wie was erlebt und darüber gedacht wird. Wie ich mich im Körper fühle – mein Nervensystemzustand – bestimmt die Qualität der Gedanken. Deshalb hilft mentale am Verstand orientierte Arbeit nicht, sondern nur jene, die im Körper mit dem gegenwärtigen Zustand des Nervensystems ansetzt. Konkret heißt das im Außen orientieren (ist es jetzt sicher) und die inneren Empfindungen präsent haben. Sicherheit wahrnehmen lernen und entkoppeln von den vergangenen automatischen Reaktionen auf Bedrohung. Moment für Moment mich innerlich mir selbst zuwenden und mit der Körperwahrnehmung verbinden (mit allen Anteilen auch den vermeintlich falschen). Ich selbst bin die Verbindung zu allem! Möglichst gleichzeitig, ansonsten im Wechsel, das was mich jetzt wirklich umgibt wahrnehmen.

Eingelassen auf die Strukturen von Essenszeiten und -inhalten, ganz klaren Hausregeln, nächtlichen Bettenkontrollen, Ausgangsanmelden, täglichen Gruppentherapien, umgeben von schwer komplex Traumatisierten wie mir voller einander gegenseitig triggern, Suizidversuche, Suchtdruck und Kollaps. Alle Nöte dieser Welt sind hier versammelt. Wie in einer brodelnden abgründige Menschensuppe ploppen die laufende Übertagungen hoch und gehen die Menschen inklusive mir in Projektionen unter. Jeder versucht sich selbst mal mehr mal weniger klar mitzukriegen, minimale Ablenkungen und maximale Unterstützung in der Selbstbegegnung. Medikamente nur auf eigenes Wollen (ja das kam schon vor in meinen beiden emotionalen Sterbenächten nach stundenlangen Wein- und Bauchkrämpfen begleitet von Blutungen und Herzrasen) vor allem jedoch sehr viel Augenhöhe und die tut gut! Traumheilung ist Augenhöhe und das wird hier gelebt.

  • Da ist ein grundsätzliches Wohlwollen für jeden. Die Wahrnehmung von Bedrohung ist eine Projektion aus meinem Inneren. Was sich in mir bewegt ist viel und kristallisiert sich mit:
  • Im Vordergrund steht hier und jetzt für mich die Transformation meiner Verletzungen. Radikale Akzeptanz an das wie und was ich bin und war. ES IST OKAY ist das Mantra.
  • Kontrolle abgegeben ist furchterregend und sooo erleichternd! Das Gegenteil von Kontrolle ist erstaunlicherweise nicht nur Kontrollverlust, sondern auch das Erleben von Vertrauen dürfen.
  • Gut fühlen bedeutet Gefühle bejahend fühlen – ES IST OKAY DU DARFST IN MIR SEIN – und schlecht fühlen bedeutet die Gefühle die da sind nicht fühlen. Ich bin so unfassbar feinfühlig und hier ist die Chance mich mit meinen Gefühlen einzubringen.
  • Ich muss mich ernst nehmen in meiner Not. Traurigkeit macht man nicht weg! Meine Tränen sind mir wichtig und hier dürfen sie Raum haben, vor allem in mir, manchmal auch in Kontakt.

Im Moment sinke ich ein in die Hingabe ans Aufgeben. Aufgeben Nähe und Kontakt steuern, kontrollieren und gestalten zu wollen. Aufgeben was heilen zu wollen. Aufgaben meine Wahrnehmung anders haben zu wollen. Es ist ein mich dem Aufgeben hingeben und immer wieder rausfallen ins alte Kämpfen, Flüchten, Dissoziieren, Verstecken. Im Forcieren und Zurückhalten meiner Selbst mitkriegen wie viel Schmerz ich mir selbst damit zufüge. Die Härte gegen mich fühlen ist brutal. Selbstekelschübe! Geboren werden ist eine Krankheit. Ich bin verlassen und überlebe das heute (kurzfristig). Früher stimmte „ich werde verlassen, also sterbe ich“, heute lebe ich trotz der Einsamkeit. Ich wurde verlassen und habe das bereits überlebt. Das mich selbst verlassen ist die bodenlose Hölle in der mein Verstand davon überzeugt ist, dass ich ohne Beziehung sterben werde. Untertags kann ich diese Not mit Mühe als Erwachsene in mir halten. In den Nächten übernimmt sie mich und ein prolongiertes hilfloses Sterben breitet sich aus. Alle Notprogramme sind aktiv und es hängt mich auf im verlassenen Sterben. Ein schmerzhaftes Schreien in meinen Ruinen. Ein Feststecken in Todesqualen ohne Erlösung in Form von Wein- und Bauchkrämpfen abwechselnd mit dem erstarrten Kollaps. Mein Körper gibt mir mit Schmerzen ein Gegenüber. Er hilft mir darin nicht ganz alleine zu sein. Der emotionale Schmerz ist so viel schlimmer als jeder physische Schmerz, den ich je hatte. Ein rettungslos verloren in mir selbst sein. Das Einzige was da rausholt sind die nächtlichen Bettenkontrollen, wenn sie achtsam und präsent mich mitkriegen und berühren. Da ist dann die Magie, dass eine Kontrolle zur Fürsorge wird und Kontrollverlust zu Anvertrautsein. Der tiefste Schmerz ist nicht alleine fühlbar, nur zu zweit.

In aller innerer Hässlichkeit vor mir stehen und wenn es wer wagt mit da zu sein auch vor einem dir. Es gibt kein Entkommen von dem was ist. Selbstverbesserung und -kritik machen Drama und sind die Symptome (nicht die Ursache!) der Traumatisierungen. Teile von mir sind hochsensibel fürs Verlassenwerden. Sie kommen in Todesnähe ohne Zuwendung! Nur wenn ich da nicht komplett reinrutsche, kann ich realisieren, dass ich, wenn ich verlassen werde immer noch mich habe. Gehalten, nicht geheilt, hör ich auf damit, mich in Ordnung zu bringen, oder erwecken zu wollen. Das Loslassen dieses „LOS-LASSEN“ beenden. Heilung ist kein Ziel. Schmerz, Sorgen, Zweifel, Sehnsüchte, angstvollen Gedanken, das alles sind keine Fehler. Das alles will nicht geheilt werden. Alles will gehalten werden. Hier, jetzt und in den liebenden, heilenden Armen des gegenwärtigen Moments. Mal ist der Moment der Erdboden, dann die gemauerte Wand oder Baumstamm, ein anderes Mal ein atmendes Wesen und dann wieder ein Fall ins Nichts. Dann bin ich alleine in meinem Horror und reinszeniere sogar hier mein Verlassensein, um wieder zu erfahren, wie ich in großer Not alleine gelassen werde. Und auch das ist okay. Irgendwann geschieht wieder Kontakt und ein paar Augen blickt pur und direkt in meine. Nur um mich zu erinnern, dass nicht nur es, sondern auch ich genau so okay bin. Selbst weinend, kotzend, blutend, zitternd, sprachlos in meinem Bett. Vielleicht wird etwas in mir nie Ruhe geben. Ich kann nur die Haltung zu mir wählen.

ICH BIN DER RAUM IN DEM ALLES GENAU SO DA SEIN DARF WIE ES IST. Und das hier war für die Vorstellung ein Alptraum und in der erlebten Realität der beste Ort an dem ich sein kann. Danke, dass ich da sein darf. Tief getroffen vom eigenen Schmerz und von einer unglaublichen Liebe, für die ich keine Worte habe. Ihre Spuren bekommt meine Bezugspflegerin und Therapeutin mit. Schon die sind zu viel für meinen kleinen Raum. Grandios sind die Momente wo ich mich auch im Lieben für Momente zeigen kann egal wie dann die Reaktion ausfällt. Das einzige was heilt ist die Liebe und ich kann sie fühlen. Menschen kommen und gehen; die Liebe, die ich zu ihnen fühle bleibt. Es gibt etwas das in mir bleibt! Und das ist ausgerechnet das Lieben.

Was hilft dir? Ein Plädoyer für Coregulation und das Eingeständnis „ich kann es nicht alleine“!

Immer besser scheitern, bewusster mich erleben, klarer benennen was geht und was nicht, vor allem mir eingestehen was ich spüre an Zuständen, Bedürfnissen, Grenzen, Wollen und Abwehren. Noch vor dem Erlauben braucht es das Wahrnehmen und mir Zugestehen so bin ich gerade wirklich.

Gefühle sind soziale Kräfte und haben Botschaften, die einen Resonanzraum brauchen, um auftauchen zu können. Heilsam ist eine gefühlsoffene emotionale Begegnung mit gegenseitigem Interesse. Im Schmerz bezeugt werden statt mit Reperaturversuchen belangt. Alles und alle die mich ermutigen und begleiten darin den Körper zu spüren und entschieden zu lassen.

Damit (m)ein verletzter Mensch heilen kann, muss der Mensch im Mittelpunkt stehen! Im Kern hilft (mir) den Raum gehalten bekommen fürs Spüren und Fühlen. Also ein emotional offener Mensch der mitfühlt und ein Gespürtwerden erfahrbar macht. Ein Mensch der mich auch in meinen Verletzungen und Abwehrmechanismen nicht ablehnt, sondern mir erlaubt von Mensch zu Mensch ganz da sein zu können.

Zentral ist die emotionale Offenheit für mich, weil die in mir am meisten verschlossen, abgelehnt, unterdrückt und beschämt ist. Einer der vor meiner Mauer campiert und bleibt wenn ich den Abgrund hinuntergespült werde. Loslassen ist ein Arschloch bis es genau das sein darf, ein notangespanntes Arschloch. Und spürbar okay ist, dass ich zu unsicher fürs Einlassen bin. Der Zwang immer zu schützen und abzuwehren scheint nicht zusammenbrechen zu können. Jemand der okay damit ist, sich dazu hockt und mit mir zusammen die beschissene Aussicht bewundert, bis vielleicht irgendwann wieder genug Sicherheit da ist, um was einzulassen. Das sind so viele Verletzungen, so viel Unsicherheit, so viel Aufruhr die sich nur danach sehnt, dass da jemand einfach still daneben sitzt und eine Schulter anbietet. Wirklich da sein und okay damit wie es ist, ohne eine Vorstellung davor zu stellen. Das ist heilsam, auch wenn es mir unangenehm ist. Ich will mich emotional verbunden fühlen und brauche einen Menschen der meinen krassen Raum halten kann und will! Ich kann jeden Raum für Andere halten, aber ich kann mir kaum Raum geben und halten.

Der Körper gewinnt immer. Ich kann das Ganze nicht kontrollieren. Schmerzen, Dysfunktionen sind die Sprache des Körpers, um auf mich aufmerksam zu machen. Ruhig sein bedeutet nicht entspannt zu sein. In mir ist die Körperhülle oftmals ganz reglose Festigkeit und innen drinnen zittert alles in Daueralarm. Da braucht es zuallererst Annahme und mehr Verbindung (zu mir und einem sicheren Anderen). Sprich Sicherheit im eigenen Körper und in der Umgebung, statt Druck, Anweisungen und „weg haben wollen“. Ich brauche dann weniger im Nervensystem statt mehr, jedes rausholen wollen macht es nur noch schlimmer. Ein offener Mensch der da ist ohne was zu wollen und an den ich mich wenden kann reicht aus. Ich brauche da nichts besonderes, nur ein Gegenüber, das da ist und mich in der Wahrnehmung ernst nimmt und begleitet.

Co-Regulation wird viel zu wenig thematisiert. Wenn jemand ruhig und mitfühlend neben mir sitzt, macht das oft viel mehr innen als “das Thema besprechen”. Beim Reden ist kaum Raum fürs Fühlen. Spürst du dein Gesagtes ist die beste Frage die mir jemand stellen kann, vor allem wenn dann auch noch Raum gegeben wird das gemeinsam zu entdecken. Wenn mal jemand “mitschwingt” meinen Wahrnehmungen und Raum dafür hält, kann ich mich immer öfter und besser zulassen.

Schmerz ist kein Heilmittel per se. Er kann notwendig sein, um die alten Erfahrungen neu zu betrachten und zu integrieren. Dies geschieht allerdings nicht durch das Erinnern und Erzählen, sondern durch den tiefen Kontakt mit mir selbst und dem Gehaltensein durch Mitmenschen. Gehaltensein meint hier nicht zwangsläufig ein körperliches Gehaltenwerden, obwohl dies sehr heilsam sein kann. Es meint ein Gehaltenwerden im Sinne von: Jemand hält meinen Schmerz mit mir aus, sieht mich, bezeugt meine Wahrheit und kann fühlen, was der Schmerz in meinem Leben bedeutet. Jemand ermöglicht neue heilsame Erfahrungen des Nicht-mehr-Alleineseins. Dieses Coregulieren ermöglicht mir einen Erfahrungsraum der nicht zwischen Rigidität und Chaos pendelt, sondern so sicher ist, dass ich in meiner Unsicherheit mit allem da sein kann.

Im Schmerz bezeugt werden ist ein Segen und viel besser als jeder Versuch mich zu reparieren. Alles bricht auseinander, keine Referenzpunkte mehr und damit bin ich nicht alleine. Da ist jemand mit dabei ohne mir zu erzählen wie ich mich optimieren könnte. Sprich Menschen die in der Lage sind sich selber zu regulieren und dafür bereit mit mir mitzuschwingen. Co-Regulation ist das Einzige, was mich phasenweise in ein reguliertes Nervensystem bringt. Ein zweites Nervensystem zum Andocken ist großartig! Da kann ich mir dann Sicherheit ausborgen und wieder in mir durchatmen.

Mein Menschlein, das am Abgrund steht und die Kapitulation erlebt, braucht niemanden, der mich von der schwärzester Dunkelheit zurück ins Licht zieht, sondern einen, der an meiner Seite verweilt und die Dunkelheit aushält. Einen, der da ist. Nach Bedürfnissen fragt. zuhört oder in Stille den Raum hält. Anker ist. Mit dem ich zu nichts werden darf. Eine Gebärmutter des Nichts. Okay mit dem da kommt nichts.

Wenn mein Innerstes offen daliegt und alles verletzlich ist, brauche ich jemanden, der diese Überforderung mit größter Behutsamkeit wahrnimmt und der die Fähigkeit besitzt, dem Leid mit Mitgefühl und innerer Weite zu begegnen. Jemanden, der nicht in den Wellen mit untergeht, weil er geübt darin ist mit starken Empfindungen zu sein. Da ist meine fundamentale Angst in dieser Welt nicht überleben zu können und da ist jemand der mir den Raum hält, Sicherheit borgt und wartet bis mein System realisiert, dass es sicher ist ich (mit Gefühlen, Bedürfnissen, Grenzen, Wünschen) zu sein.

Geholfen hat mehr Menschlichkeit erleben als Techniken kennen zu lernen. Die diversen Techniken im Umgang mit mir selbst (und anderen) sind eine zeitlang gut und haben alle Grenzen, an die ich auch zuverlässig gestoßen bin. So kam zum Beispiel von keiner Seite eine Warnung, dass die Tresorübung problematisch werden kann, wenn man wirklich gut dissoziieren kann. Alles, was ich reingepackt habe, war unwiederbringlich weg. So bin ich irgendwann dazu übergegangen aufzuschreiben, was genauso wirkt, wie der Tresor, aber nachlesbar ist.

Ein anderes Phänomen ist der für mich ominöse „innere sichere Ort“ so oft habe ich mit allen möglichen Versionen und auch Begleitungen versucht einen solchen herzustellen. Vergeblich, phantasieren von einem möglicherweise sicheren Ort ist möglich, nur spür ich davon nichts im Körper. Der reagiert nicht auf Wahnvorstellungen von Sicherheit. Die bisherige Realität ist, dass mein Körper kein sicherer Ort ist. Wenn ich in den Körper mit der Aufmerksamkeit gehe oder in im präsent bin, dann ist es unsicher bis angsteinflößend. Da ist ein vor dem Körper kapitulieren und anerkennen: Mein Körper war und ist nie sicher. Das Nervensystem kann Sicherheit nicht hervorbringen vor allem nicht in Gegenwart von Menschen. Und dennoch ist es der einzige Weg in die Verkörperung zu kommen, weil jedes Mal wenn ich aus dem Körper raus bin, überlasse ich ihn der Situation und mache mich selber ohnmächtig.

Da ist also große offene Bereitschaft für das Gefühl eines sicheren Raumes in meinem Körper. Bisher sind es noch unverkörperte Ideen des sicher Seins. Ein Phantasieren von Präsenz mit allem, jedes Gefühle bekommt Raum ohne Unterbrechung und Druckausübung, Halt für meine Natürlichkeit ohne Bemühungen, mit Rückzugs- und Kontaktmöglichkeiten. Ich darf kommen, wenn ich bereit bin. Alles darf da sein und alles gehen. Alles darf ausgedrückt werden ohne dafür ausgeschlossen zu werden. Da ist Raum dafür überall hinzusehen und hinzufühlen.

Was mir innen wie außen gefehlt hat waren echte Gefühle in Kontakt zu erleben. Ein Erleben von „ich kann wund überleben“ und es ist mir erlaubt „mit allem da zu sein“. Über Worte komme ich nicht ins Fühlen und das zu verstehen hat viele Jahre gedauert. Bis ich wirklich geschnallt hatte, dass Traumaerinnerungen den Zugang zum Sprachzentrum kappen, war schon viel Frust und Selbstanklage geschehen. Mitgefühl ist etwas, das hilft. Von Außen als Beistand, als Anerkennung, dass das, was erlebt wurde wirklich schlimm war. Auch in Form von Worten, dass das, was damals normal war, nicht normal ist. Jetzt das Mitgefühl zu erfahren was früher fehlte ist heilsam.

Von außen gefehlt hat auch wohlwollender Körperkontakt, ein heikles und missbräuchlich benutztes Thema. Dennoch ist klar, dass ich Körperkontakt brauche. In mir passiert viel übers Spüren am Körper sprich Berührung. Normalerweise halten sich alle Therapeuten extrem mit Körperkontakt zurück. Also bleibt nur mehr bei Freunden die Bedürftigkeit zu benennen und den Mut aufzubringen zu fragen (nach einer Hand, einer Umarmung). Mir hilft es sehr, wenn das geht. Ich brauche es, um spüren zu können, dass ich mit der Welt / anderen Menschen verbunden bin. Die Berührung gibt mir eine Präsenzerfahrung und aktualisiert die endlose Einsamkeitserfahrung. Ohne mentale Verbindung zu erzwingen geschieht sie Körper zu Körper rein aus der Tatsache das beide Erde sind. Berührung (auch von mir selbst) bewusst als Geschenk statt als Forderung (a la sei still, wein nicht, hab Lust) oder benutzend für die eigenen Absichten. Berührung die Atem lässt und meinen Gefühlen Raum gibt. Nicht absichtslos (!) sondern als Einladung für mich im Körper da zu sein.

Liebe braucht es wohl, nur von Liebe habe ich keine Ahnung. Die wenigen Male die aus mir ein „ich liebe dich“ kam meinten „du bist als Ganzes eingelassen“. Das war schmerzhaft. Vielleicht weil ich dir erlaubte mit allem da zu sein und es mir selbst verbot. Noch hilft mir Liebe wenn dann unbewusst. Sei schmerzt, überwältigt und fehlt gleichzeitig in mir. Ich bekomme Panikattacken, wenn zu viel Liebe im Raum ist.

Meine Medizin ist es unentschuldbar ich selbst zu sein und mit meinem Selbstausdruck zu berühren. Vor allem mich selbst. Zur Verfügung gestellte Mitmenschlichkeit ist die größte Unterstützung im mir begegnen. Zuletzt hilft es Ausdruck zu finden – bei mir ist das meist schreiben manchmal malen – weg von “ich möchte was erschaffen” hin zu “ich möchte Ausdruck finden, egal wie”- Dabei nicht wertend drauf schauen, sondern Wertschätzung lernen, dass ich versuche das auszudrücken, was noch keine Worte gefunden hat.

Ein Beispiel aus dem Alltag:

Mein langjähriger Osteopathenfreund zu Besuch und ich ihn ehrlich mit meiner innerlichen dauersurrenden Angst sowie der ruhigen äußeren Erscheinung meines Seins willkommen heißen (statt mit Symptomen nach dem Beinbruch, von der Augenerkrankungen usw. zu belangen). Er blieb 😉 und wir zusammen damit wie es ist. Eine sichere Begegnung und ein unsicheres aktiviertes nicht beruhigbares Inneres. Zusammen nichts tun, sitzen und spüren, Erfahren teilen. Er seine tiefe Stille und oberflächlichen Gedankenstrom, ich meine oberflächliche Stille und darunter Körpergewusel. Der Parasympatikus (Vagus) bekommt nicht Raum weil immer was alarmiert in mir rumtut. Also den Sympatikus in mir zitternd fließen lassen, einfach weil ich eh nicht anders kann.

Im Lauschen seiner tiefen Stille, die mir ab und zu mit Worten zugesprochen kam, irgendwann auch in mir wahrnehmen wie noch weiter drinnen innerhalb im Zellkern ganz winzig diese Qualität da ist. Gleichzeitig wahrnehmen von stiller Kern, ängstlich zitterndes Fleisch und ruhige Oberfläche.

Ich bekam im realisieren das Bild einer Birne, wo die Haut das angelernte ruhig Halten, das Fleisch die ängstliche Masse und ganz drinnen die Kerne eine feste Stille zusammen die ganze Frucht ergeben. Er mit seinem männliche klaren Sein, na großartig, dann kannst du ja wählen worauf du den Fokus richtest und das andere einfach auch da sein lassen. Und ja das ging, ich hab eine Richtungsentscheidung, eine Wahlmöglichkeit! Die mag ich jetzt noch öfter verkörpern in Begegnungen. Voll spannend zu erleben wie das Angepasste, Traumatisierte und was echt Stilles gleichzeitig in Kontakt wahrnehmbar ist.

Irgendwann vielleicht wird die Schale ganz natürlich verwesen, das Fleisch verdaut (die Traumaenergie integriert) und übrig bleiben die Kerne, die dann je nachdem in welche Erde (Umgebung!) sie fallen eingehen bis auflösend zerfallen wie erschaffen was angelegt ist.

Die Welt ist nicht zu verstehen, sie ist zu spüren. Ich brauche die eigene Erfahrung, meine eigene Wahrnehmung. Wenn die in Kontakt Zeit und Raum bekommt, bin ich am heilen anstatt mich wie sonst mit Heilung zu stressen. Da ist dann zwar noch immer auch der Stress aber nicht ausschließlich. Dann bin ich mehr das Fließen und nicht so sehr das was Wellen macht.

Gottesvergiftung

VerHERRLICHUNG ohne Menschlichkeit… Anstrengen (trag dein Kreuz) versus Zärtlichkeit (leg dich darauf in den Strom)

Aus dem Malabend in der survivor queen community mit Bebilderungsversuchen des Themas Heilung vorletzte Woche ist viel ins Bewusstsein gekommen. Warten auf Bilder in einer unruhigen Leere brachte zarte Bleistiftstriche, die zu einer Tiefseequalle wurden und sich lange jeder Farbe widersetzte bis dann doch etwas vorsichtige Buntstiftfärbung dazu kam. Ahnungslos damit da seiend wurde bemerkt, dass ich mit Zärtlichkeit am Werke war. Der Kern war nicht die Form, sondern die Qualität der Zärtlichkeit und des Strömens, die meinem System heilsam wäre/ist. Gesund werden ist kein Projekt und darf nichts mit Leistung zu tun haben. Niemals. Heilen ist Hingabe und keine Optimierung. Die Idee „sei die beste Version von dir selbst“ ist eine Praxis des Selbsthasses.

Da war erschreckte und ist tiefe Dankbarkeit mich zu beobachten unter dem Fokus „wie kann ich zu mir zärtlich sein?“. Die Essenz jenseits der Form, die sich gezeigt hat, die Zärtlichkeit, bewegte mich durch die Tage. Immer wieder war sie da im Außen bei Anderen sichtbar. Im Fließen des Wassers über die Hände, im Aufblühen rund um mich, in offenen Blicken die direkt in meine Seele Rührung bewirken, in 5 Rhytmen Tanzräumen mit all diesen schönen Wesen in ihren Bewegungen sehen und weinen ob der sichtbaren Zartheit. Die Menschen jetzt in meiner Welt sind zärtlich, nur ich kann das nicht in mir für mich fühlen.

Ich lerne mich dem Gesunden in mir zu zuwenden und bemerke meine menschliche Hilflosigkeit als leistendes Programm angetrieben vom Bemühen. Ein paar kindliche Alltagsanweisungen: Streng dich an mehr (aus)zuatmen und genug Luft zu bewegen, sonst brauchst du Beatmung. Reiß dich zusammen und lass das Kratzen, sonst wirst du festgebunden. Streng dich an hinterherzukommen, sonst bin ich weg (geradelt, gelaufen). Schrei nicht so, weine nicht rum, hab keine Angst, pass auf. Du bist zu empfindlich also hör auf mit spüren und spure.

Mein erlerntes über meine Körperempfindungen Denken macht tief traurig. Meine Emotionen richten sich automatisch gegen mich, statt in den Ausdruck zu finden. JETZT gerade nicht, weil ich hier schreibe. Im Moment kann ich wieder auf mich aufmerksam machen.

Ein schmerzhaftes Bewusstwerden ist nun so richtig klar da: Ich habe auf meinem Heilungsweg mit dem selben Programmen auf meinen Körper eingewirkt, die mich krank gemacht haben. Das „Anstrengen, mich mit Druck anders machen“ im Projekt „gesund werden“ fortgesetzt. Jetzt sehe ich wie ich mein Überlebensprogramm des Anstrengens in allem bis zur Selbstvernichtung durchziehe. Ich bin bereit meinen Körper zu Tode zu quälen, um zu heilen. Total absurd und ein Leben im Bestrafungsritual ansetzend beim Abweichen vom Empfindungsausdruck. Viele in mir sind überzeugt, dass wenn ich aufhöre mich anzustrengen, alle recht bald sterben. Mir ist klar, dass das verrückt ist. Meinem Geistwesen ist klar, dass Menschen nicht nicht aktiv loslassen können. Es geschieht durch Gnade, wenn das was hochkommt (wie bei dir Schmerzen und Widerstand) Raum bekommt. Egal was da ist, wenn es weg soll kreiiere ich Trennung. Den Widerstand des gegen meinen Körper Seins, ist zuspüren ohne ihn weg haben wollen. Unter dem Widerstand ist die Angst und ich lerne alles durch meine Ängste.

Unzählige flashbacks in meine diversen Nahtoderlebnissen kamen über die Woche zu Tage (primär in nächtlichen Erstickungsanfällen) und waren erstaunlicherweise unangenehm ohne zu bedrohen, weil sie mir die Erinnerung zurückbrachte, dass mein Körper sterben kann und sich da richtig gut bewegt in den Bereichen nahe des Todes. Genau die richtigen Hormone werden ausschüttet, die peripheren Bereiche taub, der Atem immer flacher, alles lähmt, nur die Brüste, die ich sonst nie spüre, bleiben fühlbar lassen und einen Selbsthalt einsetzen. Ein immer wieder Erleben von jüngeren Anteilen, die überzeugt waren, jetzt zu sterben, genauer zu ersticken (oder erstickt zu werden) und darin völlig okay waren.

Also mein Körper kann sterben, da brauche ich mir keine Gedanken machen. DAS LEBEN SORGT IM STERBEN FÜR MICH. Im Todesstrom ist Ruhe und es ist friedlich da. Nur im Leben ist immer ein Ringen, Versuchen, Bemühen, Üben. Ich würde so gerne das Ende der Anstrengung vor dem Sterben erleben. Nur wirkt im restlichen Leben eine Art Gottesvergiftung in mir. A la „wer sein Kind liebt, züchtigt es“, „du liebes Kind, du liebes Kind, auf dass die Teufelsbrut verschwind“ und abzielend auf „ich (meine Bedürfnisse, Wünsche, Gefühle, Empfindungen) muss weg, damit du (Gott, Gottesstellvertreter) ewig (über)lebst“. Dies macht mich blöderweise wütend auf mich selbst und mein Erleben richtet sich gegen mich. Einzelne inneren Kinder sind auch richtig zornig nach außen zu alle den Menschen die sich hinter Gott (Gottes Wort) versteckt haben. Was für eine scheiß VerHERRlichung ohne jede VerMENSCHlichung!

Zurück zu mir: Da ist ohne Anstrengen eine Leere, absolute Sinnlosigkeit, ein prolongiertes Warten. Aufwachen und der erste Atemzug ist schon zu viel, weil Existenz keinen Sinn macht. Nur um im Körper zu sein, muss ich mechanische Arbeit verrichten. Ein allumfassendes „ich mag mich nicht mehr anstrengen“ und hab keine Idee wie dann Leben erhalten wird. Die Atmung ist so anstrengend (wie als Kind), ich möchte manchmal nicht mehr atmen müssen.

Ich fühle viel Verzweiflung und kann mich darin nicht ertränken, sprich sie wirklich zulassen. Selbstvernichtung nur, um nicht zu erleben „vernichtet zu werden“. Das Ego exekutiert sich aus Angst selber, nur um nicht von wem auch immer als Gott in Erscheinung tretende Instanz gerichtet zu werden. Ich vermute das macht wenig Sinn und das ist okay. Ich möchte nur was ausdrücken um nicht in mir zu ersticken mit den erkenntnisreichen, umsetzungsarmen Erfahrungen. Auf jeden Fall mangelt es mir an konstruktiver Beschäftigung mit mir selbst und es ist sehr gut, dass ich bald die gute zwei Jahre lange Wartezeit auf den Klinikplatz geschafft habe.

Mein Zug fährt bald in den Endbahnhof, die Klinik Eggenburg, ein. Vielleicht ist da ein anhalten und endlich den Lebenskampf aufgeben. Nirgendwo mehr hin müssen und von mir nicht mehr weg gehen. Aufgeben dürfen, Kapitulation erfahren und das „ich kann nicht mehr“ realisieren ohne damit alleine gelassen zu werden. Ob dann noch was kommt, kann ich nicht sagen. Es fühlt sich wie ein Ende an.

Ich bin schwer zu führen/halten (sowohl für mich und noch mehr für andere) noch dazu in die Kapitulation und sie ist dran und zwar nicht nur temporär sondern rettungslos. Das Maß an Leid ist übervoll. Alles ist reif für die Kapitulation. Es ist sehr berührend, wie verletzlich und wehrlos ich im Moment bin. Nun ist die offene Bereitschaft soweit reif, um mich damit in Kontakt zu bringen. Bisher war da immer ein Empfinden ich brauche jemand, der mir die Hand hält im Aufgeben, vielleicht ist die nun da. Auf jeden Fall ist der Antrieb die Angst viel kleiner als die Hilfsbedürftigkeit.

Das einzige was wichtig ist, ist die Wahrheit des gegenwärtigen Augenblicks. Egal woher was kommt, wenn es Relevanz hat, zeigt es sich jetzt. Ich muss nichts mehr tun.

Danke fürs Lesen und ab und zu mit mir sein.